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von ohn
In der modernen traumatherapie ist die konfrontation mit dem trauma nur ein kleiner teil des therapeutischen prozesses. Nach reddemann z.b., was ja gerade bei komplexen, langjährigen traumatisierungen in allen kliniken und therapien inzwischen der shit to be ist, ist die stärkung der vorhandenen ressourcen, der imaginative aufbau von sicherheiten (innerer sicherer ort, inneren helfern, emotionsregulation, tresorübung, aufbau von achtsamkeit uvm.) und generell die förderung von funktionaler beziehungsgestaltung (auch zu sich selbst ) weitaus wichtiger als die traumakonfrontation. Gute traumatherapie ist immer integrativ und erfahrungsbasiert. Stück für stück, wohl dosiert und positiv verstärkend. Per se kann man nicht sagen, dass die konfrontation die innere blockade löst. Da ist viel mehr nötig, auf allen ebenen und auch jenseits von kognitionen, auch auf körperlicher ebene. Eben integrativ, siehe somatic experiencing nach levin.
Ich selbst befinde mich seit 2 jahren in einer tiefenpsychologischen traumatherapie und habe mit nur geringfügig konfrontativen vorgehen bisher enorm davon profitiert. Das i-tüpfelchen ist dann die konfrontation mittels EMDR, der wesentliche aspekt, der mir geholfen hat, ist jedoch die ressourcenorientierte arbeit mit den schatten/polaritäten. Lange rede kurzer sinn: jeder psychotherapeutische prozess ist klientenzentriert, es werden keine diagnosen behandelt sondern menschen. Man kann nicht sagen: konfrontiere dich mit den traumata, dann wird alles gut. Daran sind schon viele menschen zugrunde gegangen. Gerade bei komplexen traumafolgestörungen (bei denen man ja eh nicht jede einzelne traumasituation konfrontativ aufarbeiten kann). Da geht es dann eher um traumanetzwerke, ähnluch grofs coex-systemen.
Staunen über die Fülle möglicher Erfahrungen auf diesem wunderbaren Planeten in diesem einzigartigen Leben.