gowiththeflo hat geschrieben:meister eder hat geschrieben:ich war gerade ein paar monate in süd ost asien unterwegs und da hatte ich schwer das gefühl, dass die leute fröhlicher sind und weniger mit psychischen problemen belastet sind.
Rein gefühlsmäßig und grob pauschalisiert würde ich sagen, dass dieser Unterschied zur einem großen Teil daher kommt, weil die Menschen in der "östlichen Welt" vergleichsweise mehr Zeit haben, mehr Zeit für sich selbst, mehr Zeit sich mit Freunden oder der Familie umzutreiben, mehr Zeit um über sich selbst und das Leben zu reflektieren. Die Menschen in der sog. "westlichen Welt" bekommen von klein auf eingetrichtert, dass sie ihre Zeit ökonomisch sinnvoll verplanen und immer perfekt organisiert sein müssen, dass sie ihren Terminplan mit Aufgaben vollstopfen und gleichzeitig am besten 24/7 am Arbeiten sein sollten, und wenn es mal keine Aufgaben und keine Arbeit geben sollte, dann müsste man sich doch zumindest Gedanken darüber machen - bloß kein Leerlauf. Das bedeutet Dauerstress und erheblich weniger Zeit für sich selbst (Selbsterforschung) sowie seine Lieben. Was macht wohl tendenziell glücklicher bzw. depressiver?
Ergäbe in so fern Sinn dass man ja grad im depressiven Zustand eigentlich ne Menge über die Welt und sich selbst grübelt und ALLES hinterfragt... was für die Umgebung natürlich wirkt als hätte man entweder null Selbstbewusstsein oder wär ein zynisches Arschloch oder ne Mischung aus beidem... Sozusagen ein Ausgleich für das ständige Funktionieren als Rädchen im Getriebe. Das Problem jedoch ist, dass sich dieser Zustand irgendwann verselbstständigt und man nicht mehr aus eigener Kraft damit aufhören kann.
Momentan ist mein Ansatz darum eher: Probleme entweder anpacken oder ignorieren, aber auf keinen Fall im Hinterkopf behalten oder darüber lange nachsinnen. Selbsterforschung ja, aber sich in sich selbst "verlieren" ist für mich genau das Gegenteil.
Und ja, das Gefühl, dass man sich in dieser Gesellschaft selbst verleugnen muss kenn ich... MUSS ja fast so sein... die kulturelle Evolution läuft ja viel schneller als die des Gehirns und ich denke nicht dass sich unser Denkapperat schon drauf eingestellt hat, 300 Seiten immer die gleichen 26 Buchstaben anzusehen oder in langweiligen Steinblöcken zu wohnen... Auch die teiweise extrem langen Arbeitszeiten erscheinen mir zutiefst unnatürlich...
Aber um noch mal zum "sich in sich selbst verlieren" (@gowiththeflow: ist nicht speziell auf dich bezogen, ich weiß dass du was ganz anderes meinst) zurückzukommen, ich glaube genau das passiert doch den Leuten, wenn sie sich beispielsweise in "virtuellen Realitäten" bewegen oder ihren Alltag größtenteils allein verbringen müssen oder aufgrund vieler anderer Faktoren in der jetzigen Gesellschaft und gerade das hat mich, glaub ich, letzten Endes fertig gemacht.
Auch deshalb sind Psychedelika für mich so ein gutes Heilmittel: Man geht raus in die Natur, erforscht die Umwelt, wird "offen" für die Welt.
