Hallo, wollte nur kurz bescheid geben, dass ich weder in der psychiatrie bin noch auf neuroleptika eingestellt bin. Ich habe hier nichts gelesen seit dem ich gesagt habe, dass ich abstand brauche und lese eure diskussion auch jetzt nicht, denn ich brauche nicht noch mehr input zur zeit. Ich dachte nur, ich bin es euch schuldig, euch über folgendes zu informieren:
hallo mama,
ich werde jetzt versuchen dir zu erklären was zur zeit mit mir passiert ist. Ich schreibe es in der "er" form, weil es mir so leichter fällt, darüber zu sprechen.
Es war einmal ein mensch, der sein ganzes leben gedacht hat, er wäre ein krieger, ein einigermaßen erleuchteter starker, der durch seine lsd trips immer besser und besser wurde. Er hat immer gedacht er konfrontiert sich mit seinen problemen, er ist spirituell und unkaputtbar. Er hat schon früh das verdrängen erlernt, redete sich aber stets ein, dies nicht zu tun. Denn wer kann sich schon eingestehen, dass er verdrängt, es ist doch viel angenehmer zu glauben, man geht den weg des kriegers.
Dieser mensch hat in den letzten 1-2 jahren auf seinen lsd trips immer wieder einen zustand erlebt, den man als angst-raum bezeichnen kann. Ein zustand, in den man reingerät, der von angst geprägt ist, von grauen und entsetzen über die eigene unfähigkeit loszulassen . Er hat sich dann, wenn er in diesen raum kam, immer in embryonalstellung hingelegt und solange gewartet, bis der zustand wegging und er den trip genießen konnte. Er hatte sich immer eingebildet, diesen zustand zugelassen zu haben, so dass er sich danach aufgelöst hat. Dabei hat er nie gesehen, dass er die angst vor sich selbst - die angst vor der wahrheit über sich selbst - immer mit aller kraft verdrängt hat. Wieder und wieder. Dies tat er auch in allen anderen lebenslagen, er dachte von sich er wäre stark, dabei ist er ganz klein, sensibel, zerbrechlich, gefühlsam. Nie wollte er sich das eingestehen, er dachte er steht über den dingen, ihm ist das alles egal, was er so im leben erlebt hat, es machte ihn besser, stärker, toller.
Dieser mensch erlebte am 21. august ein öffnen aller kanäle. Es hatte sich soviel verdrängungsenergie angesammelt, dass die abwehrmechanismen, seine verdrängungsstärke, nicht mehr ausgereicht hat. Er erlebte einen heftigen flashback. Ein flashback ist ein zustand, der sich so anfühlt wie ein trip. Es kommt zustande, wenn wenn sich soviel angesammelt hat, dass das ego einfach nicht mehr in der lage ist, weiterhin alle ängste, die in ihm wuchern, zu verdrängen. Es war der größte schock seines lebens, denn er dachte er wird gerade geisteskrank, bekommt eine psychose, verliert alles, was er im leben hat. Seine gesundheit, sein leben, seine heile welt. Es war so dermaßen traumatisch und heftig für ihn, weil er keinen grund dafür sah. Es äußerten sich in dieser situation alle symtome, mit denen er sich sein leben lang beschäftigt hatte. Er zerdachte alles, analysierte hin und her, kategorisierte, kam einfach auf keine lösung, fand den schlüssel nicht, den grund dafür, was mit ihm passiert. Natürlich kannte er diese zustände von seinen trips, aber er hatte zu dem zeitpunkt keinen trip genommen, deswegen war es für ihn das schlimmste, was er je erlebt hatte. Er hatte panische angst vor dem verrückt werden, wehrte sich 3 tage lang mit allen mitteln dagegen, soff sich in der akutsituation völlig zu, um weiterhin zu verdrängen. Es war keine psychose, er hat keine wahnvorstellungen o.Ä., er hatte "nur" unerklärbare panikattacken, die so schlimm waren, weil er einfach nicht wusste, was mit ihm los war. Und er wollte in seinem leben ja immer alles über sich selbst wissen dachte er, dabei wollte er einfach immer nur ein positives bild von sich haben, sich nie eingestehen, dass er gar nicht der erleuchtete, spirituelle ist, sondern der kleine, schwache.
Sein komplettes selbstbild ist zusammen gebrochen, weil es einfach nicht mehr so weiter ging, es hatte sich so viel angesammelt, dass sein unterbewusstsein nicht mehr in der lage war zu verdrängen. Er hatte immer wieder die büchse der pandora geöffnet (lsd) und gedacht, es macht ihn authentischer, er hat einen guten umgang damit, es macht ihn zu einem "realeren" menschen. Dabei hatte er schon lange nicht mehr gemerkt, dass er es nur noch zum spaß auf partys einschmiss und alle negativen aspekte, auf die er dabei stieß, mit aller kraft verdrängt.
Jetzt ist der knoten geplatzt, jetzt befindet er sich in einer krise, dein selbstbild ist gesprengt und er muss schauen, wie er damit klar kommt. Eigentlich ist es ein befreiungsprozess, eigenelich war es klar, dass es irgendwann so kommt. Es gab so viele zeichen, die er alle nicht gesehen hat, so viele andeutungen, so viele faktoren.
Ich kann beim besten willen nicht beschreiben, was alles dort mit reinspielt, denn dieser ganze prozess bezieht sich nicht nur auf seine trips, sondern auf sein ganzes leben. Sein urvertrauen in sein selbstbild ist zusammen gebrochen. Er ist durch die hölle gegangen und tut es zum teil jetzt noch. Sein problem ist, das er dies akzeptieren muss, dies hat er gestern im gespräch mit seiner absolut tollen freundin herausgefunden, die ihm unglaublich viel kraft gibt und für ihn da ist und ihn nicht gleich verlassen wird, wenn er in eine krise gerät. Natürlich ist das problem nicht weg. Das war auch das problem der ganzen letzten 10 tage, in denen ich die hölle durchlebte, das er immer dachte: "ok jetzt hast du es überstanden". Und dann ging es wieder von vorne los. Er wusste sich irgendwann nicht mehr zu helfen, weil er keine erklärung fand, er ging in die psychiatrische ambulanz - ein weiterer gang durch die hölle, nur möglich auf alkohol und diazepam - und lies sich ein notfallmedikament mitgeben, was er nehmen kann, wenn alles über ihm zusammen bricht. Dies nimmt er jetzt nicht regelmäßig, denn er weiß, das es nur ein weiterer verdrängungsprozess ist. Die angstattacken werden weniger seit dem er langsam aufgegeben hat, zu verdrängen, dass es nur eine phase ist, die schwuppdiwupp wieder vorbei geht. Er ist im moment dabei sich nach uns nach wieder zu beruhigen, die aufgerissenen wunden, das traumatische schockerlebnis, wieder verheilen zu lassen. Ab und zu, wenn es gar nicht anders geht auch mit beruhigungsmitteln, weil er ruhe braucht, damit sich die broddelnden wellen in ihm wieder legen. Er muss stabil werden, muss wieder lernen, das es keine psychose war, die ihm aufkeimte, sondern alles war er immer verdrängt hat. Das braucht zeit, das braucht ruhe. Und zu guter letzt braucht das einen guten psychotherapeuten, der ihm hilft, alles aufzuarbeiten, was er immer verdrängt hat.
Du siehst jetzt, es gab kein schlüsselerlebnis, es war ein prozess, der im nachhinein gesehen unvermeitlich war und sich mit unzähligen zeichen angekündigt hat, die er alle nicht gesehen hat.
Er versucht jetzt mit meditation verdrängte energien abzuführen und sich langsam wieder zu beruhigen, hat es akzeptiert, dass es keine von jetzt auf gleich heilung für ihn gibt und gibt sich die zeit zur ruhe zu kommen. Es ist hart, es ist schwer, es ist das schwerste, was er je durchlebt hat, es gibt immer wieder heftige rückschläge, aber es wird ein befreiungsprozess werden, seine lebensillusion ist geplatzt, er wird daraus hervorgehen als befreiter, endlich authentischer mensch. Das hofft er, das strebt er an und das braucht viel viel zeit.
So jetzt weißt du in etwa das, was ich in etwa weiß. Ich hoffe du kannst damit umgehen.
Danke, das du nicht in panik ausgebrochen bist, das hätte für mich alles nur noch viel schlimmer gemacht.