~400 µg LSD + 40 mg 2C-B in der deutschen Bahn
Verfasst: 10. April 2009, 17:31
Ich befand mich in einem Zug, der vom itzehoer Bahnhof Richtung Hamburg fahren sollte. Die Nacht hatte ich auf einer Darkpsyparty verbracht. Mit sehr starken Pappen und einer 20 mg Kapsel 2C-B. Nun wollte ich wieder nach Hause.Trotz der aggressiven Atmosphäre auf der Party, bedingt durch zahlreiche itzehoer Kleinstadt-Proleten, war der Trip im Großen und Ganzen stressfrei und konfliktarm. Mir wurde gezeigt, mit was für animalischen Verhaltensweisen das Pushen des eigenen Egos einher gehen kann und wie triebhaft der Mensch doch eigentlich ist. Es waren bisher etwa 7 Stunden seit der Einnahme vergangen. Da es sich aber um eine hohe Dosis LSD handelte, war ich immer noch voll drauf und beschloss mir die Rückfahrt mit einer 20 mg Nase 2C-B zu versüßen. Eine hohe Dosis in Anbetracht der nasalen Konsumform. Gesagt, getan. Ich verschütette den Inhalt einer kapsel auf der Ablage neben dem Fenster und rüsselte das Pulver mit meiner zusammengerollten Fahrkarte weg.
Die Schmerzen und die Wirkung setzten wie üblich sofort ein. Es war, als hätte die angespannte Atmosphäre auf der Party die Tiefe des LSD Trips während der Nacht verdrängen können. Mit der Nase 2C-B wurden nun endgültig alle Widerstände und Abwehrmechanismen aufgelöst und ich versank voll und ganz im Trip. Die Umgebung verfremdete sich wellenförmig. Wenn ich aus dem Fenster schaute, bestand alles, was ich sah, nur noch aus energetische Strukturen und Muster. Bunte Wellen, die alles durchdrungen. Schillernde Verzerrungen, atmende Bewegungen, sich verändernde Formen, Gesichter, Bilder, Fratzen, Gefühle, Symbole. Alles verschwamm zu einem großen Kunstwerk, in dem alles 100%tig passte. Einzelne Facetten der Umgebung, die ich länger betrachtete, veränderten sich unentwegt und nahmen immer andere Rollen im Gesamtbild ein. Ich hörte Das geniale Album „Nothing Lasts“ von Shpongle mit meinem MP3 Player und driftete weiter und weiter weg. Das ganze wurde immer cartoonartiger. Inzwischen hatte sich der Zug in Bewegung gesetzt; ich staunte über das Gefühl sitzend in rasender Geschwindigkeit durch die Umgebung zu fliegen und dachte darüber nach, wie unnatürlich das eigentlich sei und was für eine neue Art des Betrachtens der Umgebung für Menschen damit einher ging. Die Optics wurden durch die Geschwindigkeit noch extremer.
An einem der vielen ländlichen Haltebahnhöfen stieg eine Oma ein, die sich in das Viererabteil neben meinem setzte. Sie wirkte völlig übertrieben deformiert wie die karrikatur ihrer selbst. Wie eine aus dem Barockzeitalter entflohende, pracht- und prunkvolle, verschnörkelte, stinkfeine , völlig entmenschlichte, vogelartige Gestalt, wie eine Eule, die bemüht war, keine menschliche Regung zu zeigen, saß sie da und fragte sich warscheinlich, was für ein völlig abstrakter Freak sich dort Sonntag morgens völlig verschallert mit Bier in der Hand Zuständen aussetzt, die sie niemals erleben wird. Mit Pelzkragen, aufrechter Sitzweise und perfekt durchgestylten Verzierungen an ihrem langen, spiralförmig gemusterten Mantel. So sah sie für mich in dem Augenblick aus. Entstellt von der LSD Überspitzung. Entsetzt, belustigt und völlig erstaunt über die Fähigkeit der Droge die Situationskomik und die Gefühle dermaßen treffend, grotesk und clischee mäßig optisch auf den punkt zu bringen, kam ich aus dem glucksen kaum noch heraus. Die Fahrt ging weiter. Ich verlief mich immer tiefer in diese Gesamtkunstwerk aus humorvollen karrikaturen und trickfilmartiger Denk- und Betrachtungtsweisen.
Die Zeit verging dann sehr schnell. Ich kann mich kaum noch an die Dinge erinnern, die dann folgten. Irgendwann war ich dann endlich in Hamburg und fuhr mit der Ubahn weiter zu mir nach Hause. Während der Fahrt fing ich an, hellsichtig zu werden. Ich konnte sofort an der Energie, ja selbst an der Gangart, sehen, wenn zwei Menschen zu der selben Familie gehörten. Alle Gefühle, alle psychodynamischen Vorgänge waren den Menschen ins Gesicht geschrieben und sprangen mir so deutlich entgegen, als hätte man sie rot unterstrichen. In diesem Zustand, wäre ich nicht so weit fern jeglicher Normalität gewesen, hätte ich einen hervorragenden Psychoanalytiker abgegeben. In unserem Garten angekommen arbeitete bereits meine Mutter, die aussah wie ein kleiner Troll, mich erstaunt anstarrte und fragte, weshalb ich nach der Party nicht noch zu einem Kollegen in der Nähe von Itzehoe gefahren wäre. Ich stammelte etwas von Schule, jedoch war es Sonntag. Schnell ging rein in mein Zimmer, in dem die Comic-Show dann weiter ging. Alle Gedanken, die ich hatte, waren von Bildern begleitet, die in der charakteristischsten situation stoppten und von Gefühlsausdrücken, wie in alten Batmanfilmen, begleitet wurden. „Zack“, „Boing“, „Dong“ etc. Optisch sah das ganze schon fast profan aus, mit Powerpointpräsentations ähnlichen Effekten, absurd einfach, lächerlig billig.
Einzelnen Szenen wurde eine Art Post-It aufgedrückt, welches die Situation charakterisierte. Es ploppte immer weiter. Das ganze ist fast nicht in Worte zu fassen, so ein citschiges Szenen Grafik Design habe ich während einer psychedelischen Erfahrung nie erlebt. Irgendwann sah ich dann eine Art komplexes, dreidimensionales, vermustertes Schloss vor mir und spürte die Präsenz von irgendeiner Identität, die mich forderte irgendetwas zu erreichen. Wie eine zweite Persönlichkeit. Nach dem Motto: „nun mach doch endlich.“ Oder: „Na? Hat er es schon?“. Wartend, bis ich endlich die Message des mir dargebotenen checkte. Leicht spöttisch und ironisch beurteilte meine Schizophrene zweite Hälfte meine Gedankengänge.
Ich sollte bestimmte Erkenntnisse haben, die wichtig sind, um in dem Konstrukt weiter zu kommen. Meist drehte ich mich mit meinen Gedanken um kreis oder verzweigte mich in viele Richtungen. Irgendwann hatte ich dann die gewünschte Erkenntnis, um weiter zu kommen. Das ganze Schloss-System leuchtete kurz auf, wie in einem Videospiel.
Als hätte ich ein Rätsel gelöst, oder einen Cheat eingegeben legte ich mit der Erkenntnis den Schalter um und drang tiefer in das vieldimensionale Schloss ein, dessen einzelne Komponenten verschieden tiefe Bereiche meines Unterbewusstseins umfassten. Die einzelnen Schloss-Zähne verhakten sich in verschiedenen Facetten der Gesamtproblematik. Mit jeder Erkenntnis wurde der Rahmen des Verstehen größer, mit jedem „bestandenem“ Gedankengang kam ich tiefer. Im Hintergrund immer noch diese Identität, die mich beurteilte und mich spöttisch dazu anhielt, weiter zu kommen. Kam ich weiter, ertönten laute wie „Ahh, jetzt hat ers ja doch..“
Alles zuvor wurde mit jeder Stufe, jedem Level, in einen neuen Zusammenhang gestellt. Wenn ich den falschen Gedankengang verfolgte, der mich zu einer falschen Erkenntnis brachte, die in dem Moment nicht relevant für die Gesamtproblematik war, ertönten Zeichentrickmäßige, zirkusartige Geräusche des scheiterns, des Verlierens, und völlig profan aussehende Clownartige gestalten erschienen kurz, verdrehten die Augen, machten ein doofes Gesicht und streckten die Zunge schräg in die andere Richtung . Das ganze wirkte, als würde man grundlegendes, unglaublich wichtiges, spirituelles Wissen mit völlig unzureichenden, lächerlich absurd wirkenden, billigen Mitteln darstellen. Aber es passte jedes mal hundert prozentig. Es war so absurd. Jedes dieser Bilder erfasste mit einer Genialität den Knackpunkt des Gedankengangs, das es schon nicht mehr zu fassen war. Worte können das nicht annähernd beschreiben. Es ist eine art von ironischer, tragischer Komik, mit der LSD die Dinge bildlich auf den Punkt bringt.
So langsam hatte ich das Gefühl, als wäre ich jetzt endgültig hellsichtig geworden. Alles, was ich wissen wollte, lag vor mir. Dieses Schloss stellte mein komplettes Unterbewusstsein dar, ich konnte alles heraus finden und wurde wie beim Simpsons Kinofilm zu einer über viele Teilstufen verlaufenden Epiphanie getrieben, von dieser hurmorvollen, aber doch bestimmenden Macht namens LSD. Ich verstand zahlreiche Zusammenhänge in meinem Leben, die ich vorher nicht sah, verstand, wieso mir im Leben immer wieder die selben Dinge passierten und konnte es nicht fassen, wie deutlich alle Antworten auf alle Meine Fragen vor mir lagen. Und das in Form eines Schlosses, das optisch an einen Daddelautomaten in einer Spielhalle erinnerte o_O Ich kamm dann in Bereiche, bei denen ich fühlte, dass ich sie lieber nicht öffnen sollte. Dann kam ein Gefühl von Angst. Angst vor dem verrückt werden. Ich fühlte, dass ich mich an der Schwelle zu einem Bereich befand, der auf jeden Fall das Potential hatte, mich verrückt zu machen. Aber er hatte das Potential alles in meinem Leben zu verändern. Das Verständnis meiner Selbst grundlegend zu verändern, meine Entwicklung dramatisch vorran zu treiben. Ich erkannte, dass Menschen nicht dazu gemacht sind, sich über alles bewusst zu sein, was sie zu dem macht, was sie sind. Ich stellte einige Meinungen bezüglich der LSD Psychotherapie und der allgemeinen Ansicht, dass ein LSD Trip mit der richtigen Begleitung für jeden Menschen von Vorteil ist, in Frage. Nicht jeder Mensch kann mit der Geschwindigkeit der Entwicklung, die durch LSD induziert wird, umgehen und verkraften, was ihm offenbahrt wird. Nicht umsonst hat die Natur den Mensch so aufgebaut, dass fast alles, was ihm zu dem macht, was er ist, unbewusst in ihm ruht. Allerdings hat man mir in dieser psychedelischen Erfahrung die Wahl gelassen, ob ich diesen Bereich meines Unterbewusstseins betreten will oder nicht. Ich realisierte die Zerbrechlichkei t der geistigen Gesundheit und verstand, dass nur ein kleiner Teil der Menschen bereit ist, für so eine Erfahrung. Mir reichte für den Moment dieser Input und ich entzog mich dann letztlich der Vision, in dem ich die Augen auf machte. Meine Angst, verrückt zu werden, verstärkte sich mir einem Blick auf die Uhr, die mir verriet, dass bereits fast 12 Stunden seit der Einnahme des LSD vergangen war.
Dann fiel mir wieder ein, dass ich ja noch 2C-B genommen hatte.
Inzwischen war ich nach der vorrangegangenen Feiernacht auch schon sehr fertig und zu ausgelaugt, um mich einer solch tiefen Erfahrung noch hemmungslos hinzugeben. Also beschäftigte ich mich mit anderen Sachen. Ich holte ein Fotoalbum mit Bildern von mir und meiner Freundin heraus und betrachtete die Bilder, um wieder Zugang zu meinem alten Leben zu bekommen. Ich konnte jedoch kein Bild anschauen, ohne dass sich die Gesichter darauf permanent veränderten. Etwa 2 mal in der Sekunde verwandelte sich das Gesicht in das einer anderen, mir jeweils unbekannten Person. Ab und zu waren auch bekannte Personen dabei. So war ich mein Bruder, mein Lehrer, mein Vater, einige meiner Freunde und sogar Hitler.
Also legte ich das Buch wieder bei seite und saß einfach nur so da. Ob ich die Augen auf oder zu hatte, änderte nur etwas an der Intensität der Gefühle, optisch war es nahezu egal. Alles was ich sah, verwandelte sich immer wieder in etwas anderes. Eine gewisse unzufriedenheit machte sich in mir breit, denn ich fühlte, dass mir etwas ganz Wesentliches verborgen geblieben ist. Andererseits hatte ich Selbstschutz betrieben, hatte ein Gefühl dafür entwickelt, wann es für mich zu tief wird. Und außerdem ist mir klar, dass dies erst der Anfang war. Jeder trip fängt da an, wo der letzte aufgehört hat. Man darf also gespannt sein.
Jetzt, einige Tage nach dem Erlebnis, merke ich immer noch, dass ich unter dem Einfluss der Erfahrung stehe. Ich bin mit diesem Tripbericht nur unzureichend zu frieden und kann nun noch besser Menschen verstehen, die beschlossen haben, ihre Trips nicht mehr aufzuschreiben. Mit war schon immer klar, wie wenig ausreichend Worte für die Beschreibung solcher Zustände sind. Dieser Trip jedoch stellte alles in den Schatten. Die eigentlichen Erkenntnisse in dem Schloss-System verblassen langsam wieder. Die Normalität kommt zurück. Aber ich weiß, dass ich etwas Großes erlebt habe. Etwas Großes, was langsam wieder in die Unbewusstheit zurück kehrt. Wie in dem Film Human Traffic passend formuliert: „Ein Zustand, der zu fliehen versucht. Wir winken zum Abschied“.
Die Schmerzen und die Wirkung setzten wie üblich sofort ein. Es war, als hätte die angespannte Atmosphäre auf der Party die Tiefe des LSD Trips während der Nacht verdrängen können. Mit der Nase 2C-B wurden nun endgültig alle Widerstände und Abwehrmechanismen aufgelöst und ich versank voll und ganz im Trip. Die Umgebung verfremdete sich wellenförmig. Wenn ich aus dem Fenster schaute, bestand alles, was ich sah, nur noch aus energetische Strukturen und Muster. Bunte Wellen, die alles durchdrungen. Schillernde Verzerrungen, atmende Bewegungen, sich verändernde Formen, Gesichter, Bilder, Fratzen, Gefühle, Symbole. Alles verschwamm zu einem großen Kunstwerk, in dem alles 100%tig passte. Einzelne Facetten der Umgebung, die ich länger betrachtete, veränderten sich unentwegt und nahmen immer andere Rollen im Gesamtbild ein. Ich hörte Das geniale Album „Nothing Lasts“ von Shpongle mit meinem MP3 Player und driftete weiter und weiter weg. Das ganze wurde immer cartoonartiger. Inzwischen hatte sich der Zug in Bewegung gesetzt; ich staunte über das Gefühl sitzend in rasender Geschwindigkeit durch die Umgebung zu fliegen und dachte darüber nach, wie unnatürlich das eigentlich sei und was für eine neue Art des Betrachtens der Umgebung für Menschen damit einher ging. Die Optics wurden durch die Geschwindigkeit noch extremer.
An einem der vielen ländlichen Haltebahnhöfen stieg eine Oma ein, die sich in das Viererabteil neben meinem setzte. Sie wirkte völlig übertrieben deformiert wie die karrikatur ihrer selbst. Wie eine aus dem Barockzeitalter entflohende, pracht- und prunkvolle, verschnörkelte, stinkfeine , völlig entmenschlichte, vogelartige Gestalt, wie eine Eule, die bemüht war, keine menschliche Regung zu zeigen, saß sie da und fragte sich warscheinlich, was für ein völlig abstrakter Freak sich dort Sonntag morgens völlig verschallert mit Bier in der Hand Zuständen aussetzt, die sie niemals erleben wird. Mit Pelzkragen, aufrechter Sitzweise und perfekt durchgestylten Verzierungen an ihrem langen, spiralförmig gemusterten Mantel. So sah sie für mich in dem Augenblick aus. Entstellt von der LSD Überspitzung. Entsetzt, belustigt und völlig erstaunt über die Fähigkeit der Droge die Situationskomik und die Gefühle dermaßen treffend, grotesk und clischee mäßig optisch auf den punkt zu bringen, kam ich aus dem glucksen kaum noch heraus. Die Fahrt ging weiter. Ich verlief mich immer tiefer in diese Gesamtkunstwerk aus humorvollen karrikaturen und trickfilmartiger Denk- und Betrachtungtsweisen.
Die Zeit verging dann sehr schnell. Ich kann mich kaum noch an die Dinge erinnern, die dann folgten. Irgendwann war ich dann endlich in Hamburg und fuhr mit der Ubahn weiter zu mir nach Hause. Während der Fahrt fing ich an, hellsichtig zu werden. Ich konnte sofort an der Energie, ja selbst an der Gangart, sehen, wenn zwei Menschen zu der selben Familie gehörten. Alle Gefühle, alle psychodynamischen Vorgänge waren den Menschen ins Gesicht geschrieben und sprangen mir so deutlich entgegen, als hätte man sie rot unterstrichen. In diesem Zustand, wäre ich nicht so weit fern jeglicher Normalität gewesen, hätte ich einen hervorragenden Psychoanalytiker abgegeben. In unserem Garten angekommen arbeitete bereits meine Mutter, die aussah wie ein kleiner Troll, mich erstaunt anstarrte und fragte, weshalb ich nach der Party nicht noch zu einem Kollegen in der Nähe von Itzehoe gefahren wäre. Ich stammelte etwas von Schule, jedoch war es Sonntag. Schnell ging rein in mein Zimmer, in dem die Comic-Show dann weiter ging. Alle Gedanken, die ich hatte, waren von Bildern begleitet, die in der charakteristischsten situation stoppten und von Gefühlsausdrücken, wie in alten Batmanfilmen, begleitet wurden. „Zack“, „Boing“, „Dong“ etc. Optisch sah das ganze schon fast profan aus, mit Powerpointpräsentations ähnlichen Effekten, absurd einfach, lächerlig billig.
Einzelnen Szenen wurde eine Art Post-It aufgedrückt, welches die Situation charakterisierte. Es ploppte immer weiter. Das ganze ist fast nicht in Worte zu fassen, so ein citschiges Szenen Grafik Design habe ich während einer psychedelischen Erfahrung nie erlebt. Irgendwann sah ich dann eine Art komplexes, dreidimensionales, vermustertes Schloss vor mir und spürte die Präsenz von irgendeiner Identität, die mich forderte irgendetwas zu erreichen. Wie eine zweite Persönlichkeit. Nach dem Motto: „nun mach doch endlich.“ Oder: „Na? Hat er es schon?“. Wartend, bis ich endlich die Message des mir dargebotenen checkte. Leicht spöttisch und ironisch beurteilte meine Schizophrene zweite Hälfte meine Gedankengänge.
Ich sollte bestimmte Erkenntnisse haben, die wichtig sind, um in dem Konstrukt weiter zu kommen. Meist drehte ich mich mit meinen Gedanken um kreis oder verzweigte mich in viele Richtungen. Irgendwann hatte ich dann die gewünschte Erkenntnis, um weiter zu kommen. Das ganze Schloss-System leuchtete kurz auf, wie in einem Videospiel.
Als hätte ich ein Rätsel gelöst, oder einen Cheat eingegeben legte ich mit der Erkenntnis den Schalter um und drang tiefer in das vieldimensionale Schloss ein, dessen einzelne Komponenten verschieden tiefe Bereiche meines Unterbewusstseins umfassten. Die einzelnen Schloss-Zähne verhakten sich in verschiedenen Facetten der Gesamtproblematik. Mit jeder Erkenntnis wurde der Rahmen des Verstehen größer, mit jedem „bestandenem“ Gedankengang kam ich tiefer. Im Hintergrund immer noch diese Identität, die mich beurteilte und mich spöttisch dazu anhielt, weiter zu kommen. Kam ich weiter, ertönten laute wie „Ahh, jetzt hat ers ja doch..“
Alles zuvor wurde mit jeder Stufe, jedem Level, in einen neuen Zusammenhang gestellt. Wenn ich den falschen Gedankengang verfolgte, der mich zu einer falschen Erkenntnis brachte, die in dem Moment nicht relevant für die Gesamtproblematik war, ertönten Zeichentrickmäßige, zirkusartige Geräusche des scheiterns, des Verlierens, und völlig profan aussehende Clownartige gestalten erschienen kurz, verdrehten die Augen, machten ein doofes Gesicht und streckten die Zunge schräg in die andere Richtung . Das ganze wirkte, als würde man grundlegendes, unglaublich wichtiges, spirituelles Wissen mit völlig unzureichenden, lächerlich absurd wirkenden, billigen Mitteln darstellen. Aber es passte jedes mal hundert prozentig. Es war so absurd. Jedes dieser Bilder erfasste mit einer Genialität den Knackpunkt des Gedankengangs, das es schon nicht mehr zu fassen war. Worte können das nicht annähernd beschreiben. Es ist eine art von ironischer, tragischer Komik, mit der LSD die Dinge bildlich auf den Punkt bringt.
So langsam hatte ich das Gefühl, als wäre ich jetzt endgültig hellsichtig geworden. Alles, was ich wissen wollte, lag vor mir. Dieses Schloss stellte mein komplettes Unterbewusstsein dar, ich konnte alles heraus finden und wurde wie beim Simpsons Kinofilm zu einer über viele Teilstufen verlaufenden Epiphanie getrieben, von dieser hurmorvollen, aber doch bestimmenden Macht namens LSD. Ich verstand zahlreiche Zusammenhänge in meinem Leben, die ich vorher nicht sah, verstand, wieso mir im Leben immer wieder die selben Dinge passierten und konnte es nicht fassen, wie deutlich alle Antworten auf alle Meine Fragen vor mir lagen. Und das in Form eines Schlosses, das optisch an einen Daddelautomaten in einer Spielhalle erinnerte o_O Ich kamm dann in Bereiche, bei denen ich fühlte, dass ich sie lieber nicht öffnen sollte. Dann kam ein Gefühl von Angst. Angst vor dem verrückt werden. Ich fühlte, dass ich mich an der Schwelle zu einem Bereich befand, der auf jeden Fall das Potential hatte, mich verrückt zu machen. Aber er hatte das Potential alles in meinem Leben zu verändern. Das Verständnis meiner Selbst grundlegend zu verändern, meine Entwicklung dramatisch vorran zu treiben. Ich erkannte, dass Menschen nicht dazu gemacht sind, sich über alles bewusst zu sein, was sie zu dem macht, was sie sind. Ich stellte einige Meinungen bezüglich der LSD Psychotherapie und der allgemeinen Ansicht, dass ein LSD Trip mit der richtigen Begleitung für jeden Menschen von Vorteil ist, in Frage. Nicht jeder Mensch kann mit der Geschwindigkeit der Entwicklung, die durch LSD induziert wird, umgehen und verkraften, was ihm offenbahrt wird. Nicht umsonst hat die Natur den Mensch so aufgebaut, dass fast alles, was ihm zu dem macht, was er ist, unbewusst in ihm ruht. Allerdings hat man mir in dieser psychedelischen Erfahrung die Wahl gelassen, ob ich diesen Bereich meines Unterbewusstseins betreten will oder nicht. Ich realisierte die Zerbrechlichkei t der geistigen Gesundheit und verstand, dass nur ein kleiner Teil der Menschen bereit ist, für so eine Erfahrung. Mir reichte für den Moment dieser Input und ich entzog mich dann letztlich der Vision, in dem ich die Augen auf machte. Meine Angst, verrückt zu werden, verstärkte sich mir einem Blick auf die Uhr, die mir verriet, dass bereits fast 12 Stunden seit der Einnahme des LSD vergangen war.
Dann fiel mir wieder ein, dass ich ja noch 2C-B genommen hatte.
Inzwischen war ich nach der vorrangegangenen Feiernacht auch schon sehr fertig und zu ausgelaugt, um mich einer solch tiefen Erfahrung noch hemmungslos hinzugeben. Also beschäftigte ich mich mit anderen Sachen. Ich holte ein Fotoalbum mit Bildern von mir und meiner Freundin heraus und betrachtete die Bilder, um wieder Zugang zu meinem alten Leben zu bekommen. Ich konnte jedoch kein Bild anschauen, ohne dass sich die Gesichter darauf permanent veränderten. Etwa 2 mal in der Sekunde verwandelte sich das Gesicht in das einer anderen, mir jeweils unbekannten Person. Ab und zu waren auch bekannte Personen dabei. So war ich mein Bruder, mein Lehrer, mein Vater, einige meiner Freunde und sogar Hitler.
Also legte ich das Buch wieder bei seite und saß einfach nur so da. Ob ich die Augen auf oder zu hatte, änderte nur etwas an der Intensität der Gefühle, optisch war es nahezu egal. Alles was ich sah, verwandelte sich immer wieder in etwas anderes. Eine gewisse unzufriedenheit machte sich in mir breit, denn ich fühlte, dass mir etwas ganz Wesentliches verborgen geblieben ist. Andererseits hatte ich Selbstschutz betrieben, hatte ein Gefühl dafür entwickelt, wann es für mich zu tief wird. Und außerdem ist mir klar, dass dies erst der Anfang war. Jeder trip fängt da an, wo der letzte aufgehört hat. Man darf also gespannt sein.
Jetzt, einige Tage nach dem Erlebnis, merke ich immer noch, dass ich unter dem Einfluss der Erfahrung stehe. Ich bin mit diesem Tripbericht nur unzureichend zu frieden und kann nun noch besser Menschen verstehen, die beschlossen haben, ihre Trips nicht mehr aufzuschreiben. Mit war schon immer klar, wie wenig ausreichend Worte für die Beschreibung solcher Zustände sind. Dieser Trip jedoch stellte alles in den Schatten. Die eigentlichen Erkenntnisse in dem Schloss-System verblassen langsam wieder. Die Normalität kommt zurück. Aber ich weiß, dass ich etwas Großes erlebt habe. Etwas Großes, was langsam wieder in die Unbewusstheit zurück kehrt. Wie in dem Film Human Traffic passend formuliert: „Ein Zustand, der zu fliehen versucht. Wir winken zum Abschied“.