Ecovillage Tamera – Cannabis-Ekstase im Ökodorf | Drogenkolumne Portugal-Spanien

1
Nachdem ich aus Cascais mit Bus und Bahn bis zum Bahnhof „Sete Rios“ fuhr, ging es mit großer Verspätung mit dem IC bis nach Funcheira, die Fahrt über die große Zug- und Autobrücke in Lissabon beherbergte einen wunderbaren Ausblick auf Fluss und Atlantik. Ich war einen Tag früher angereist, als die Abholung am Bahnhof im kleinen Dorf Funcheira vereinbart war. Ich schaute mir ein wenig die Gegend an, begutachtete die Ruinen im kleinen Ort und suchte mir vor Einbruch der Nacht einen Schlafplatz im Freien und fand bald auch einen. Auf den gemähten Feldern fand ich unter einem Olivenbaum mein Nachtlager, einem Baum, der neben dem Weg stand und unter dem ich mich sicher fühlte. Der Ausblick auf die Sterne war phänomenal an diesem Abend. Im Schlafsack suchten mich Ameisen heim und da ich keine Lust hatte, jetzt ständig die Ameisen abzuschütteln, nur damit 5 Minuten später wieder 20 Ameisen in meinem Schlafsack sind, entschied ich mich im Cannabis high mit „Lady Ant“ zu sprechen und bat sie darum, liebevoll mit mir umzugehen und begegnete so den Ameisen mit Verständnis und Herz, ich akzeptierte das sie in meinem Schlafsack waren, keine biss mich, auch wenn auf jedem Glied mehr als eine zu zählen war. Immerhin gelang es den Ameisen mir eine andere Befürchtung aus dem Sinn zu nehmen, den gefürchteten Skorpion. Sie sind zwar sehr selten in Spanien und Portugal, aber es gibt sie dort. Die Skorpione waren schon auf meiner LSD-Erfahrung in Cascais ein Thema, als ich mich dort unter die Olivenbäume lag. Ich kam aber schnell zum Schluss, dass sie so selten sind, dass es eigentlich total schön wäre, einen zu Gesicht zu bekommen. Jetzt aber in der Nacht, wo ich nichts mehr sah, war es ein bisschen schwieriger zu handeln (wie englisch "handling"). Ich schlief schließlich irgendwann ein, wachte morgens wieder auf, aß und trank etwas und dann putzte ich mir die Zähne. Dannach spazierte ich zurück zum Bahnhof, um auf den Shuttleservice von Tamera zu warten, der mich bald darauf abholte. Rechtzeitig zum Mittagessen auf dem Campus von Tamera angekommen, begann ich bereits erste Bekanntschaften mit anderen Besuchern zu unternehmen. So erfuhr ich schnell, dass neben meiner „Introduction“ Gruppe auch mehrere sogenannte „Community-Kurse“ stattfanden. Die wurden in Garten & Küchen sowie in dem „Dog-Shelter“ von Tamera gestaltet. Als alle Teilnehmer meines Kurses endlich da waren, zählte Tamera etwa 100 Gäste, 70 davon im Introduction-Cours. Übernachtet wurde entweder im sogenannten „Dormitory“ einem Gebäude mit zahlreichen Betten im 1. Stock und im Erdgeschoss hatte das Dormitory mehrere Seminarräume, alternativ übernachteten die Gäste in einem von vielen Zelten. Andere kamen mit ihrem Camper und schliefen auf dem Parkplatz. Ich schlief im Dormitory in einem Zimmer mit ungefähr 20 weiteren Betten, die fast alle belegt waren. Es war der Männerschlafsaal und nachdem ich auch in dieser ersten Nacht in Tamera die klaren Sterne bewunderte und bereits meine Schokolade gegessen hatte, begann ich vor dem Schlafen noch eine Runde zu meditieren und legte mich dann hin. Die Schnarchgeräusche der Männer im Raum hatten etwas beeindruckend beruhigendes an sich.

Unter all den neuen Gesichtern blieb mir vor allem das eines blonden Franzosen meines Alters in Erinnerung, in Tamera selbst kam es nicht so groß zu einem Gespräch zwischen uns, obwohl zweifellos Sympathie sofort zu erkennen war, doch anschließend sollte sich das verändern. Aus Tamera selbst blieb ein Zitat, das auf einem der Schilder in Tamera auf dem „Campus“ stand, in meinem Blank-Book von diesem Tag zurück.

Schicke Liebe voraus und berühre erst dann.
Schicke Segen voraus und berühre erst dann.
Schicke Freude voraus und berühre erst dann.
Schicke Willkommen voraus und berühre erst dann.
Schicke den Wunsch kennenzulernen voraus und berühre erst dann.
Schicke den Wunsch zu teilen voraus und berühre erst dann.
Schicke den Wunsch gutes zu tun voraus und berühre erst dann.
- Eike Braunroth

Im folgenden Eintrag erzähle ich die Geschichte mit Lady Ant aus der Perspektive in Tamera nur einen Tag später. Achtet, wenn ihr mögt, einmal auf den Unterschied des Klangbildes jener Worte, die noch so viel näher am Geschehen waren.


Eintrag aus meinem Blank-Book – Die erste Nacht in Tamera
26/08/24
Nachdem ich in Funcheira ankam, verbrachte ich eine Nacht im Freien und wurde am folgenden Morgen nach Tamera gebracht. Schon in der Vornacht nahm ich ein wenig von meiner M-Schoko und kam im Schlafsack in einen intensiveren Kontakt zu Ameisen. Da dachte ich mir, als sie überall auf mir herumkrabbelten: „Lady Ant will mich berühren.“ Und erlaubte es, sah, dass wir eins sind, die Ameisen & ich, und begegnete ihnen mit bedingungsloser Liebe und es machte mir nichts mehr aus, die Ameisen blieben lieb und ich schlief ein. In meiner ersten Nacht in Tamera fühlte ich im Cannabis-High sehr starke sexuell-behandelnde Vibes. Dieser Ort und seine Schwingung suchten in mir vom Cannabis High verstärkt nach allen möglichen sexuellen Interessen, Reizen und Trieben und wollten sie entweder dazu bringen, sie auszuleben oder diese aufzulösen, je nachdem, ob es den Vibes vor Ort entsprechend war oder nicht. Ich fasste mich nicht an, obwohl es super intensiv war, konnte aber auch ganz klar heraus spüren, dass gelebte Sexualität durch diese Schwingung kräftig unterstützt wird. Besonders die Menschen, die ich den Tag zuvor kennenlernte, wurden gescannt und sexuelle Empfindungen behandelt. In Tamera ist Sexualität eines der Themen, über die diese Community aufklärt. Auch spürte ich hier, wie die Vibes vor Ort mir dabei halfen, jetzt im Cannabis High nichts zu überstürzen und ganz entspannt alles zu machen. (Allem nachzugehen das hier passiert) Als ich gerade zur Toilette musste und dafür durch die Dunkelheit taumelte, da die Dosis wieder etwas zu kräftig fürs Schlafen wurde, empfahlen mir die Vibes in Tamera besser nur die Hälfte zu nehmen oder gar nichts, wenn ich schlafen gehe und empfand dies als stimmig.
- Aus Tamera


Im Verlauf der Woche gab es zahlreiches Seminarprogramm, wie etwa das Steinkreisorakel, in welchem einem ein Stein aus dem Steinkreis von einem ihrer Hügel, per Kartenziehen zugewiesen wurde, das eine bestimmte Bedeutung hatte und auch dazu diente eine Beziehung zu seinem Stein aufzubauen. Ich war übrigens Stein Nummer 13. Es gab, glaube ich, so an die 100 Stück. Es wurde natürlich auch viel erklärt, wie die Community funktioniert, wie die Permakultur abläuft und dergleichen. Hauptthema war aber zweifellos Liebe und weniger Sexualität. Weiter wurden wir in eine Praktik namens „Forum“, mitgenommen und durften eine Runde praktizieren. Das ist eine soziale Praktik, die man im Kreis sitzend angeht und in der eine Person in die Mitte des Kreises geht, die auch als „World Stage“, bezeichnet wurde (also die Mitte des Kreises) und in der man jetzt aussprechen sollte, was man am wenigsten vor allen anderen Menschen aussprechen möchte. Das hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen, weil die Schwingungen und das Adrenalin im Körper in die Höhe schossen. Ein weiteres Programm, das ich ganz toll fand, war das „Blind-Folding“. Hier wurden uns Binden gegeben, mit denen wir unsere Augen verbanden und diese auch geschlossen halten sollten und dann wurde wir von einer unbekannten anderen Person aus der Gruppe geführt, ohne dass wir dabei sprechen durften. Sowie umgekehrt, wir haben also eine Person geführt, deren Augen verbunden war und einmal waren die eigenen Augen verbunden. Das war sehr beeindruckend, was da in einem passiert und wie viel schwerer es mir plötzlich fiel, über den Boden zu gehen. Weiter gab es im Ort eine Bar, die als „Kulturzentrum“ bezeichnet wurde und in der ich fast jeden Abend war, um mit den neuen Bekanntschaften Spaß zu haben. Hier wurde auch viel getanzt und Musik gemacht. Ich genoss sehr die Vibes vor Ort und die neuen Bekanntschaften, die ich immer besser kennenlernen wollte. Mir scheint das eine Qualität zu sein, die für eine gute Beziehung notwendig ist, dass sich kennenlernen wollen, eine Erkenntnis, wozu mir auch das Zitat auf dem genannten Schild geholfen hat. Das Essen am Büfett war stets vegan und gegessen wurde 3 Mal am Tag. Auch die Wildschweine vor Ort blieben mir in Erinnerung, die einfach überall aufgetaucht sind und einem eingangs erklärt wurde, wie man sich in ihrer Gegenwart am besten verhält. Einmal etwa saß ich mitten in ihrem Kreis, rund um mich herum etwa 7 Wildschweine inmitten des „Campus.“ Mit nur wenigen Metern Abstand zu mir. Die waren nur am Futter irgendwo im Boden interessiert, den sie um wühlten. Ich blieb einfach ruhig und entspannt und fand diese Begegnung sehr inspirierend. Summasumarum hat es mir unglaublich gut gefallen in Tamera. Was ich noch erwähnen möchte, ist es, dass in diesem Zeitraum körperliche Berührungsängste zunehmend intensiv abgebaut wurden, auch durch mein Streben danach abseits des Seminarprogramms und dem guten Umgang der anderen Teilnehmer verschiedener Kurse in Tamera unter sich und mit mir.

Weiter lernte ich natürlich auch viele andere Menschen kennen, die sich mit dem Cannabis auseinandersetzten und teilte mit einigen meine Schokolade. Sogar Personen, die wie ich mit Psychedelika Erfahrungen machen, lernte ich kennen und schätzen.

Eintrag aus meinem Blank-Book – Die letzte Nacht in Tamera
02/09/2024
Auch am letzten Abend nahm ich wieder ein Stück der Schoko. Zum Dinner war bereits ein guter Teil der Wirkung eingetreten, das war etwa 1 ½ Stunden später. Danach hieß es schnell, dass es einen kostenlosen Tanzabend, ein „Ecstatic Dance“ von einem bzw. zwei der Gruppenteilnehmer der Introduction-Gruppe gibt und dem schloss ich mich an. In Tamera kann jeder ein solches Angebot zur Verfügung stellen. (Auf einem Kalender im Dormitory) In Kombination mit dem Cannabis-High durfte ich hier eingangs an einer Kakao-Zeremonie teilnehmen und danach ging der Tanz los und ich tanzte stundenlang ekstatisch intensiv und auch mit vielen Berührungen zu anderen Teilnehmern. Ich wünschte mir ein bisschen psychedelic Trance und tatsächlich wurde aufgelegt (GOA), und so die Tanzerfahrung um diese Musik erweitert. Die Musik war gut durchgemischt für diese Art zu tanzen. Am Ende legten wir uns alle hin und dann sangen wir intuitiv, wobei mir die Töne wie in psychedelischen Erfahrungen kamen und ich sie einfach sang, tief und heilsam. (Siehe meine Psychedelischen Erfahrungsberichte zu LSD) Danach sind wir zur Bar gegangen, also ein paar Leute vom Tanzabend, die Bar aber war unbesetzt und dennoch haben wir Musik aufgelegt und bis in die tiefe Nacht weiter getanzt u.a. zu der Musik von dem DJ „Mose.“ Den ich nach Absprache auflegte und alle ziemlich nice fanden. Eine gelungene Nacht für den Abschied aus Tamera. Bevor ich ins Bett ging, streifte ich noch mit einer kleinen Gruppe durch den Ort und schaukelte dabei unter der leuchtenden Milchstraße (Vor dem Dormitory gibt es eine sehr große Schaukel), was auf mich auch eine sehr schöne Wirkung hatte.
- Aus Tamera



Damit war die Tamera Erfahrung aber noch nicht vorüber, auch wenn der Aufenthalt ein unglaublichen Höhepunkt in meinem Leben darstellt, voller sozialer Kontakte und Transformationen schöner Art, der eigentliche Höhepunkt der Erfahrung stand noch bevor. Wir redeten in unserer Gruppe nun über eine Fahrt zum Strand, der sich etwa 20 Leute anschlossen, darunter ich. Damit geht es beim nächsten Mal weiter. In der letzten Drogenkolumne: „After Tamera Lachflash & LSD in Spanien.“

Natürlich könnte ich noch viel mehr über die Beziehungen beschreiben, die sich in Tamera ergeben haben, jedoch wollen diese Menschen natürlich nicht beim Namen genannt werden und ich fühle mich auch komisch dabei, sie jetzt anders zu benennen und so diese Geschichten zu erzählen. Aber eben genau darum ging es in Tamera zu einem sehr wesentlichen Teil, um persönliche Beziehungen zu anderen Menschen und eine Verbindung aus Liebe zu schaffen, zu einem ganzen, zu Einheit werden und eine Einheit sein. (Auch Tiere wurden in diese Einheit einer Gemeinschaft miteinbezogen, wie z.b. die Wildschweine.)

Einen Aufenthalt in Tamera im Rahmen einer ihrer Kurse, egal ob Introduction, Community oder ein anderer kann ich nur empfehlen. Es ist ein sehr sehr nicer Ort.
Was meine Sexualität anging, hatte ich die sexuelle Enthaltsamkeit gegen Ende meines Aufenthaltes schon fast gänzlich vergessen, blieb aber enthaltsam und erreichte so einen neuen Rekord von 15 Tagen. „Wie weit kann ich ihn wohl ausbauen?“ Fragte ich mich, als er mir auffiel, nachdem ich tagelang nicht mehr darüber nachgedacht habe und es einfach passiert ist.

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste