Ich nahm 3/4 von Hofmann-Pappen (ein Viertel reicht schon voll und ganz aus), räumte wie immer vorher im Zimmer auf und richtete mir ein paar Sachen. Es war gegen 23 Uhr, als ich das Ticket einnahm. Mein Vorhaben war es wieder zu meditieren, um noch tiefer in mich einzudringen.
Aus den ersten Meditationsversuchen wurde nicht viel, ich konnte nicht die nötige Beherrschung aufbringen und beschäftigte mich zwischenzeitlich mit anderen Sachen. Als ich dann endlich den Entschluss fasste zu meditieren, war etwas seltsames im Gange. Ich war seltsam müde, fast schon am Einschlafen, keine Wahrnehmungsveränderungen. Es war so, als würde meine Umgebung einschlafen, eine unheimliche Stille legte sich über alles. Ich wollte dagegen ankommen, merkte aber den Fehler dabei und lies mich gehen, in dem ich auf den Boden sackte und darauf wartete, dass etwas geschieht. In diesem Zustand hatte ich keinen einzigen Gedanken, keine Emotionen, nicht mal ein Gefühl des Ich. Es gab mich eigentlich gar nicht, es gab nur eine gähnende Leere.
Irgendwann entschloss ich mich endlich aufzustehen und etwas aus der Situation zu machen. Ich war leicht verwirrt aufgrund der seltsamen Müdigkeit. Wie ich erst später feststellen konnte, scheint mir etwas einzigartiges entgangen zu sein. Ich weiß noch genau wie alles anfing zu beben (Gegenstände, Luft). In der Tat war es so, dass ich meinen Augen nicht mehr trauen konnte, da seltsame Verwirbelungen meine ganze Umgebung vernebelten. Ich fühlte mich wie in einem undurchsichtigen Nebel, den man aber nicht wirklich als "Nebel" bezeichnen kann, vielmehr waren meine Sinne "eingenebelt".
Mein Gesicht wurde heiß, mir wurde stellenweise ziemlich umwohl. Etwas bahnte sich an

Ich enschloss mich, da "raus zu kommen". Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die Meditation und fing auch mit ihr an. In diesem Moment fingen recht starke Wahrnehmungsveränderungen an mich abzulenken, ich bemühte mich aber weiter auf meinen Atem und das bewusstwerden meines Selbst zu konzentrieren. Einige Zeit gelang mir nichts, ich sas fast schon verägert da und fragte mich, was ich da eigentlich mache. Wieso quäl ich mich, wenn's grad einfach nicht geht?
Ich fasste aber den Entschluss es durchzuziehen und weiter zu meditieren.
Und ab hier fiel der Vorhang

Mein verfluchtes Ego hatte mich die ganze Zeit an der Nase herumgeführt und mich versucht mit allen Kräften vom Vorhaben abzubringen. Plötzlich manifestierten sich alle Gedanken und fingen an von mir wie Schuppen von der Haut abzufallen. Aber mein innerer Quälgeist wollte sich nicht so leicht geschlagen geben. Die Szenen, die sich daraufhin abspielten, hätten komischer nicht sein können. Ich sahs da in völliger Stille, während ich mit negativen Gedanken, den teilweise absurdesten Behauptungen beleidigt wurde, stets begleitet von negativen Emotionen. Die Intensität nahm zu, es kamen Sachen ans Tageslicht, die aus Sicht meines Ich lieber hätten versteckt bleiben sollen. Ich war erstaunt und gleichzeitig lachte ich innerlich.
Ich hatte es tatsächlich geschafft das Ego zu manifestieren. Es trennte uns nicht viel, es lag mir praktisch auf der Haut und probierte mit imitirender Stimme all seine Lügen glaubhaft zu machen. Mein eiserner Wille war aber nicht zu brechen, egal was für scheußliche Behauptungen oder Verurteilungen mir vorgelegt wurden. Ich war im Krieg gegen mein Ego. Mein Krieg ist jedoch eine Disziplin und kein tatsächliches bekämpfen. Ich weiß um die Tatsache bescheid, dass sich direktes Anlegen nicht auszahlt. Man muss es dem Ego so unbequem wie möglich machen, bis es von alleine einen Abgang macht.
Die Stimme des Ich wurde immer leiser, ich amüsierte mich innerlich herrlich darüber, kehrte aber immer wieder zur Ruhe zurück, um nicht vom Weg abzukommen. Und dann verpuffte alles Gequatsche, ich war frei und fühlte mich unbeschreiblich.
Es ist schmerzlich, dass ich mich in meinem Alltagsbewusstsein nicht mehr daran erinnern kann, was danach folgte. Ich habe nur wage Erinenrungen daran, dass ich in innerer Stille wieder eingenebelt war. Da war ein gelblicher Nebel zu meiner Rechten, der durch mich hinduch zu gehen schien. Des weiteren kann ich mich an zwei verschiedene Lichtfarben erinnern, die am Horizonz auftauchten und die ich bei geöffneten sowie bei geschlossenen Augen sehen konnte. Es war glaube ich eine rötliche Farbe und an die zweite kann ich mich nicht erinnern. Unter meinem Bauchnabel, im Bereich des Beckens konnte ich auf einer mir unbekannten Ebene etwas sehen. Ich kann es nicht beschreiben, da es mir einfach nicht gelingt. Auf dieses etwas konzentrierte ich meine Aufmerksamkeit, oder vielleicht "packte" ich es auch. Wenn ich jetzt nichts durcheinander bringe, fing alles um mich herum an zu beben, je länger ich darin festhielt. Aber ich verlor immer wieder die Kontrolle darüber. Meine Erinnerungen sind wirklich sehr schwammig.
Ich will damit sagen, dass ich in einem Moment etwas mit Energie zu tun hatte, denn da war in meinem Körper ein Punkt, um den sich alles konzentrierte.
Irgedwann bin ich aufgestanden, aber wieso oder wozu: keine Ahnung
Ich fühlte mich so frei wie schon lange nicht mehr. Da war eine solche geistige Klarheit, dass es in mir keine Negativität, keine Befürchtungen, keine Sorgen, oder was auch immer einem das parasitäre Ich aufbindet, gab. Zumindest das meiste.
Mir kam die Idee, dass ich in meinem höheren Selbst war. Ich warf also einen Blick auf mein Leben, um meine (dauerhaften) Fehler zu entdecken.
Und da war so viel Mist !

Mein gesamter Alltag ist begleitet von einer fremden Stimme, die vorgibt von meinem Bewusstsein zu kommen. Ich bin an sie gewöhnt wie an nichts anderes. Ich hätte nie gedacht, dass eben diese Stimme, die ich immer für meine eigene hielt, die des Parasiten ist.
Mir wurde auch bewusst, wie fördernd Meditation ist. Während man in totaler Stille verweilt, bietet sich die Gelegenheit all die inneren Regungen zu beobachten und den Störenfried zu entlarven. Das Ego kann nicht ruhen, es wird nervös, wenn man Nichts-Tut, weil dadurch die Gefahr steigt entdeckt zu werden. Wann immer innere Unruhe aufkommt- es ist das Ego, das da poltert.
Ich hätte am liebsten mit dem Schreiben angefangen, um all das festzuhalten, was mir bewusst wurde. Der Gestank meines Alltags war echt übel, alles Tun war durchzogen von Lügen und Irreleitungen. Ich meine damit, dass mich stets etwas begleitete, was mir die Sicht nahm. Wie Schuppen von der Haut... so fiel alles von mir ab, als ich mein Leben betrachtete. Ich erkannte Gedankengänge, Annahmen, Emotionen und Entscheidungen, die einfach nur irregeleitet sind und die ich für eigene Entscheidungen hielt. Ich manifestierte einige innere Regungen, die bei mir stets Negativität auslösten. Dies notierte ich dann, um später darauf Bezug zu nehmen. Die Erkenntnis war für mich bahnbrechend.
Das Vorgehen des Ich war enttarnt und die Einsichten in sein Treiben waren wirklich erschreckend. Es ist unglaublich geschickt und hinterhältig. Es täuscht einen, in dem es vorgibt zu einem zu gehören. Kauft man die Lüge ab, so führt es einen immer weiter in ganz geschickten Manövern. So können sich die unterschiedlichsten Komplexe entwickeln, die vom Menschen gar nicht mehr in Frage gestellt werden können, da er davon keinen Anfang kennt. Und sobald man anfängt etwas in Frage zu stellen, kommt der innere Richter und verurteilt einen scharf.
Ha! Jetzt nicht mehr! Es ist schwer darauf aufmerksam zu werden, aber es gelingt mir immer wieder den inneren Richter zu erkennen. Es sind diese scharfkantigen Emotionen, die wie ein schmerzhafter Schnitt wirken, sobald man aus der Reihe fällt und bewusst andere Entscheidungen treffen möchte, wie man es sonst gewohnt ist. Und immer dann, wenn ich das Gemotze im Innern nicht beachte, höre ich schon fast wie jemand winzelt und rumheult, dass er nicht mehr zur Kenntnis genommen wird


Im weiteren Verlauf meditierte ich noch etwas (es war bereits 5 Uhr morgens), bis ich merkte, dass ich langsam zum Schluss kommen sollte. Bequem legte ich mich ins Bett, schnappte mir ein Buch und fing an zu lesen. Zugegeben, das Lesen hatte sich etwas schwierig gestaltet

Teilweise rannten Wörter von mir davon, oder ganze Zeilen hingen schief.
Das erstaunliche dabei war, dass ich das Gefühl hatte als besitze der Mensch Fähigkeiten, mit welchen er alles steuern kann. Aber ich wollte schließlich ein Buch lesen und nicht an meinen Gedanken schrauben. Also nahm ich mich immer wieder zusammen und versuchte so ernsthaft wie möglich das Buch zu lesen. Dabei brach ich dann in Gelächter aus, weil dieser "Ernst" sich als gespielt outete und es so war, als säse ich in Wirklichkeit hinter mir und würde mir übelst den Arsch ablachen über dieses misslungene Theater da vorne. Das lachen fühlte sich sehr beruhigend an, es löste ein vertrautes Gefühl in mir aus. Ich hatte ehrlich gesagt die Idee, als würde mich mein eigener Geist auslachen, weil ich so einen Blödsinn mache wie auf LSD ein Buch zu lesen. Irgendwie wurde ich zum Spaßvogel und musste dann über mich selbst lachen.
Den letzten Teil vom Trip lasse ich weg. Er ist so komplex, dass ich mich erstmal selbst damit außeinander setzen muss.
Was ich aber noch bewundernswert finde ist, dass ich eine Art Trick kenne, mit dem ich augenblicklich alle Gedanken manifestieren kann. Es ist, als würde ich das "Bild" kurz anhalten, auf Abstand gehen und dabei alles erkennen, worin ich gerade noch verstrickt war. Und im selben Moment erfasst mich wieder eine Flut an Gedanken- und ich bin im alten Spiel.