Hallo !
Sassafra2000 hat geschrieben:Als nihilistisch angehauchte Type ist für mich jede neu entdeckte Wahrnehmungsweise eine Erweiterung der Möglichkeiten des menschlichen Daseins.
Sehe ich genauso. Ich würde das, auf mich bezogen, sofort unterschreiben - oder, darüber hinausgehend, behaupten ich sei das ideale Beispiel dafür: einst, bevor ich mich für Drogen interessiert habe, gehörte ich zu jener finsteren Personengruppe, die sich dem totalen Nihilismus verschrieb. Mir fehlten Sinn und Notwendigkeit in jeder Handlung. Ein sich selbst erfüllendes Leben schien mir illusorisch und einer Selbsttäuschung zum Opfer zu fallen.
Doch in einer Nacht, in der ich die erste psychedelische Erfahrung machen durfte, änderte sich dieses Weltbild komplett. Und das ist keine überspannte Niederschrift einer einfachen Begebenheit: ich empfand es sowohl geistig wie auch emotional als Neugeburt. Die Monate zuvor waren trist, kalt, einsam und isolierend. Die Monate danach jedoch empfand ich durchleuchtet von Sonnenschein, Wärme, Inspiration und Faszination. Das war wohl die schönste Zeit in meinem Leben - nicht alleine dadurch, was in mir geweckt wurde, sondern vielmehr durch den plötzlichen Kontrast, in den ich fiel.
Sassafra2000 hat geschrieben:Denn im Grunde leben wir unsere Leben alle anch dem gleichen Schema mit kleinen Untschieden. Schule, ABi, Studium, Lehre, Heiraten, Kinder kriegen, Sparen, ab und zu Urlaub, Großeltern werden, auf den Tod warten.
Objektiv betrachtet, ja. Jedoch selektierst du in deiner Aufzählung nach objektiven Maßstäben, die keinesfalls gleichbedeutend sind mit deiner subjektiven Einschätzung. Aus einer einzelnen Blume sprießt so viel Leben, das sie ein offenes Herz mit Glück und Dankbarkeit füllen könnte. Der Wirt eines anderen Herzens jedoch übersieht das Glück, verschenkt die Dankbarkeit anderweitig und tritt diese Blume mit Füßen. Beide vertreten eine völlig gegensätzliche Meinung zum Thema "Leben, Liebe und Dankbarkeit".
In meiner nihilistischen Phase war ich ebenso darin versucht, jede Form und Abart des Lebens mit Füßen zu treten. In alle dem steckte für mich nichts gehaltvolles. Alles wurde zu guter Letzt in einen Schwall von Arbeit, Erschöpfung, Krankheit und Tod nieder geredet. Keine Person konnte mir vermitteln, weshalb ein Leben zu bejahen sollte. So vermeinte ich. In Wirklichkeit kamen diese Worte nicht bei mir an - mein Gehirn verweigerte sich ihrer und oblegte dem ein logisches, misantropisches Weltbild.
Doch alleine die Fähigkeit zu denken, zu fühlen, zu erleben, zu wachsen, zu lieben, zu versagen, zu gewinnen, zu verlieren ... alleine das ist wiegt jede Anstrengung des Lebens auf, sofern man denn damit umzugehen versteht. Ein Patentrezept gibt es definitiv nicht.
Sassafra2000 hat geschrieben:Leider habe ich für mich noch keinen Weg gefunden mich damit einfach abzufinden und die einzige Möglichkeit zu diesem Schema noch eine andere Sinnesebene zu erleben ist für mich das entdecken neuer Bewusstseinszustände.
Ich teile diese Sichtweise. Wichtig erscheint mir nur die Motivation und die Frage des "danach". Neue Bewusstseinszustände können einerseits sehr wertvoll sein. Andererseits, sofern sie ohne Verarbeitung und Integration im Gedächtnis verweilen, haben sie durchaus auch das Potential schadhaft zu sein. Aber an dieser Stelle möchte ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Jedoch muss ich mir eingestehen, dass auch das Einnahmen psychoaktiver Substanzen durchaus schadhaft sein kann. Insbesondere, wenn damit keine Arbeit und kein ausreichend vorhandener Respekt in Verbindung stehen. Und man kann sehr schnell in eine Phase kommen, in denen man Drogen leichtfertig benutzt. Ist aber vielleicht auch nur eine subjektive Einschätzung, die von manch anderen Subjekten geteilt werden kann...
Sassafra2000 hat geschrieben:Welcher Typ Mensch ist es, der Drogen verteufelt?
Die Unwissenheit ist immer noch der größte Feind der Veränderung. Wenn jemand Horrorszenarien liest, heruntergekommene Junkies im Fernsehen betrachtet und keinen Auftrieb erlebt, objektive Informationen zu sammeln, wird er unwillkürlich in eine bestimmte Richtung bewegt. Es geht dabei gar nicht so sehr darum, dass viele Menschen keine eigene Meinung haben. Das Bild, welches uns dauerhaft vermittelt wird, kommt einem chronischen Schmerz gleich - solange wir nichts dagegen unternehmen, bleibt und verschlimmert er sich. Und weshalb sollten normale Menschen, die mit dem Gesetz nicht in Konflikt stehen möchten, Informationen sammeln, die den jederzeit vermittelten zuwider stehen?
Ich denke nicht, dass Personen, die positive Erfahrungen mit Drogen machen, diese auch nachträglich verteufeln. Doch es herrscht große Unwissenheit. Nicht zuletzt deshalb passieren auch Unfälle mit Psychedelika. Unwissenheit schürt Leichtsinn. Leichtsinn verliert sich in Torheit. Und Torheit verursacht Unfälle.
Sassafra2000 hat geschrieben:Welcher Typ Mensch ist es der fasziniert von ihnen ist?
Unterschiedlich. Drogen üben selbstverständlich eine Faszination auf Menschen aus, da ihnen Potentiale innewohnen, die für die meisten normalen Menschen unerreichbar sind und scheinen. Man kann auf recht schnelle und unkomplizierte Weise enorme Leistung bringen, kann wider seiner Natur einschlafen, sich für neue "Welten" öffnen, seine Ängste unterdrücken, seine Nervosität regulieren, seine Schmerzen bekämpfen, usw.
Aber eine Faszination werden in erster Linie Psychedelika bei sehr offenherzigen Menschen auslösen. Denn es vermittelt uns, wie viel jenseits der normalen Erfahrung möglich ist und zu welchen Höhen das Leben fähig sein kann. Mich hat es massiv angetrieben dem Leben mehr entgegen zu gehen und sich aktiv für ein erfülltes Leben einzusetzen.
Sassafra2000 hat geschrieben:Wie stellt ihr euch das Szenario der kompletten Legalisierung aller Substanzen vor? SInd vielleicht doch mehr Nachteile darin zu sehen?
Jeder Mensch trägt eigenverantwortlich zu seinem Leben bei. Es ist irrsinnig, dass Menschen von Entscheidungen abgehalten werden sollen...
Es gibt tausend Lebensweisen, die für die jeweilige Person schadhaft sind. Weshalb muss man ausgerechnet bei Drogen einschalten? Ebenso könnten wir verbieten, die Leute mehr als 2 Stunden fernsehen zu lassen. Absoluter Blödsinn.
Trotzdem denke ich, dass eine komplette Legalisierung viele Opfer bringen würde. Es gibt zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene, die hemmungslos und ohne Selbstkontrolle konsumieren würden. Ich denke, unter uns sind nur sehr wenige Personen darunter. Aber ernsthaft: wenn ich mir andere Foren anschaue oder mit bestimmten Personen rede? Trotzdem denke ich auch dabei, dass jeder seines Glückes Schmied sein sollte. Es gibt zu jeder Droge ausreichend viele Beweise, das eine Symbiose aus Mensch und Substanz auch auf Dauer funktionieren und kontrolliert werden kann. Der Prozentsatz derer, die wirklich in eine Sucht rutschen würden, wäre meines Erachtens eher gering.
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.