Während der Meditation, die ich jeden Abend um diese Zeit (ca. 21:00 Uhr) mache, stand für mich eigentlich mehr oder weniger schon wieder fest, dass ich es wahrscheinlich verschieben würde. Mit anderen Worten, ich war nicht wirklich ambitioniert, die Grenzen meines Bewusstseins auszuloten. Aber dann dachte ich mir: "Richtiger Zeitpunkt, drauf geschissen, jetzt handelst du einfach mal ohne zu denken". Also Pfeifchen rausgeholt, Substanz (~ 30mg n,n-DMT) auf die Stahlwolle, den Flaschenhals (kleines Spirituosenfläschchen) mit dem Feuerzeug erwärmt bis das DMT in die Stahlwolle schmolz, ans Fenster gestellt, nochmal durchgeatmet und meine Sprüche innerlich runtergeleiert (möge ich etwas aus der Erfahrung lernen, möge die Erfahrung zum Wohl aller beitragen), Flamme an und inhaaaaaaale...
Das Zeug fing an, leicht zu glühen, als ich mit der Flamme näher kam, und ich war mir nicht sicher, ob das so sein soll, weil eigentlich wollte ich es ja verdampfen und nicht anbrennen. Der Rauch/Dampf war für mich als Nichtraucher ganz gut inhalierbar, ein bisschen warm, jedenfalls kein Hustreiz. Hab einfach so lang gezogen, bis kaum noch was ging.
Und jetzt wird's ein bissi wild.

Die Stahlwolle fiel beim Absetzen des Pfeifchens aus dem Hals des Rauchgeräts auf den Boden und glühte auf dem Teppich vor sich hin. Gedanken: "Scheiße, scheiße, Glut auf dem Teppich. Ausgerechnet jetzt, das kann doch nicht wahr sein!!" Atme schnell aus, während ich schon merke, dass gleich irgendwas heftig hier ankommt, und versuche noch hektisch, die Glut mit dem Fläschchen am Boden zu zerdrücken. Was Dümmeres ist mir nicht eingefallen, denn ich war ja quasi unter Zeitdruck, wegen der Erwartung, dass das DMT gleich seine Wirkung entfaltet - und so war es natürlich auch. Noch während ich versuchte, die Glut auszudrücken, hat sich meine Optik richtig krass entfremdet und ich verlor augenblicklich den Kontakt zu dem, was ich gerade tat. Die Kraft des DMT war so überwältigend, dass es mich nach hinten zog und ich mich unmittelbar bedingungslos ergeben musste. Also lag ich am Boden auf dem Rücken, während mein Verstand noch mit dem Schlamassel der brennenden Glut beschäftig war, und befürchtete, dass etwas ankokelt, während ich völlig außer Gefecht gesetzt bin.
Schlagartig hingen irgendwelche zackige, spitze metallische Gegenstände (aus Mangel an Beschreibbarkeit so formuliert) in meinen Bewusstseinsraum hinein, die wohl zu dem ungeheuerlichen Viech gehörten, das ich die Optik nenne. Dazu akustisch irgendein verrücktes Geschnatter, Getingel und Gedengel, das mich an extrem unangenehme innere Situationen auf LSD-Trips erinnerte – nur noch intensiver und durchdringender, brutaler, kompromissloser, beherrschend. Es war wie ein Schlag mit dem Vorschlaghammer in die Fresse, der einen zu Boden warf, und anschließend wird man noch dafür verlacht. Ein Versuch, noch mal zu schauen, was mit der Glut geht, wurde schon im gedanklichen Keim erstickt. Ich verlor total den Faden, was mich in diese Situation gebracht hat, und verstand absolut gar nichts mehr. Rastlosigkeit, Überwältigung und das Gefühl verloren zu sein dominierten mein Erleben. Zudem war ich gelähmt, während dieses optische Energiekonstrukt von oben meine Wahrnehmung beeinflusste und kontrollierte.
Im Nachhinein stellte ich fest, dass der Trip wesentlich von Egoprogrammen strukturiert wurde. In den ersten fünf bis zehn Minuten versuchte mein Verstand zu fassen, was abgeht. Keine Chance! Versuche, die Kontrolle nicht zu verlieren bzw. wieder zu erlangen, waren jeweils ein hoffnungsloses Abmühen von kurzer Dauer. Scheiternde Versuche, Klarheit zu erzwingen, wurden mit dem Eindruck quittiert, des Wahnsinns fette Beute zu sein.
Die Gedanken drehten sich im Kreis:
1. Was geht hier eigentlich ab?
2. Entsetzen: Oh nein, ich bin des Wahnsinns.
3. Achso, ich hab DMT inhaliert.
4. Ich muss aufhören zu denken, loslassen, mich auf den Atem konzentrieren.
5. Zurück zu 1.

Der Verstand schwankte zwischen Loslassen und in den Trip kommen oder Hängenbleiben. Ich hatte zwar keine Panik, war jedoch von blankem Entsetzen niedergeschmettert im Angesicht der Übermacht dieses Wahnsinns.
Bevor ich überhaupt irgendwas machen konnte und eine Erklärung dafür hatte, was soeben passiert, war der Spuk auch schon fast wieder vorbei. Nach ca. zehn Minuten setze sich allmählich die Erinnerung durch, dass mich DMT in diesen Zustand gebracht hat. Von da an konnte ich etwas entspannen und mich besser auf den Atem fokussieren. Energiezentren blähten sich auf oder wurden zusammengedrückt, ich fühlte mich hin- und hergeweht, -gezogen, -gedrückt, Energie zuckte durch den Körper und schüttelte mich von Kopf bis Fuß. Das war nicht mehr unangenehm. Der Verstand wurde relativ rasch wieder klar.
Ab da war ich in der Lage zu überprüfen, ob alles wieder normal ist, oder ob ich tatsächlich nen Batscher hab, wie mir in der intensiven Phase des Trips dämmerte. Überraschenderweise war alles ziemlich klar und ich fühlte mich emotional recht stabil angesichts der Prügel, die ich kassiert hatte. Bin dann ins Bett und fing an zu rationalisieren (fragte mich unter anderem, ob ich bei dieser Erfahrung etwa von einem Deppenbonus profitiert habe, wie man ihn auch für LSD-Neulinge als eine Art Welpenschutz unterstellt). Was blieb war ein widerlicher Geschmack im Mund. Rauchgeschmack fand ich schon immer bäh, also erst mal bisschen Zahnpasta gefressen. Wieder zurück im Bett hab ich noch die Funktionsfähigkeit meines Pipis überprüft: ok, aber lustlos. Wollte schlafen, hab aber noch weiter rationalisiert und mir selbst erklärt, wie ich jemand anderem erklären könnte, was man wohl mit Worten nicht angemessen erklären kann.
Mein Schlaf in dieser Nacht war nicht so gut: es dauerte erst mal ne Weile, bis ich einschlafen konnte; gegen zwei Uhr früh bin ich aufgewacht und konnte mehrere Stunden nicht mehr einschlafen; hab mitunter sehr heftig geträumt, (starker Zusammenhang mit dem Trip drängt sich auf). Mein Geist war schon gut beschäftigt mit dem Trip und diese Beschäftigung hielt auch noch am nächsten Tag an. Ansonsten fühlte ich mich am Tag danach überraschend fit.
Hat der Trip irgendwas gebracht? Vom Trip an sich hab ich nicht viel mehr in Erinnerung, als oben beschrieben. Ich denke, ein tieferes Eintauchen wurde durch meine Egomechanismen behindert. Einige Egomuster sind mal wieder sehr klar erkennbar in Erscheinung getreten. Das hilft zwar, sich seiner selbst bewusst zu werden, doch selbst wenn es mir gelingt, Egoaspekte und -bedürfnisse zu entlarven, muss ich trotzdem weiterhin wie mit einem Klotz am Bein leben (vlt. träume ich deshalb gelegentlich von einer Gehbehinderung, die mich am Vorwärtskommen hindert). Trotz der unerwarteten Heftigkeit des Erlebnisses bin ich neugierig, wie ein nächster DMT-Trip wohl aussehen würde, nachdem ich nun einen deutlichen Eindruck bekommen habe, wie brachial es zugeht. Ich hab vorher noch "DMT - The Spirit Molecule" angeschaut, um mich ein bisschen aufzuschließen, aber auf das, was mich erwartete, konnte das nie und nimmer vorbereiten.
Ach ja, die Glut auf dem Teppich ist ausgegangen, hat aber ein paar Brandlöcher hinterlassen (die sich gut zu den anderen Brandlöchern gesellen).
