Einerseits gibt es für mich Mitleid - dies geschieht von oben herab, aus einer Abgrenzung heraus, und basiert auf der irrigen Annahme, dass man besser dran sei, als der Bemitleidete.
yep! diese form des mitleides gibt es. "typisch menschlich" im grunde...
Dann gibt es aber auch noch Mitgefühl, lieber Hiob, welches der Nächstenliebe und der Empathie, der Verbundenheit entspringt.
na, höre ich da zwischen den zeilen die unterstellung ich würde diese form des mitgefühls nicht kennen? spricht hier die vorstellung du seiest gar berufen mir diesen magel vor augen zu führen und mir zu helfen ihn zu beseitigen?
ja! das kann man lesen zwischen den zeilen...oder sind das etwa meine projektionen?
ich gehe nun mal davon aus, dass es das ist, was du mir sagen willst und dass es nicht meine projektionen sind...
soweit...
dass du dich derart gedrängt fühlst mich derart zu beraten/belehren, bewirkt aber nur eines bei mir.
nämlich, dass ich schon gar keine lust mehr habe mich mit dir weiter auseinander zu setzen!
warum es dies bewirkt?
warum ich keine lust habe mich mit dir auseinander zu setzen?
weil ich ungern mit leuten kommuniziere, die nicht mich sehen sondern ein bild von mir in ihrem kopfe, das sie sich gemacht haben.
Dies ist nicht mit einer Wertung verbunden
oh doch! das mitgefühl ist immer mit einer (emotionalen) wertung verbunden, imho.
sehe ich einen menschen, der leidet und fühle ich mit ihm, dann folgt auf dem fusse die wertung:
"leid ist schlecht. leid muss überwunden werden"
weniger rational gedacht als emotional gefühlt ....freilich.
aber gewertet.
also ist das mitleid/mitgefühl doch immer mit einer wertung verbunden...
und bedeutet, dem Schmerz eines Wesens auf einer planen Ebene so zu begegnen, als wäre es der eigene, ohne dabei jedoch das Gefühl für das eigene Selbst zu verlieren(!) ..
yep! das eigene herz so gross machen, dass es das ganze, unendliche meer der tränen des leides der welt fassen kann...würde goethe sagen.
aber...du deutest hier schon an, worauf, so glaube ich, auch nietzsche hinaus will.
du sagst:
ohne dabei jedoch das Gefühl für das eigene Selbst zu verlieren(!)
oder um es ganz banal im psychologischen chargon zu formulieren:
"die fähigkeit besitzen zur rechten zeit nähe zu zulassen und aber auch zur rechten zeit distanz zu halten"
und das ist, das wissen wir alle, oft leichter gesagt als getan.
Dies kann natürlich dazu führen, dass dies eigenen Schmerz triggert.
wenn es eigenen schmerz triggern würde, hätte man dann schon versäumt die rechte distanz zu wahren?
vielleicht!
wird aber das "mitfühlen" per se nicht sogleich immer auch notwendigerweise eigener schmerz?
vielleicht!
ist denn ein mitfühlen unter einhaltung von distanz überhaupt möglich?
vielleicht!
Dies geht dann aber imho hinaus, über reines Mitgefühl, wie ich es verstehe.
verstehst du das reine mitgefühl wirklich?
vielleicht!
kann man das mitgefühl überhaupt verstehen?
vielleicht!
gibt es dieses REINE mitgefühl überhaupt?
vielleicht!
Auch wenn ich auf persönlicher Ebene frei wäre, von schmerzerzeugenden Dynamiken, wäre ich weiterhin zu Mitgefühl, wie ich es verstehe, in der Lage.
vielleicht!
naja...nietzsche sagt nun....um diesen schwulitäten, die das mitgefühl seiner natur nach so mit sich bringt...:
"überwindet diesen ganzen bullshit"
hat er recht?
vielleicht!
also eine distanz finden zum schmerz, den der nächste erleidet, zum schmerz, den man selber erleidet, kurz:
zum schmerz, den die welt erleidet?
ist es das?
vielleicht!
fest steht, dass nietzsches ideen auch eine menge schaden angerichtet haben. das dritte reich lässt grüssen
****
oder wurden seine ideen einfach nur missverstanden?
vielleicht!
****man lese einmal hierzu die erzählung "deutsches requiem" von jorge luis borges...