Re: Philosophische Sprüche/Texte

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Svenja Flasspöhler hat geschrieben:Dies ist die zitternde Ambivalenz der eigenen Verwundbarkeit: Auf der einen Seite macht diese mich überhaupt erst zum Menschen, und ich sehne mich danach, von anderen in meinem Menschsein, in meinem einzigartigen Sosein mit allen Schwächen anerkannt zu werden; auf der anderen Seite bin ich aber ständig bemüht, meine wunde "Stelle" zu kaschieren und zu verstecken, um mich unangreifbar zu machen.
Nur: Was wäre, wenn das Wundmal der eigenen Existenz wirklich verschwände? Ein Mensch, dem jeder Schmerz fremd ist oder der zumindest so tut, als sei er ihm fremd, wird sich selbst immer der Nächste bleiben und Hilfe weder geben noch erhalten. Aber noch schlimmer ist: ein solcher Mensch wäre gänzlich ohne Verlangen. Denn wer keinen Schmerz empfindet, braucht nichts und will nichts, hat keine Fragen, keine Bedürfnisse mehr. Und was unterscheidet einen solchen Zustand noch vom Tod?
"Die Wunde offenzuhalten kann ja auch gesund sein", schrieb der dänische Philosoph Kierkegaard im 19. Jahrhundert, "eine gesunde und offene Wunde; manchmal ist es am schlimmsten, wenn sie zuwächst."
Quelle: Ich leide, also bin ich!, Psychologie heute, April 2011

:herzen:

Re: Philosophische Sprüche/Texte

184
Und was unterscheidet einen solchen Zustand noch vom Tod?
Wenn ich die Vorstellung, die hier offenbar vom Tod angenommen wird annehme, würde ich sagen: Bewusstsein. In Ruhe in Frieden.

Aber ich mein, bitte... "Psychologie heute". :freak:

Jedenfalls TOPPT der Titel Descartes. :king:

Wenn das Ego sich schon nicht mehr mit den Gedanken identifizieren kann, dann doch wenigstens mit seinem Schmerz.
~ Resting in Peace ~

Re: Philosophische Sprüche/Texte

185
Nur wer die Hölle kennt kann den Himmel erkennen.

Meiner Beobachtung nach wird sich kein energetisches Muster, und damit auch kein Schmerz, je in Luft auflösen. Ganz unabhängig von der Macht, die sie über uns haben und der Identifikation (oder Nicht-Macht und Disidentifikation).
happiness is the absence of resistance

Re: Philosophische Sprüche/Texte

187
gute Frage Schuh, täte mich auch interessieren.
Erraphex hat geschrieben:Nur wer die Hölle kennt kann den Himmel erkennen.

Aber sollte man deshalb die Portale zur Hölle offenhalten? Sie tun sich doch so schon oft genug auf.
Erraphex hat geschrieben:Meiner Beobachtung nach wird sich kein energetisches Muster, und damit auch kein Schmerz, je in Luft auflösen.
Selbstverständlich tun sie das. Bei besonders starken Mustern bleiben teils Reste ( Narben), aber der Großteil kann sich durchaus auflösen. Man könnte auch transformieren sagen, aber das kommt ja erstmal aufs selbe raus.
:wink:

Re: Philosophische Sprüche/Texte

188
"In Luft auflösen" ist iimho eine Beschreibung, die dem Vorgang tatsächlich nicht ganz gerecht wird. Das klingt für mich erstens als wäre es sehr einfach, oder würde sogar von alleine passieren, und zweitens, als würde die in einem Muster gebundene Energie einfach flöten gehen. Deswegen würde ich hier tatsächlich auch von Transformation sprechen. Das Muster löst sich auf (zB wenn ich mir das Nägelkauen abgewöhne, oder die Unterdrückung eines Traumas auflöse), die gebundene Energie wird frei, und nimmt eine gänzlich neue Form an.

Auch wenn Erinnerungen und Prägung erhalten bleiben, und nie ganz verschwinden, bin ich geneigt zu sagen, dass sich tatsächlich JEDES Muster transformieren, und seine Energie in ein neues oder anderes überführen lässt.

Ja ich würde sogar sagen, dass es letztlich unausweichlich ist...

...seine wahre, heil(ig)e Natur wieder für sich anzunehmen. :nick:

Lieber Gruß
Schuh
~ Resting in Peace ~

Re: Philosophische Sprüche/Texte

189
Tau-f-risch hat geschrieben: Selbstverständlich tun sie das. Bei besonders starken Mustern bleiben teils Reste ( Narben), aber der Großteil kann sich durchaus auflösen. Man könnte auch transformieren sagen, aber das kommt ja erstmal aufs selbe raus.
:wink:
Du bist frei das zu glauben. :bow: Meine Erfahrung ist es nicht. imho ist alles was in Richtung Erlösung (~=Auflösung) geht in Nicht-Akzeptanz von dem was ist begründet. Akzeptanz aber ist die Grundlage für Heilung. Das zu erkennen war für mich ein langer und steiniger Weg...

Heilung bedeutet für mich Bewusstheit über den (verdrängten) Schmerz bei gleichzeitiger Freisetzung von Energie. Bei komplexen Traumata muss Schicht für Schicht abgetragen werden indem der Schmerz bewusst erfahren wird - immer und immer wieser, nach einer Art Zwiebelschalenprinzip. Im Kern liegt dann auch die Ursache offen....

Das Muster hat sich damit aber mitnichten aufgelöst. Aufgrund von Bewusstheit haben Trigger viel weniger Angreifpunkte und aufgrund der freigesetzten Energie hat es, wenn getriggert, viel, viel weniger Macht - es wirkt nicht mehr in der Intensität (ja, vielleicht nur ganz subtil).
happiness is the absence of resistance

Re: Philosophische Sprüche/Texte

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Eulenspiegel hat geschrieben:Eines gebe ich zu bedenken: die heftige Reaktion Deinerseits legt die Vermutung nahe, daß da was im Busch ist. Ich weiß von mir und meinem Umfeld, daß Menschen um so heftiger reagieren, je mehr es sie betrifft. Da würde es sich schon mal lohnen, näher hin zu schaun. ;)
Quelle: http://www.pantorise.net/viewtopic.php?p=2960#p2960

Wenn ich mich im Forum so umschaue, sollte er wohl einer der am meisten zitierten (wörtlich/inhaltlich) User sein. Und das, obwohl seit geraumer Zeit nicht mehr aktiv schreibend...

Re: Philosophische Sprüche/Texte

194
Eulenspiegel hat geschrieben:Eines gebe ich zu bedenken: die heftige Reaktion Deinerseits legt die Vermutung nahe, daß da was im Busch ist. Ich weiß von mir und meinem Umfeld, daß Menschen um so heftiger reagieren, je mehr es sie betrifft. Da würde es sich schon mal lohnen, näher hin zu schaun. ;)
Ergänzend dazu: "Wer den Furz zuerst gerochen, dem ist er aus dem Arsch gekrochen."

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