Re: Wie lerne ich Meditation?

241
Mao hat geschrieben:Dann kann man noch weiter gehen und Gedanken und Gefühle sozusagen in der Gegenwart denken und Fühlen. Es ist als wären dann die Geankden im Raum, den man ja mit den Sinnen gleichzeitig wahrnimmt.
Hm, das kapier ich jetzt nicht. Wo sonst als in der Gegenwart kann man Gedanken denken und Gefühle fühlen? :verwirrt:
~ Resting in Peace ~

Re: Wie lerne ich Meditation?

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Mao hat geschrieben:Ich neige dazu, wenn ich bewusst höre, meine Umgebung nicht mehr bewusst zu sehen und umgekehrt. Darum versucht man gleichzeitig zu hören und zu sehen.
Wie machst Du das, dass Du das Sehen oder das Hören nicht einseitig bevorzugst, sondern gleichzeitig hörst und siehst?

Bei mir läuft es meistens so ab: Ich setze mich hin und sammle mich auf den Atem. Dann passiert jedoch das gleiche wie bei Dir, wenn Du bewusst siehst oder hörst - man tut eine Sache bewusst(er), die andere weniger bewusst. Aber irgendwann verschwimmt dann alles zu einem runden (?) Bewusstseinserlebnis, indem kein Element (Geräusch, Bild, Gedanken, Phantasien) mehr oder weniger Konzentration erhält. D.h. wenn ich mich nicht auf etwas bestimmtes konzentriere (einem Gedanken nachgehen, etwas hören, den Blick fokussieren), fühle ich mich eher wie ein ungeteiltes Feld von Gewahrsein anstatt wie ein Körper, der atmet, der irgendwas anschaut oder etwas hört, oder als ein Geist, der über etwas nachdenkt. Sobald ich jedoch nachdenke, lausche oder den Blick fokussiere, bin ich auf diese Tätigkeit konzentriert; das Feld von Gewahrsein ist dann nicht mehr so offen und ungeteilt, sondern fragmentiert.

Re: Wie lerne ich Meditation?

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gowiththeflo hat geschrieben:
Mao hat geschrieben:Ich neige dazu, wenn ich bewusst höre, meine Umgebung nicht mehr bewusst zu sehen und umgekehrt. Darum versucht man gleichzeitig zu hören und zu sehen.
Wie machst Du das, dass Du das Sehen oder das Hören nicht einseitig bevorzugst, sondern gleichzeitig hörst und siehst?
Hmm ... ich versuche erst bewusst auf eines zu achten und dann sozusagen das andere mit dazu zu nehmen. Und es ist auf gar keinen Fall so dass mir das immer und sofort gelingt. Wichtig ist denke ich, dass man nicht anfängt innerhalb der Sinne zu diskrimineren. Man muss alles reinlassen, was man gerade hört und alles sehen, was der Fokus der Augen gerade abdeckt, keine Abschnitte.
gowiththeflo hat geschrieben: Bei mir läuft es meistens so ab: Ich setze mich hin und sammle mich auf den Atem. Dann passiert jedoch das gleiche wie bei Dir, wenn Du bewusst siehst oder hörst - man tut eine Sache bewusst(er), die andere weniger bewusst.
Meinst du, dass ist zwangsläufig so ? Wie eine Ökonomie des Bewusstseins ? Ich mein ... es liegt auf der Hand, dass das Jetzt alles Gehörte, Gesehene, Gerochene, Gefühlte ... Gedachte zugleich enthält.
Dr.Schuh hat geschrieben:Hm, das kapier ich jetzt nicht. Wo sonst als in der Gegenwart kann man Gedanken denken und Gefühle fühlen? :verwirrt:
Das ALLES nur in der Gegenwart passiert sollte klar sein.

Hmm .... schwer zu beschreiben. Denke ich über eine Blume nach schaue ich sie meistens nicht wirklich an sondern denke das gesehene Konzept Blume. Wenn ich schaue und zugleich BLume denke verbindet sich beides zu einem. Schwer in Worte zu fassen. Das Blume denken (aha...da ist die BLume) hilft wol eher den denkenden Teil mit dem Teil, der konzeptlos sieht zu verbinden, was den denkenden Teil automatisch abricht. Man nutzt sozusagen das Denken, den bewussten Fokus, um diesen Aufzulösen. Vergleichbar funktionieren möglicherweise auch einge konzentrative Meditationstechniken.

schönen Abend
Take pain as a game.

Re: Wie lerne ich Meditation?

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Das gleichzeitige Konzentrieren auf Hören/Sehen hat bei mir auch zur folge das ich plötzlich meinen Körper enorm gesteigert wahrnehme.

Wenn man das nun im sitzen macht ist man ja praktisch beim Zazen.... eben alles so bewusst wie irgend möglich wahrzunehmen.

:bow:
There are, strictly speaking, no enlightened people, there is only enlightened activity. - Shunryu Suzuki Roshi

Re: Wie lerne ich Meditation?

245
Mao hat geschrieben:
gowiththeflo hat geschrieben: Bei mir läuft es meistens so ab: Ich setze mich hin und sammle mich auf den Atem. Dann passiert jedoch das gleiche wie bei Dir, wenn Du bewusst siehst oder hörst - man tut eine Sache bewusst(er), die andere weniger bewusst.
Meinst du, dass ist zwangsläufig so ? Wie eine Ökonomie des Bewusstseins ?
Weiß nicht, ob es zwangsläufig so ist. Ist nur eine häufige Beobachtung von mir.

Zuerst achte ich halt besonders auf den Atem, weil in den ersten 20 bis 30 Minuten oft erst mal diverse Gedanken hervorkommen. Dann lenke ich mich immer wieder zurück zum Atem. Wenn ich mich so wiederholt konzentriere, verenge ich erst mal das Bewusstsein. Doch irgendwann ist die Konzentration scheinbar so stark, dass sich das Gewahrsein automatisch auszudehnen beginnt und verschiedene Elemente, die vorher weniger bewusst wahrgenommen wurden, mit einschließt.

Ich denke, beim bewusst Schauen oder bewusst Hören oder beides gleichzeitig, ist es ähnlich. Wenn ich meinen Blick immer wieder auf ein Objekt fokussiere, wird er irgendwann automatisch weiter und diffuser. Dabei entsteht mehr Raum für andere Elemente im Gewahrsein, z.B. das bewusste Hören, ohne dass man bewusst irgendwo hinhören muss (d.h. sozusagen sein Bewusstsein aktiv auf das Hören verengen muss).

Re: Wie lerne ich Meditation?

246
Hängt nicht direkt mit dem vorigen zusammen, aber passt hier, wie ich finde ganz gut rein. Neulich beim Joggen machte ich eine erstaunliche Entdeckung - eigentlich inhaltlich trivial, aber die Realisation, war doch etwas äh ... seltsam. Mal sehen, ob ich das in Worte fassen kann ...

Mir fiel auf, dass wenn ich laufe, mich der innere Mikrokosmos die meiste Zeit, in allerlei Dies und Das der Gedanken, Gefühle, Assoziationen und allem was der Monkeymind halt so die meiste Zeit im Wachbewusstsein macht, gefangen hält. Nix neues eigentlich... dann fiel mir auch auf, dass mein Wahrnehmungsfokus, der Punktstrahler, wie Allan Watts sagen würde von hier nach da hüpft, über Bäume, Wiesen, Felder zurück zu Gedanken usw ... Also versuchte ich den Strahler einfach gerade auf der Straße zu lassen direkt nach vorne gerichtet, den Blick also nicht mehr umherschweifen zu lassen und die Visuelle Wahrnehmung auf ein ganz bestimmtes Phänomen zu richten: die kontinuierliche Bewegug des Weges / Wegrandes / der Umgebung / der Welt an mir vorbei. So lange man in Bewegung ist fließt es langsam vorbei und nur das galt es zu beobachten. Was dann geschah war, dass es irgendwann war, als würde nicht ich mich bewegen, sondern die Welt sich an mir vorbei. Da waren Momente einer Einheit, die nicht im geringsten von denen auf Trips zu unterscheiden war. Am Anfang war es strange, aber als sich mein prüfender Naturwissenschaftler einschaltete, um die üblichen Zweifel zu äußern war ihm die Argumentationsgrundlage gänzlich entzogen. Die Wahrnemung des Selbst, welches sich fortbewegt kann in dem Moment, wo die Selbstwahrnehmung fehlt überhaupt nicht existieren, weil kein ich da ist, was von irgeneinem Ort an einen anderen gelangt. Was bleibt ist der Fluss der Bewegung der Welt, ein endloser Raum in dem sich Erscheinungen wandeln, in diesem Fall die Bäume, der Weg ... . Irgendein Bezugssytem/Zentrum ist vonnöten, um zu registrieren, ob ich mich von hier nach dort bewege. Fehlt dieses Koordinatensystem ist es nicht mehr möglich zu sagen, ob ich mich bewege, oder die Welt sich " an mir vorbei/ durch mich ". Jeder ernstzunehmende Physiker wird einem sagen, dass es keine absloute Bewegung gibt, nur Bewegung in Bezugssystem zu anderen Dingen, die sich ebenfalls bewegen. Sehr eigenartig das Gaze. Wenn man es in einen größeren philosophischen Rahmen setzt wäre es dann als würde sich die Welt durch die Zeit "durch dich hindurch" (hier von Raum-Zeit-Distanz zu sprechen ist die Problematik der Sprache, darum in Ermangelung eines anderen Begriffes die Anführungsstriche) bewegen. :angst:

Wahrscheinlich ist das alles ziemlich wirr zu lesen ... sry ... war auf jeden fall eine interessante Entdeckung, gefolgt von einer Antwort des Bewusstseins die in etwa ausgesagt hat: Ja ! Du befindest dich auf der richtigen Fährte. ^^


peace
Take pain as a game.

Re: Wie lerne ich Meditation?

247
Mir ist neulich was schoenes passiert.
ich sitz so buddhastyle unter einem Baum in der Mittagssonne und meditiere. Nach einiger Zeit hoere ich ein Zischen und uargh ekliges Geraeusch. Ich werde nervoes und mach die Augen auf.
Was sehe ich? Eine Schlange direkt vor mir. Nicht besonders gross, nur etwa 30cm lang. Aber ich reagiere mit grosser Furcht, denn sie koennte durchaus gefaehrlich sein. Ich frage mich: Was tun?
-sitzen bleiben und abwarten
-einen Stock nehmen und das Viech wegjagen
-mein Zeug packen und abhauen

Ich entscheide mich fuer eine Mischung aus 1 und 3 und gehe Pissen. Als ich wiederkomme ist die Schlange weg und ich kann in Frieden weitersitzen. Da ist mir klargeworden: Kundalini, das ist ein boeses Spiel. :blacklol:

naja ich mach weiterhin Vipassana und weil ich Zeit ohne Ende habe im Moment 4-5 Stunden am Tag.
"if we are able to give priority to the meditation then all else will eventually fall into place on its own accord"

Re: Wie lerne ich Meditation?

249
Wow ... 4-5 h/Tag ist recht gut.

Bin grad wieder vom Zazen zurück zum Vipassana.
Irgendwie weiss ich nicht ob das so gut ist, hin und her, aber manchmal gibt mir das eine mehr wie das andere und dann wieder anderst herum.
There are, strictly speaking, no enlightened people, there is only enlightened activity. - Shunryu Suzuki Roshi

Re: Wie lerne ich Meditation?

250
raellear hat geschrieben:...im Moment 4-5 Stunden am Tag
Ich kann nur ahnen, da ich selten länger als eine Stunde am Stück meditiere, aber ich schätze, dass dies die Zeiträume für eine Regelmäßige Praxis sind, wo es wirklich "in die Tiefe geht" - nicht nur während des Meditierens an sich sondern auch hinsichtlich der den Rest des Tages betreffenden Veränderungen.

Merkst du einen beschreibbaren Unterschied zu Phasen, in denen du kürzer und unregelmäßiger in Meditation warst ?


peace


mao
Take pain as a game.

Re: Wie lerne ich Meditation?

251
Psychedelicious: Ja ich hab mich nur mit Vipassana je richtig auseinandergesetzt. Und da kann ich als Pragmatiker halt sagen 'funktioniert, tut mir gut'... Mich interessieren andere Theraveda-Richtungen im Moment, bei Zen weiss ich nicht so recht. Ist ja doch ne ganz andere Kiste. Aber wer weiss, irgendwann mal?
Mao hat geschrieben:
raellear hat geschrieben:...im Moment 4-5 Stunden am Tag
Ich kann nur ahnen, da ich selten länger als eine Stunde am Stück meditiere, aber ich schätze, dass dies die Zeiträume für eine Regelmäßige Praxis sind, wo es wirklich "in die Tiefe geht" - nicht nur während des Meditierens an sich sondern auch hinsichtlich der den Rest des Tages betreffenden Veränderungen.
Ja also ich denke alles hilft, wenn man es regelmaessig macht. Also auch morgens ne halbe Stunde wird ihren Effekt haben, im Vergleich dazu, wenn man garnicht meditiert.
Als ich damals angefangen habe hab ich das von einem Freund gelernt (Vipassana)und recht schnell 1-2 Stunden gemacht weil ich arbeitslos war und nicht wusste, was ich sonst am Tag machen soll. Ich hab sehr schnell tief spuerbare Erfolge gehabt und das hat mich dazu gebracht, bei der Sache zu bleiben. Auf dieser Tour habe ich mir dann recht viel Meditation angewohent weil ich echt wenig Lust habe, den ganzen Tag auf dem Fahrrad zu sitzen und Ausgleich bei der Belastung einfach dringend noetig habe. Der innere Rueckzug ist mir wichtig.
Merkst du einen beschreibbaren Unterschied zu Phasen, in denen du kürzer und unregelmäßiger in Meditation warst ?
Ja. Ich denke auch, dass mir die Psyche diesbezueglich einen Streich spielt. Ich glaube innerlich sehr stark an die Meditation. Sie ist fuer mich der Anker, an dem ich mich aus dem Leid ziehe. Und - es funktioniert. Ich beobachte den Effekt jeden Tag und bin dem Universum dafuer zu tiefstem Dank verpflichtet.
Wenn ich mein Pensum nicht ganz kriege, also nur die Haelfte oder so mache, dann bin ich deswegen in dem Sinne nicht schlecht drauf, sondern passiert halt. Aber ich bilde mir ein, dass ich mich dann dumpfer, unkonzentrierter und weniger fokussiert fuehle. Das alles ist natuerlich absolut unmessbar im rationalen Sinne. Es gibt auch Tage, wo ich sehr viel meditiert habe und mich trotzdem nicht klar und fokussiert gefuehlt habe. An anderen Tagen habe ich kaum gesessen und es ging mir gut - also schwer einzuschaetzen.

:)
"if we are able to give priority to the meditation then all else will eventually fall into place on its own accord"

Re: Wie lerne ich Meditation?

252
Ich hab hartnäckige Schwierigkeiten, mich während des Sitzens nicht auf die ablaufende Zeit (stelle mir immer die Uhr) zu konzentrieren und rückwärts zu rechnen. Je länger ich sitze, desto stärker werden Schmerzen und Verspannungen und umso stärker tendiere ich dazu, mir gelegentlich Überblick über die Zeit zu verschaffen, indem ich schätze, wie lang es noch dauert. Komische Sache das.

Was ich auch seltenst schaffe, ist völlig regungslos und still sitzen zu bleiben. Alles, was über 30 oder 40 Minuten hinausgeht, verursacht i. d. R. körperliche Schmerzen (Knie) und Verspannungen (v. a. Rücken und Nacken). Dann muss ich Abhilfe schaffen durch Strecken, Dehnen, etc. Wie lang könnt Ihr stillhalten ohne Bewegung?

Re: Wie lerne ich Meditation?

253
Bin mittlerweile wieder beim Zazen (Shikantaza) .... denke dabei bleib ich jetzt erst mal auch. Kann mit dem ganzen drumrum beim Shikantaza mehr anfangen als beim Vipassana.

Als ich mal für n halbes Jahr im Dhamma war, saß ich auch mal 1,5 - 2 h und länger addithana, jetzt mach ich aber immer 30min Intervalle, und im Dojo eben nach 30 min Kinhin....

Beim Shikantaza sitzt man dynamisch, also nicht diese absolute Starre, eher Körper und Geist geschmeidig halten. Immer wieder die Position korregieren, irgendwann findet man seine Balance. Neulich meinte einer der Soto-Mönchezu mir man brauche schon so um die 10 Jahre um überhaupt seinen Sitz zu finden - hat er mir als Antwort auf die Frage nach dem Atem gegeben. Also im Sinne von: "Find erst mal deinen Sitz, dann kommt der Rest von ganz alleine"
Ich merk wie ich immer feiner werde imBalance halten. Beim Addithana sitzen im Vipassana hab ich das Gefühl dass es eine Willenssache ist, auch gutes Willenstraining.
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Re: Wie lerne ich Meditation?

254
Also ich bin auch nicht so der Typ der lange Zeit in 'strong determination' sitzt. Ich korrigier auch gern die Position und bewege mich wenn es gerade nicht passt. Imho passt schon solange man sch damit gut fuehlt. An guten Tagen auch 1,5-2h aber eher selten. Sitz auch gern draussen an er frischen Luft unterm Baum oder so, auch wenn das ja laut Goenka fuer die Technik hinderlich sein soll. Naja der Buddha sass auch in keiner Meditationszelle, sondern hat seinen Weg ohne Fokus auf irgendeine Technik/Vorstellung gefunden. Zumindest interpretiere ich das so.

Das mit dem Dhamma finde ich interessant, Psychedelicious. Wo war das und wie sah der Alltag da so aus? Haste da n paar mehr Infos zu?
"if we are able to give priority to the meditation then all else will eventually fall into place on its own accord"

Re: Wie lerne ich Meditation?

255
2 Stunden am Stück, das ist mein nächstes Ziel. Hab mich vor kurzem erst an die 1,5 Std. rangetastet. Deswegen hab ich wahrscheinlich momentan gegen Ende der Zeit noch gute Schmerzen in den Haxen (halber Lotos). Aber wenn ich mich dran erinnere, welche Schmerzen ich anfangs bereits nach 20-30 Minuten hatte, ist das jetzt Pipifax.

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