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von ohn
Meine ansicht zum thema psychedelische drogen hat sich seit nun fast einem jahr grundlegend verändert. Wie man hier im forum live im form eines threads in aller dramatik mitverfolgen konnte, endete meine langjährige psychedelische reise und meine über ein jahrzehnt anhaltende "phase" des polytoxen drogenkonsums jeglicher art in einem totalen fiasko, in einem mehrere monate anhaltenen tripähnlichen zustand und anschließender schweren panik - und generalisierter angststörung. Selbst verständlich war und ist das ein prägendes erlebnis, dadurch hat sich in meinem leben alles geändert. Nicht die psychedelischen drogen waren schuld daran sondern eine vielzahl von gründen (die hier zu schildern den rahmen sprengen würde). Auslösende faktoren waren vielmehr unverarbeiteter psychischer stress, nicht vorhandene bewältigungsstrategien bezüglich ängste und last but not least das übertriebene, gewohnheits mäßige 24/7 kiffen, was ich auch über ein jahrzehnt seit meiner jugend betrieb und dadurch in quasi allen wichtigen entwicklungsphasen stoned war.
Bei allem übel, bei allem elend, schmerz, angst und depression, die ich durchstehen musste und zum teil phasenweise immer noch muss (ich würde soetwas meinem schlimmsten feind nicht wünschen), ist eine sache nicht zu leugnen:
es war der absolute trip meines lebens. Im wahresten sinne des wortes. Das hat alles in den schatten gestellt, was in ich über 10 jahren LSD konsum über mich erfahren konnte. Jedwede trips waren eine farce im vergleich zu den riesen haufen an emotionen, die mich monatelang überrollten.
Lange jahre war ich überzeugt, LSD und co. könnte mich in meiner persönlichkeitsentwicklung wirklich weiter bringen. Ich war ein fan davon. Letztlich habe ich sogar meine freundin damit "angefixt", bei der es ebenfalls beim 3. trip auf einer viel zu hohen dosis in einem 15 stündigen badtrip gipfelte, den sie nie vergessen wird. Ich habe alles darüber gelesen, was es zu lesen gibt, ich habe in foren propagiert, wie toll und sinnvoll vernünftiger lsd konsum sei und wie gewaltig er das leben bereichern würde, wie tiefgreifend er die persönlichen traumata auflösen könne und wie grundlegend man damit an sich arbeiten könnte. COEX systeme, perinatale matrizen, transpersonale aufarbeitung von archetypischen aspekten des unbewussten. Blablablubb.
Alles teilweise richtig. Doch eins sah ich nie:
LSD löst überhaupt nichts auf. LSD (man verzeihe mir das übernehmen dieser bezeichnung, lieber Erraphex ;-) ) eskaliert. Es überspitzt und stichelt so lange in den vorhandenen wunden herum, bis man nicht mehr drum herum kommt, sich diesen wunden zu widmen. Andernfalls geht man daran zu grunde. Das hinterlistige dabei ist: langjähriger, regelmäßiger lsd konsum verführt regelrecht zu der annahme, man hätte das, was man während der trips GESEHEN hat, auch verändert / aufgelöst. Das ist der wahre trugschluss der LSD erfahrung. Diese droge verändert rein gar nichts, sie verführt nur zu dem glauben, dass etwas verändert worden wäre, dadurch, dass es aus dem unterbewusstsein hervor kam. Echte veränderung, echte entwicklung ist absolut knochenharte arbeit, kostet einen riesen haufen an kraft, schweiss, ausdauer und frust. Nichts ist schwieriger, als festgefahrene denk - und verhaltensmuster aufzulösen. Das verlangt langes, regelmäßiges therapeutisches training und das vermag auch LSD durch das aufzeigen der knackpunkte nicht. Man schaue sich den typischen LSD konsumenten an. Er erlebt eine gipfelerfahrung, kommt runter, ist noch einige tage "erleuchtet" und nur allzuschnell verschwindet das erlebte wieder im unterbewusstsein. Es verschwimmt, es verblast, wird unwichtig, bleibt nur noch als schatten von etwas großen und der konsument fällt zurück in sein altes, festgefahrenes persönlichkeitsbild, in seine alten denkmuster und wertvorstellungen. Das gefühl etwas wichtiges gesehen zu haben bleibt, ebenso wie das gefühl etwas ganz tolles in seinem leben verändert/herbei geführt zu haben aber der ist-zustand der psyche kehrt wieder zum zustand von vor der erfahrung zurück. Die illusion ist perfekt.
Versteht mich nicht falsch: ich bereuhe nichts. LSD hat mir die abgefahrensten, tollsten, witzigsten, eindrucksvollsten AHA-Effekte meines lebens verschafft. Und die eigenschaft von LSD so eindringlich in die wunde zu pieksen, dass sie einem endlich bewusst wird, ist toll. Keine frage, ein großes therapeutisches potential. Aber das war es dann auch schon. Jegliche überidealisierung von ausschweifenden, regelmäßigen LSD konsum ist illusionär. Und man glaubt es kaum: selbst während regelmäßigen LSD konsum kann man ganz toll verdrängen.
Da ich ja bald vater werde, stellte sich mir innerlich die frage, wie ich wohl damit umgehen würde, wenn mein sohn einen ähnlichen weg einschlägt wie ich und sich jahrelang dem konsum psychedelischer drogen widmen würde. Ich weiß es nicht, wie ich damit umgehen würde. Aber es hat mich zu folgender ansicht geführt: Einige wenige LSD erfahrungen sind toll, bereichernd und können dem leben eine völlig neue richtung geben. Aber insgesamt würde ich sagen, dass 5-10 LSD erlebnisse für ein menschenleben völlig ausreichend sind. Alles was darüber hinaus geht (vor allem, wenn man regelmäßig hochdosiert in bereichen von 200+ mikrogramm tript), erhöht nur unnötig die gefahr, dass man sich in irgendetwas verrennt, was dann überhaupt nicht mehr positiv ist. Diese gefahr übersteigt eindeutig den möglichen nutzen den regelmäßiger LSD konsum evt. hat (den ich inzwischen schwer in frage stelle). Und zu guter letzt noch: man sollte die dosis auch nicht immer so hoch ansetzen. Es ist fraglos eine ganz eigene erfahrung auf einer hohen dosis zu trippen und überhaupt nicht zu vergleichen mit lowdose. Aber man begiebt sich damit in bereiche die wirklich schnell sehr gefährlich werden können.
So, das war natürlich nur meine meinung, die natürlich keine allgemeingültigkeit hat.
Staunen über die Fülle möglicher Erfahrungen auf diesem wunderbaren Planeten in diesem einzigartigen Leben.