hobobird hat geschrieben: 10. April 2017, 18:47
Oder wie gehst du an die Sache ran?
Der Malprozess passiert bei mir gefühlt auf mehreren Ebenen. Die Landschaft, die zum Schluss zu sehen ist, ist die Oberfläche, bzw. ein Assoziationsanker, an dem sich der Betrachter entlanghangeln kann. Während ich male, denke ich jedoch hauptsächlich in Symmetrien. Ich bringe Farben und Formen auf die Leinwand und zwar möglichst asymmetrisch. Wenn kein weiß mehr vorhanden ist, fängt die eigentliche Arbeit und das Anfertigen des Bildes an. Ich bringe die vorhandene Assymmetrie in eine Symmetrie. Diese Symmetrie ist eine bei mir gefühlte, d.h. ich spüre wo für mich noch etwas im Bild im Ungleichgewicht ist und wo mir am besten welche Farbe oder Form zum Ausgleich hinpassen würde. Die Anmutung einer Landschaft mit Hütten usw. ist dann die oberflächliche Geschichte, die im Endeffekt darauf geklebt wird. Dieses Bild besteht aus 3 Schichten, von denen die zweite nur leicht in ihrer originalen Form in dem Fensterausschnitt durchschimmert

Dann male ich in bestimmten Phasen, bestimmte Formen. Das sind sozusagen persönliche Symbole, von denen ich nicht weiß woher sie kommen. Manche begleiten mich dann ein paar Bilder lang und verschwinden dann wieder, andere bleiben über Jahre.
In diesem Bild ist das erste mal der schwarz-weiße Kaktus/Schlauch aufgetaucht, der sich inzwischen als schwarz/weiße Schlange entpuppt hat. Auch neu in dem Bild war der Hut/das Dach/Das nach oben gerichtete Dreieck. Eine weitere dualistische Symbolik sind die beiden Bäume/großen Figuren mit spitzen Ohren, die hintereinander stehen. In vielen meiner Bilder taucht eine solche Dopplung auf. Für mich sind das recht einfache, archetypische Themen und ich versuche nicht die irgendwie bewusst umzudeuten oder zu ändern, sondern schon intuitiv das zu malen, was nach meinem Gefühl
"auf das Bild gehört, damit das Bild in dieser Welt ein lebendiges Dasein führen kann"
Ich betrachte diese Art von Malprozess für mich als eine Art heilendes malen, da ich versuche aus einem "kranken" Bild ein "gesundes" zu machen
Dieses Bild ist über ein Jahr alt und war das letzte vor einer längeren Malpause, an dem man ganz gut erkennen kann, dass bestimmte Formen und Schwünge ebenso auftauchen, aber der Ausdruck ein ganz anderer, chaotischerer ist, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt dennoch ein für mich ausgewogenes Bild gemalt habe
