Hallo,
ich verfolge Euere Unterhaltung mit Interesse, habe aber selbst nichts dazu beizutragen. Sowohl mit Steiner als auch CC will ich mich noch beschäftigen, aber alles zu seiner Zeit.
Nun muss ich in eigener Sache den Thread noch entfremden, da mir anhand verschiedener Beiträge ein sehr wichtiger, vielleicht grundlegender, Aspekt meines Verhaltens bewusst geworden ist. Ich beziehe mich nochmals auf folgenden Punkt.
Erraphex hat geschrieben:gowiththeflo hat geschrieben:
Wenn LSD helfen kann, solche Prozesse im Energiekörper zu beschleunigen, wie lange würden diese Prozesse dann dauern, wenn man ohne psychedelische Hilfsmittel arbeitet? Oder mit anderen Worten: Um wieviel schneller kann dies mit Psychedelika vonstatten gehen? Wahrscheinlich sehr viel schneller. Bei diesem erhöhten Potenzial ist aber sicherlich auch eine steilere Risikokurve zu beachten.
imho sind aber nicht alle Veränderungen per se für die Ewigkeit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass in Bezug auf einige dieser Aspekte die innere Arbeit auch ohne Hilfsmittel weitergeführt werden muss damit die Blockaden gelöst bleiben.
Mir ist klar geworden, dass ich immer noch ein gieriger, ungeduldiger, selbstsüchtiger … mit gierigen, ungeduldigen, selbstsüchtigen Absichten… nur auf einer tieferen Ebene. Immer noch arbeite ich viel zu sehr auf Ergebnisse hin, immer noch sitzt da im Inneren einer, der nachschaut und fragt, ob denn das Ziel, das begehrte Ergebnis, meinentwegen ein im weiteren Sinne spannungsfreies Dasein, schon erreicht wurde. Und allein durch dieses Suchen, Verlangen, Wunschdenken, diese kapitale Begierde, wird schon wieder ein angespannter Zustand unter der Oberfläche erzeugt und aufrechterhalten, der mich unbewusst schließlich wieder ans Rad fesselt.
Das, was ich bisher auf LSD erfahren habe, stellt meiner Ansicht nach nur einen kurzen Blick auf das dar, was kommen mag - unter Umständen. Ein kurzer Blick, dann ist es wieder weg. So etwas wie ein (kleines) Satori möglicherweise. Und da eben dieses Erlebnis endet, nicht dauerhaft bleibt, entsteht im Suchenden ein Verlangen, es wieder zu erleben. Mit anderen Worten: Es entstehen Erwartungen, es werden diffuse Anstrengungen unternommen, um es wieder zu erreichen und so entsteht Anspannung – also die genau diametral gegenüberliegende Erfahrung des ersehnten entspannten Zustandes. Insofern sehe ich den Versuch, meine persönliche Entwicklung und Verwirklichung mit mehr und steigenden Dosen LSD zu beschleunigen, als einen, zumindest partiellen, Trugschluss an. Es funktioniert zwar, aber eben nur soweit und solange, wie man auch zu der Einsicht gelangt, was da passiert ist, und dies ist definitiv nicht immer der Fall gewesen. Anders ausgedrückt: Es ist viel passiert, doch verstanden wurde verhältnismäßig wenig, um ehrlich zu sein. Auch habe ich den Eindruck, und das wollte ich mir wohl bisher nicht eingestehen bzw. habe ich es im Eifer des Gefechts, im blendenden Licht beeindruckender Erfahrungen und Ereignisse, gänzlich ignoriert oder verkannt, dass mich eine LSD-Erfahrung zunächst erst einmal für ein paar Tage aus meinem Rhythmus herausbringt, statt darauf aufzubauen, so dass ich mich danach erst wieder reinfinden muss. Der Rhythmus von LSD ist wesentlich verschieden, vor allem schneller und brachialer. Gerade deshalb ist es schwierig, eine LSD-Erfahrung komplett zu integrieren, wenn es denn überhaupt möglich sein sollte. Wenn man Pech hat und für gewisse Entwicklungen blind ist, d.h. sich entsprechender Ebenen nicht bewusst, hinkt man hinterher und wundert sich, wenn irgendwas nicht klappt. Damit beginnt der Hund, seinem eigenen Schwanz nachzujagen, was im folgenden Zitat treffend formuliert wurde.
hiob hat geschrieben:wenn nun aber diese handlungen und gedanken nicht die frucht tragen, die wir uns wünschen (zb. hier im konkreten falle: die auflösung gewisser "innerer blockaden"...),
dann wird sich der mensch dergestalt weiter entwickeln, wie es richtig ist, nämlich dass er seine handlungen...und/oder seine gedanken....und/oder seine wünsche ablegt und durch andere ersetzt um sich also weiter zu entwickeln...
solange bis er dessen überdrüssig wird und erlöscht.
Ich denke, das ist es auch, was Erraphex mit seinen Kommentaren gewissermaßen angedeutet hat.
Ein Paradebeispiel wäre vielleicht die verheißungsvolle, ominöse Ich-Auflösung, oder noch theatralischer ausgedrückt, der Ego-Tod, von mir auch als „Vernichtung auf allen Ebenen“ antizipiert. Dieses Ereignis mag auf LSD als isoliertes Erlebnis absolut erscheinen, doch eben nur für den Intervall der Erfahrung. Die richtige, originale, im Alltag beständige Auflösung des Ichs / des Verstandes / whatever dürfte, meiner bescheidenen Vermutung nach, ein allmählicher, sukzessiver, langwieriger Prozess des Über-den-Verstand-Hinausgehens sein, indem man sich mehr oder minder zufällig seiner konstituierenden Faktoren bewusst wird, um infolgedessen im Alltag darüber hinauszuwachsen, wobei man sich derer (wissend, nicht denkend) bewusst ist. Insofern dürfte die Ich-Auflösung wohl auch nicht als ein Klick-und-jetzt isses-weg-Ereignis verstanden werden, als vielmehr wohl eher eine Verwandlung mit ganz vielen Schritten und Teilschritten. Die Sprache / Symbolik ist da leider etwas irreführend. Dieser Zustand kann meiner Ansicht nach nicht zum Objekt der Begierde gemacht werden, weil er eben nur durch Begierdelosigkeit entsteht, ohne Begehren und eigenes Zutun, also nicht erreicht werden kann. Er geschieht.
Das sagt Osho dazu:
„Wenn wir eine bestimmte Haltung einnehmen, erreichen wir genau das Gegenteil. Das ist die grundlegende Dialektik des Daseins. Das Erwartete tritt niemals ein, das Ersehnte wird nie erreicht, das Verlangen wird niemals erfüllt. Je mehr du nach etwas verlangst, desto mehr verlierst du es. In welcher Dimension das geschieht, spielt keine Rolle, das Gesetz bleibt dasselbe. Wenn Du zu viel von etwas verlangst, verlierst du es eben durch das Verlangen.“
„Wenn ich also <<Nicht-Begehren>> sage, meine ich die Abwesenheit von Begierde – nicht die Vergeblichkeit des Objektes der Begierde, sondern die Vergeblichkeit des Begehrens an sich. Es ist nicht die Erkenntnis, daß diese Welt unsinnig ist, weil du sonst nur die andere Welt begehrst. Es ist nicht, daß das Leben zwecklos wäre, und du deshalb jetzt den Tod, Vernichtung, das Ende oder Nirvana anstrebst. Nein, ich meine die Sinnlosigkeit des Begehrens selbst! Die Begierde als solche fällt weg: Das Objekt wird durch nichts ersetzt. Die Begierde ist einfach weg, abwesend. Und diese Abwesenheit, eben diese Abwesenheit, wird ewiges Leben.
Aber das geschieht von selbst, es geschieht nicht aufgrund deines Begehrens. Es ist das spontane Ergebnis von Nicht-Begehren; es ist kein folgerichtiges Resultat. Es geschieht… Aber Du kannst dieses Geschehen nicht zum Objekt deiner Begierde machen, sonst verfehlst du den springenden Punkt.
Wenn die Hand offen ist, die Faust offen, ist alle Luft verfügbar, und du bist ihr Meister. Wenn du aber deine Faust deshalb öffnen willst, um der Meister der Luft zu werden, dann wirst du sie nicht öffnen können, denn eben dieser Willensakt bewirkt – in einem inneren Sinn – ein Schließen. Das Meistern der Luft ist nicht wirklich das Ergebnis deiner Anstrengung, sondern vielmehr ein natürliches Geschehen ganz ohne Anstrengung.“
„Dieser Moment der Transformation, die Verwandlung – dieser Sprung aus dem Kreislauf, aus dem Rad des Lebens – ist nur möglich, geschieht nur, wenn es kein Verlangen gibt. Buddha sagte: >>Ich erreichte es, als es keinen Geist gab, der es erreichen wollte; ich fand es, als ich nicht mehr suchte. Es geschah erst, als alle Anstrengung aufgegeben war.<<“
„Verstand begehrt. Er kann nichts ohne Begierde tun. Du kannst durch Begierde nicht über seine Grenzen hinausgehen, weil er selbst die Begierde ist. Deshalb muss der Verstand sogar das begehren, was man nur findet, wenn es keine Begierde gibt. Aber fang mit der Wand an. Wisse um deine Begierde, und du wirst über die Tür stolpern. Selbst Buddha mußte mit einem Verlangen beginnen, niemand hatte ihm gesagt, die Tatsache war ihm nicht bekannt, daß die Tür nur aufgeht, wenn man begierdelos ist.“
Also ja:
Slider hat geschrieben:Und in der Ruhe.... du weisst schon.
Kann man gar nicht oft genug betonen.
Ich bedanke mich für sämtliche Impulse.
