Erraphex hat geschrieben:
Weil die Frage imho nicht zu beantworten ist. Das Mysterium ist endlos - und je weiter Mensch in das Mysterium eintaucht - desto weniger kann es in Sprache gefasst werden.
D'accord
Das hat auch der werte Hiob an anderer Stelle hier mal sehr treffend ausgedrückt und auch Huxley und PKD haben das Dilemma großartig formuliert (ich find nur leider auf die Schnelle die Quellen nicht aber sei's drum, wir wissen was gemeint ist und sind wohl alle schon an der Unzulänglichkeit der verbalen Mitteilungsfähigkeit verzweifelt.)
Aber wir sind grad mal eben nunmal Menschen und als solche stehen uns nun jetzt hier im Forum leider nur verbale (oder bildhafte) Mittel zur Verfügung - murks.
Und - muss man denn auf die Frage eine Antwort haben, die perfektionistischen Ansprüchen genügt?
Reflexion über das "Mensch sein an sich" ist ja auch Selbstreflexion als Mensch...
Wie dem auch sei, bezugnehmend auf die Thematik zwei Zitate von Philip K. Dick, beide aus dem Band "Kosmische Puppen und andere Lebensformen: ein Philip K. Dick-Reader", enthält Kurzgeschichten, äußerst bemerkenswerte philosophische Essays und ein Interview. Da der Essay-Band "Wie man ein Universum baut" immer noch in Vorbereitung ist (wurde schon vor zwei/drei Jahren angekündigt), die derzeit beste (deutschsprachige) Quelle, um dem Denken PKD's auf den Grund zu gehen.
<<<Ich frage: Was ist das, was wir als besonders menschlich an unserem Verhalten bezeichnen können? Betrifft es uns speziell als lebende Spezies? Und was ist das, was wir als bloßes mechanisches Verhalten bezeichnen, oder, um die Frage zu erweitern, als Insektenverhalten oder Reflexverhalten? Und ich würde darin jene Art des pseudomenschlichen Verhaltens einschließen, die einmal als Menschen gelebt haben – Kreaturen, die zu Werkzeugen geworden sind, nur noch als Mittel zum Zweck dienen, und die deshalb in meinen Augen Analogien von Maschinen im negativen Sinne ähneln; Maschinen in dem Sinne, daß das körperliche Leben weitergeht, der Stoffwechsel funktioniert, aber die Seele – in Ermangelung eines besseren Begriffs – nicht mehr vorhanden oder nicht mehr tätig ist
(=> der Verlust von Essenz, Anm. xxx).
So etwas gibt es in unserer Welt – hat es immer gegeben, aber nun ist die Erzeugung von solch nicht authentischer menschlicher Aktivität zu einer Wissenschaft der Regierung und dergleichen Behörden geworden. Die Herabsetzung des Menschen zum bloßen Gebrauchsgegenstand
(„Humankapital“, Anm. xxx) – Menschen in Maschinen verwandelt, auch wenn die Absicht „gut“ im abstrakten Sinne für ihre Auftraggeber ist - , das sehe ich als das größte, schlimmste Verbrechen an. Die Verwandlung von dem, was ein freier Mensch war, der lachte und weinte und Torheiten beging und nun in seinen Handlungen eingeschränkt ist, egal, was er sich vorstellt oder einbildet, um einen Zweck zu erfüllen, der außerhalb seines eigenen persönlichen Schicksals liegt, wie winzig dies auch sein mag. Als hätte sozusagen die Geschichte ihn zu ihrem Werkzeug gemacht.>>>
(aus dem Essay „Androiden und Menschen“ i.e. die „Vancouver-Rede“ von PKD, 1972, nachzulesen in Kosmische Puppen, S. 444)
<<<Wenn man den Ausdruck betrachtet, mit dem ich ihn belegt habe – der Programmierer und Reprogrammierer – kann man daraus vielleicht eine Teilantwort entwickeln. Ich nenne ihn so, weil ich ihn bei dieser Tätigkeit beobachtet habe. Er hatte zuvor die Leben hier programmiert, veränderte aber gerade einen oder mehrere entscheidende Faktoren, um eine Struktur oder einen Plan zu vervollständigen. Ich argumentiere mit folgendem Beispiel: Ein menschlicher Wissenschaftler, der einen Computer bedient, beeinflußt oder entstellt das Ergebnis seiner Beobachtung nicht, schafft keine Vorurteile, indem er sich selbst als Faktor in diese Berechnugen eingibt. Ein menschlicher Ethnologe würde niemlas dulden, die Ergebnisse seiner Forschungen selbst zu verunreinigen, indem er an der Kultur teilhat, die er studiert. Bei gewissen Unternehmungen ist es also von grundlegender Bedeutung, daß der Beobachter von dem, was er beobachtet, getrennt bleibt. Darin liegt nichts Bösartiges, keine düstere Täuschung. Es ist ganz einfach notwendig. Wenn wir also in der Tat kollektiv auf gewünschte Bahnen auf ein gewünschtes Ziel zubewegt werden, darf diese Wesenheit, die uns entlang dieser Bahnen in Bewegung setzt, die nicht nur dieses besondere Ergebnis wünscht, sondern durch seine Willenskraft erzielt, nicht wahrnehmbar eingreifen, oder das Ergebnis wird verfälscht. Wir müssen also unsere Aufmerksamkeit nicht auf den Programmierer lenken, sondern auf die programmierten Ereignisse. Obwohl der erstere verborgen ist, wird das letztere uns entgegentreten; wir sind darin verstrickt, ja, wir sind die Instrumente, durch die es vollendet wird.>>>
(aus „Wenn sie glauben, diese welt sei schlecht, sollten sie einaml ein paar andere sehen“, 1977, nachzulesen in Kosmische Puppen, S. 502)
Scheinen mir zwei gleichgeartete, wenn auch höchst unterschiedliche Perspektiven zu sein, wobei beiden Sichtweisen gemein ist, dass der Mensch als Werkzeug betrachtet wird.
Wohingegen er jedoch im ersten Zitat aufgrund der herrschenden Gesellschaftsstruktur ausgenutzt und ausgesaugt wird, dadurch ausbrennt und sein wahres Menschentum verliert, kommt in der zweiten Sichtweise der Glaube an einen dahinterliegenden göttlichen Plan zum Ausdruck.
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