Norbert J. Mayer
Du wagst es
Gehst auf die Reise
Gut vorbereitet, ist weise.
Mit Freunden tut's gut
In der Hölle, im Himmel und für den Mut
Hefe aus dir quillt
Ist nicht mehr zu verstecken
Das Salz der Erde stillt
Verdorrte Zungen lecken.
Verkrustung will zerhacken sein
Dein Leib, der will gebacken sein
Genüßlich verzehrend
Sich selbst neu vergärend.
So wie der Saft der Traube
Gepreßt zur Offenbarung
So wird dein alter Glaube
Gekeltert zu Erfahrung
Erst dunkel und dann licht
Erst trübe und dann rein
Je nach spezifischem Gewicht
Bald schwer, bald leicht
Ist der Zenit erreicht
Wird er zu bestem Wein
Der in der Zeit
Reift hin zur Ewigkeit
Und dann suchst du das Wort
Das Wort, den Raum, den Ort
Es brodelt in der Reagenz
In jeder Zelle Hochpotenz.
Es nimmt dich von der Stelle
Schiebt dich hinein in Gottes Hirn
An spinnfadendünnem Zwirn
Auf dem du taumelnd balancierst
Dann an ihm selbst hinunterseilst
In katatonen Höllen weilst
Und ob du schweißt und ob du frierst
Ob Mensch bleibst, Stein wirst, ob vertierst
Fällst in die fürchterlichsten Stürme
Durchs Elfenbein galaxer Türme
Geschleudert durch den Sesamberg
Von Buddhaschaft und Gartenzwerg.
Erst wenn du aus allen Löchern pfeifst
Dann möglicherweise du Gott begreifst.
Stürzt ab als heulendes Gespenst
Der Leibgeburt, dem Tod entgrenzt
Fleisch wieder wuchert ums Gebein
Du auferstehst im Venusschein
Mit Circe in Lust die Leiber genommen
Im ewigen Samowar geschwommen
In vielen Nächten
Beim Lieben und Schächten
Erleuchtend wunderlich verkommen.
In einer Ecke des Weltalls verstohlen
Um später endlich tief Luft zu holen
Mit Tieren, Pflanze, Ding und Stein
Und der Erde geatmet und allem Sein.
Das Wort verloren in dumpfem Lallen
Mit Luzifer aus dem Lichte gefallen
Gebete, Flüche um Erhörung
Verzweiflung, Haß und Selbstzerstörung.
Zum Lichte drängt jegliche Kreatur
Die dunkelste Tiefe sucht Dämmerspur
Ohne Licht ist die Seele gerichtet
Wird lautlos spurlos vernichtet.
Nur das Herz des Menschen gibt den Raum
Für Gott und den Teufel, sich anzuschaun. '
Jetzt jenes Zeichen mit lautlosem Ton
Im Blau der vorletzten Dimension.
Das Sitzfleisch rutscht dir weg
Gerinnt zu Talk und Speck
Mit blankem Steiß
Und höllenheiß
Blauweiß geputztes Skelett
Auf einem Himmelbett
Und wie in einer Krippe
Mitten im Gerippe
Nördlich vom Sterz
Ein pochend rotes Herz
Der Schöpfung Glockenschlag
Äonennacht, Äonentag.
Vermißter Mensch in Katakomben
Selbstbegräbnis unter Bomben
Verwüstetes Elysium
Entartetes Mysterium.
Und deine Krone verschüttet im Herzen
Herausgebohrt, - gewürgt in Schmerzen
Ob nicht, ob einsichtig versöhnt
Was tut's! Du bist zum Gott gekrönt
Ganz unten kommst du im Himmel an
Wer im Wartesaal sitzt, der kommt auch dran.
Gut ist die Zeit dir nicht genutzt
Wenn du nur flackernde Lampen geputzt
Oder Heiligenscheine stolz polierst
Und Möchtegerne dekorierst
Oder Jungfrauen in weiße Särge staffierst.
Auch nicht, wenn du dich im Winde drehst
Und nicht an die Quelle der Schöpfung gehst
Alte graue Zellen
Aufbrechend erhellen
Drusen zerplatzen
Kristallene Katzen
Funkelndes Sprühen
Milchstraßenglühen
Berauscht verzückt
Versetzt verrückt
Prall gefüllt von Schöpfungslust
Weiberschöße, Weiberbrust
Samenströme, Schöpfungstanz
Im göttlichen Wirbel von Glück und Glanz.
Verbrüht, verbrannt, verkohlt, verdampft
Was vollgebetet, seelverrußt
Erziehungs- und moralverkrampft
Wird ausgeputzt, der Kern bewußt.
Der Schöpfung Hindernis verbannt
In Pfaffensturz und Staatenbrand.
Sich selbst entwürdigt und entweiht
Fleischfeindlicher Besessenheit
In ihrer faden Blässlichkeit
Und ausgestopften Häßlichkeit
Ruhend an der Schöpfung Quelle
Fern liegt Ichsucht und Gewalt
Aus der Dämm'rung tritt das Helle
Logos nimmt sich die Gestalt
Ungezählt bleibt Art und Wahl
Schönheit ist ihr Ideal
Grazie ihr hoher Mut
Geschmiedet in der eignen Glut.
Dem Geist, der willig, steht zur Seite
Das Fleisch, das weise uns geleite.
Spiele, Tanz und bunte Lieder
Gottbewußtsein taut sich nieder
In den Perlen, Diamanten
Zeichen des noch Unbenannten
Ew'ger Morgen uns geschenkt
Dort triffst du vom Impuls gelenkt
Die erhab'ne Götterspur
Der unendlichen Natur.
- Norbert J. Mayer
Finde das großartig.

Gruß,
und Erraphex dir alles Liebe zum 31.

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