Ich versuch es nochmal anders zu beschreiben (falls hinter Deinem Kommentar wirkliches Interesse steckte).
In einem Augenblick oder Zeitraum klaren Gewahrseins gehe ich nicht mit dem Denken oder irgendeiner Vorstellung in die Wahrnehmung ein, die ich als "ich bin" bezeichnet habe. Besser wäre vielleicht die Bezeichnung Sein ohne Ich oder ohne Denken. Ich denke dann nicht "ich bin", sondern ich verweile still (also quasi ohne aktive Betätigung eines gedachten und denkenden Ichs) in der bloßen Wahrnehmung dessen, was ist. Es gibt dabei (vorübergehend) kein Denken mit dem ich identifiziert bin, auch wenn sicherlich noch diverse Identifikationspunkte und Verwicklungspotenzial vorhanden sind - in dem Moment mehr oder minder inaktiv -, die jederzeit wieder zu einer Ablekung führen könn(t)en. Ich bin halt für eine gewisse Zeitspanne mal zu nahezu 100% ins Sein eingetaucht - ohne Ich.
Naja, dies zu beschreiben klingt und wirkt irgendwie ziemlich trocken und langweilig - eigentlich nicht der Rede wert. Die Erkenntnis kommt halt einfach ab und zu durch und sie fühlt sich sehr klar und rein an, wie es eine Beschreibung mit Worten kaum auszudrücken vermag.
Vielleicht so ähnlich:
Siddhartha lauschte. Er war nun ganz Lauscher, ganz ins Zuhören vertieft, ganz leer, ganz einsaugend, er fühlte, daß er nun das Lauschen zu Ende gelernt habe. Oft schon hatte er all dies gehört, diese vielen Stimmen im Fluß, heute klang es neu. Schon konnte er die vielen Stimmen nicht mehr unterscheiden, nicht frohe von weinenden, nicht kindliche von männlichen, sie gehörten alle zusammen, Klage der Sehnsucht und Lachen des Wissenden, Schrei des Zorns und Stöhnen der Sterbenden, alles war eins, alles war ineinander verwoben und verknüpft, tausendfach verschlungen. Und alles zusammen, alle Stimmen, alle Ziele, alles Sehnen, alle Leiden, alle Lust, alles Gute und Böse, alles zusammen war die Welt. Alles zusammen war der Fluß des Geschehens, war die Musik des Lebens. Und wenn Siddhartha aufmerksam diesem Fluß, diesem tausendstimmigen Liede lauschte, wenn er nicht auf das Leid noch auf das Lachen hörte, wenn er seine Seele nicht an irgendeine Stimme band und mit seinem Ich nicht in sie einging, sondern alles hörte, das Ganze, die Einheit vernahm, dann bestand das große Lied der tausend Stimmen aus einem einzigen Worte, das hieß Om: die Vollendung.