so mein letztes gelpantes Posting in diesem Fred:
Wir kommen zum Finale meiner eigenen Erfahrung mit Klassischer Musik, wie könnte es anders sein mit Beethoven und (schon wieder) Bach:
Um ein auch wie gehwohnt hier vorher "was" zu erzählen, fangen wir an die Begrifflichkeiten Einzuführen: In der Klassischen Klavierwelt besteht die "Bibel" aus Beethovenschen Klaviersonaten, 32 an der Zahl, fungierend als "das Neue Testament", Bach hingegen mit dem "Wohltemperierten Klavier" Band 1 und 2 bildet "das Alte Testament".
Die Begrifflichekit stammt auch nicht von mir, das ist etabliertes Vokabular in entsprechenden Kreisen...
Ohne sich näher darüber auszulassen sind diese Begriffe aber _sowas_ von Bedeutungsschwanger ... und zeugen irgendwie von gesundem Humor
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Neues Tesament. Ich würde sagen, verständlich geschreiben, klar gefasst, offensichtlich, dass da ein Gehalt an Wahrheit verborgen liegt, nicht offensichtlich zwar, aber man erahnt, ohne einen genaueren Blick nötig zu haben, dass hier RICHTIG was geboten ist.
Wenn ich hier alle meine "Lieblinge" anführe, werden hier Listen von Satznamen stehen, die alle durchzuhören, ich niemandem zumuten will. Deshalb hier nur einzelne Besonderheiten des Besondersten genannt:
Obwohl es natürlich "nicht geht" sogar einzelne Sätze herauszureißen - ich "gestehe" ich höre selbst nicht immer die ganze Sonate am Stück - werd' ich wirklich nur einzelne Sätze der mir liebsten Sonaten namentlich aufführen:
Ein unglaubliches muss: Der
Kopfsatz der Pathetique.
Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll...
klar gefasst, offensichtlich, dass da ein Gehalt an Wahrheit verborgen liegt, nicht offensichtlich zwar, aber man erahnt, ohne einen genaueren Blick nötig zu haben, dass hier RICHTIG was geboten ist.
Wenn wir (später) dazu im Gegensatz das Alte Testament kurz anschneiden... ist vielleicht klar was ich meine.
Allein das "Grave - SCHWER" die Eröffnung, bis zum Übergang im Video bei 2:00 wenn das Geratter losgeht, wenn es fließt und STÜRMT UND DRÄNGT, wenn es bebt und schaudert und vor EMOTION ÜBERLÄUFT.
Vom Technischen Anspruch DIESE SCHEISSE ZU SPIELEN kein Wort - alter Falter. Wenn man einmal dieses Werk durch einen Menschen in eine Klaviatur sich wie eine Lawine ergeben sieht -
Das Stück ist noch keine Höchstschwierigkeit (d.h. man kann als professioneler Pianist das Ding durchaus mehrere Male am Stück spielen, ohne an eine
körperliche Grenze der Erschöpfung (!) zu stoßen.) Trotzdem eine Unglaublichkeit an Menschlichem Wunderwerken.
Übrigens "weiß" auch keiner ob das "Grave" in voller Länge zu wiederholen ist oder nicht. (Wir sind im Video and er Stelle 3:47 und Stellen uns die Frage: nochmal ganz von vorn oder bei 2:00 weiter?)
Es steht ein Wiederholungszeichen irgendwo, es steht aber nirgendwo der Doppelpunkt vor den dicken Balken, sodass jemand wüsste, wo der Meister gedenkt dieses Ding nochmals beginnen zu lassen.
Der (fast) Konsens heißt den Pianisten das Grave nicht zu wiederholen, hat auch Sinn - dadurch entstünde ein arger Bruch, der den Fluss des Stückes durchaus in eine Furt führt.
Genauso hat es aber Sinn das Grave zu wiederholen - die harmonische Bedeutung die vom letzten Akord vor der Widerholung zum ersten Akkord des Grave Teil führen (würde) wäre ohne Zweifel immenser, bedeutungsvoller als nach dem Grave erneut "anzufangen".
Nochmal andererseits, kommt eben dieser Übergang ohnehin im Stück vor ... (5:29)
Ich behaupte einfach mal frei heraus, der Beethoven war ein mega Scherzbold], nebst dem mega Exzentriker, der bemüht sich absichtlich nicht um Eindeutigkeit und amüsiert sich köstlich, eben keinen Anfangsdoppelpunkt zur Wiederholung zu setzen, hinterlässt die Nachwelt in Ratlosigkeit und schenkt ihr gleich 1.5 Sätze anstatt nur einem.
Immer noch neues Testament. Ich verzichte viel zu schreiben und geb nurnoch Wikipedia links, wo Vieles steht,
viel Gutes, viel naja, viel Überflüssiges und leider auch nie Genug. Genug aber in sofern dass es beim Lesen allein Lust aufs Hören macht. Und oft wird man nicht nur nicht enttäuscht sondenr, wenn man irgendwo auf "was" stößt, dan wird man von Begeisterung HEIMGESUCHT.
Weiter also im Testament:
http://de.wikipedia.org/wiki/Klavierson ... itter_Satz
DIESER 3. SATZ!
Es fehlen Worte, wie immer. Unglaublich langsamer, langer, GÖTTLICH SCHÖNER Satz, von dem ich erst nach 5(? oder mehr?)-maligem Hören bemerkt habe, was das eigneltich ist.
Dass hier ein eigentlich offensichtlicher, aber in meiner Musiklaischen Laienbildung doch unenldich geil subtiler Variationssatz vor einem liegt...
Diese 3 Informationen (langsam, schön, Variationssatz), sollte helfen ob einem sowas gefallen könnte - bei diesem Satz nicht nach dem ersten Hören "aufgeben"! Es ist schwer beim hören darin Struktur zu finden, allein anfangs die Melodie zu verfolgen die einfach _viel Zeit braucht_, ... irgendwann tatsächlich die Variationen zu erkennen.
Wie gesagt, in 3 Worten
langsam und
göttlich Schön vom 4. und 5. wort
reiner Genius, den ich mir nicht zutraue, zu beurteilen, auch wenn er mir entgegenschreit "hier bin ich".
Wir enden mit
http://de.wikipedia.org/wiki/Klavierson ... Beethoven)
Die ganze Sonate, nur 2 Sätze, es stellte ein Zeitgenosse die Frage, warum der Meister sich nicht genötigt sehe einen 3. Satz zu schreiben.
Man stelle sich Beethoven vor (oder wahlweise Adrian Leverkühn, den fiktiven Thomas Mann'schen Komponisten), Beethoven wie er am Ende seines Lebens, Suizidgedanken, die er in voller Bewusstheit überwindet, ein SEELISCHER Schmerz, sein Gehör, DIESER MENSCH SEIN GEHÖR zu verlieren, ein Genie von unermesslichem Horizont (WER WILL DAS WIRKLICH NACHVOLLZIEHEN WAS DA GESCRHEIBEN STEHT? Soll "hier" "wer" "was" bis zum letzten Tropfen verstanden haben?)
Man stelle sich also vor, wie Irgendjemand diesem Beethoven in beschreibenem Zustand diese Frage stellt.
Ein Beethoven der die Romantik einläutet, mitten auf dem Hochpunkt der Klassik, der sowas von
spielt mit der formalen Strenge und wildester Wildheit, der die Ordnung im Chaos zum Chaos in der Ordnung treibt, dem Chaos die Ordnung beibringt und andersrum.
Er schreibt also keinen 3. Satz
weil ein 3. Satz wäre - ja wie wär es denn? Ein Dreibeinstativ mit vier Beinen? Ein 5. Rad am Wagen? Das wären Synonoym für "Überfluss" wobei ich eigentlich sagen will "
total daneben", "geht nicht", "Systemfehler"
Also kein 3. Satz weil, geht nicht. Die Blätter wären verbrannt
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