Re: Sehnsucht

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»Und ich werde gehen. Und die Vögel werden bleiben und singen.«
Ich fühlte, wie eine Welle von Schmerz und unbeschreiblicher Einsamkeit uns drei verschlang. Ich sah Don Genaro an und wußte, daß er, ein so leidenschaftlicher Mann, viele, viele Bindungen des Herzens, viele, viele Dinge gehabt haben mußte, die ihm etwas bedeuteten und die er zurückließ.
....
Ich blickte zu Don Juan. Er sah mich unverwandt an. »Nur als Krieger kann man auf dem Pfad des Wissens überleben«, sagte er. »Denn die Kunst des Kriegers ist es, den Schrecken, ein Mensch zu sein, und das Wunder, ein Mensch zu sein, miteinander im Gleichgewicht zu halten.«
Ich sah die beiden an, einen nach dem anderen. Ihre Augen waren klar und voller Frieden. Eine Flut überwältigender Sehnsucht hatte sich in ihnen aufgestaut, und als sie nahe daran zu sein schienen, in leidenschaftliche Tränen auszubrechen, hielten sie die Flut zurück.
Was bei mir der Auslöser für diese grenzenlose Sehnsucht war, habe ich in LSD III geschrieben. Diese 15 + 10 Min. Unterricht haben eine Wunde grissen, die nie heilen wird und die so tief geht, daß es mich schier umbringt ....

und ....

ich bin dafür so dankbar!

Ist das nicht ein Witz?
Es gibt keine Vollkommenheit ohne Traurigkeit und Sehnsucht, denn ohne diese gibt es keine Besonnenheit, keine Freundlichkeit. Weisheit ohne Freundlichkeit und Wissen ohne Besonnenheit sind nutzlos.
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Re: Sehnsucht

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Besitzt Sehnsucht ein Ziel oder ist sie gar ein solches?

Sehnsucht paart sich mit Einsamkeit, gebärt Leidenschaft, wächst in Besonderheit, steigt empor und schwebt auf den Flügeln des nie gesehenen Drachen. Sie ist das Ziel eines unbeständigen Gefühls aus Feuer, Schmerz und Liebe; sie bezieht sich auf Etwas und ist doch bezugsfrei in ihrer Existenz! Denn: sie täuscht uns geschickt. Während wir durch ihren Auftrieb stets vermeinen, die Freiheit finden zu wollen, wohnt das Wesen der Freiheit unter dem Regen der Reinheit, unter dem Wolkenbruch der in uns herrschenden Sehnsüchte!
Eine Sehnsucht ist gefärbt - richtig; wir sehnen uns nach Freiheit, nach einem vergangenen Gefühl, nach der Superlative eines Zustandes; und dennoch wagen wir nicht, die Samen blühen zu lassen - wir setzen die Sehnsucht in die Erde unserer Seelen; doch kaum sprießt schmerzhaft ihr Blut, begraben wir die Wunden durch Ablenkung, neue Zuwendung, anderweitige Tätigkeiten - warum scheuen wir uns, das Geheimnis der Sehnsucht zu ergründen? Verstehen können wir es nicht. Denn wie soll man auch in gedankliche Muster sperren, was einst nur der Freiheit des Gefühls oblag? Wir müssen die Sehnsucht spüren, fühlen, erdulden, erleiden - wir müssen ihr die Freiheit zur Entfaltung lassen, denn gleichsam erkennen wir die Freiheit in ihr, in der tiefgründigen Welt ihrer Gefühle!
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.

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