gowiththeflo hat geschrieben:Wertung auf Instinktebene ist ein integrierter Vorgang ohne Rücksprache mit dem Über-Ich.
Folgt: Wertung auf Instinktebene ist keine Wertung, weil sie nicht durchs Über-ich kontrolliert wird?
Klarer Fall von Fehlschluss imho. Durst ist nicht Durst, weil keine Rücksprache mit dem Überich, Schön ist nicht schön, weil keine Rücksprache mit dem Über-ich, etc............
gowiththeflo hat geschrieben:Ich denke, der Begriff Wertung passt ganz einfach besser zum Über-Ich
Wenn man die Bedeutungszuschreibung von Wörtern auschließlich zu einer Sache des persönlichen Geschmacks macht, kann man imo gleich ein Schweigegelübte ablegen. Es gibt afaik keine handfeste Verbindung in der deutschen Sprache, die "Wertung" zwangsläufig mit "Über-ich" zusammengehen lässt.
Man beachte den Unterschied zwischen "Wertung" und "Urteil". Wertungen bilden Grundlagen für Urteile, nicht anders herum. Wertung ist viel breiter gefasst und bezieht sich meistens auf die Zuschreibung/Einordnung auf positiv/negativ-Skalen, geht aber noch darüber hinaus. Und selbst Urteile sind nicht zwangsläufig Über-ich bestimmt, wiewohl es dort sehr häufig zusammengeht. Urteilen beinhaltet nämlich in erster Linie die Abwägung von Wertzuordnungen und kommt so zu einem richtig/falsch-Schluss.
Somit schaffen Urteile erst die Vorraussetzungen für die Entstehung von Über-ich-Strukturen, die künftige Einschätzungen von richtig/falsch im Sinne einer Standard-Operating-Procedure vereinfachen und beschleunigen. Genau aufgrund dieser Einsicht gibt es z.B. ein Bundesverfassungsgericht. Entscheidungen dieses Gremiums sind nämlich immer Rechts
güterabwägungen, d.h. es gibt dort kein "Klauen ist falsch und wird bestraft!". Sondern, in diesem Fall z.B.: Wie ist das Wertverhältnis zwischen Schutz des Eigentums und lebensnotwendiger Versorgung? ( Der frühere "Mundraub" ). Die Richter schaffen mit einer Entscheidung de facto erst eine Unterscheidung von richtig und falsch auf Gebieten, wo darüber noch kein Konsens gebildet wurde oder jemand der Ansicht ist der alte Konsens sei aufgrund neuer Entwicklungen hinfällig.
gowiththeflo hat geschrieben:denn Intuition ist das, was wir als direktes Erleben (ohne Bewertung) bezeichnen (z.B. C. G. Jung) und erfahren.
Intuition ist schon deutlich weniger fassbar, ein so reizvoller wie vager Begriff:
"Das Spannungsfeld zwischen intuistischen und empiristischen Positionen wird deutlicher in der etymologischen Ableitung des Wortes "Intuition": von "Eingebung, ahnendes Erfassen, Erkenntnis ohne wissenschaftliche Einsicht" über "das Erscheinen des Bildes im Spiegel, geistiges Schauen, durch Schauen (nicht durch Denken) erworbene Kenntnis" bis zu "gefühlsmäßig, instinktiv erfassend, auf Eingebung zurückgehend" (Pfeifer 1993, S.590)."
http://www.kopiloth.de/intuit.htm
Dennoch: Der Begriff des intuitiven Urteils dürfte geläufig sein.
http://www.dwds.de/?kompakt=1&sh=1&qu=intuitiv
Intuition überspringt den Abschnitt der rationalen Wertverhältnisabwägung und kommt direkt zu Urteilen, Erkenntnissen und/oder Entscheidungen. Insofern werden intuitive Wertungen, genau wie instinktive Wertungen, viel weniger bewusst wahrgenommen, was aber wie gesagt nicht bedeutet, dass sie nicht stattfinden.
so far...
