Re: Finanzkrise

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n19 hat geschrieben:wenn die Ratingagenturen solche Profis wären, hätten sie die Finanzkrise vorausgesagt..
Nun, man weiß nicht wirklich, was diese Agenturen im Schilde führen. Es gibt sicherlich Einzelpersonen oder Institutionen, die davon profitiert haben oder profitieren, dass die Finanzkrise durch die Rating-Agenturen gezielt nicht thematisiert worden ist.
Erraphex hat geschrieben:imho ist das System viel zu komplex um umfassend und längerfristig <wasauchimmer> vorherzusagen.
Es gibt einige Ökonomen, die frühzeitig und wiederholt vor dem Ausbruch der jetzigen Krise gewarnt haben. Genau das ist eingetreten, wovor sie gewarnt hatten. Zum Beispiel Bernd Senf oder Wilhelm Hankel (http://www.dr-hankel.de/).
Erraphex hat geschrieben:Die Ratingagenturen sind imho nicht mehr als ein weiteres Rad welches die ihm zugewiesenen Aufgaben durchführt.
Ja, die Aufgaben, die von den Aktionären zugewiesen wurden. Die drei größten Ratingagenturen mit Quasi-Monopol-Stellung sind nichts anderes als private Firmen, die dem Profit und ihren Aktionären verpflichtet sind.

-Der größte Aktionär von Moody's ist das amerikanische Holdingunternehmen Berkshire Hathaway, das von Warren Buffet geleitet wird; der zweitgrößte ist Davis Advisors (einer der erfolgreichsten familiengeführten Fonds der USA) -> Warum sind die wohl so erfolgreich? ;) ; Barclays London und Goldman Sachs sind ebenfalls Aktionäre

-Standard & Poor's (S&P) ist eine hunderprozentige Tochter des Konzerns McGraw-Hill: einer der größten Herausgeber von Lehrbüchern in den USA; Herausgeber der Business Week (eines der verbreitetsten Wirtschaftsmagazine weltweit); Inhaber einiger Fernsehsender aus der ABC-Familie

(Quelle: Dirk Müller - Crashkurs)

Re: Finanzkrise

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Es gibt einige Ökonomen, die frühzeitig und wiederholt vor dem Ausbruch der jetzigen Krise gewarnt haben. Genau das ist eingetreten, wovor sie gewarnt hatten. Zum Beispiel Bernd Senf oder Wilhelm Hankel
um zu_wissen_das der ganze scheiss nicht ewig hält und zusammenbruch systemimmanent ist, muss man kein ökonom sein. ;>

was ich viel lustiger finde: das ganze basiert ohnehin nullkommanull auf fakten. da faseln sich einfach irgendwelche schlippsträger irgend n krempel zusammen, geben nen land ne note (lol) und *zack* die big-player ziehen ihre gelder ab und das in einem volumen das ganze wirtschaften zusammenbrechen und es einfach mal so 150.000 arbeitsplätze weniger gibt von heut auf morgen.
(und genau die leute die durchs raster fallen sollen dann geradestehen und verluste ausgleichen die sie nicht gemacht haben und zusätzlich als sündenbock dienen. aber das is ne andere story...)

muss mich immer kringeln wenn es in den börsen-nachrichten heisst "psychologische gewinnmitnahme".
mit anderen worten: unser wirtschaftssystem funzt nur weil man glaubt das es das tut. glaubt man es an einer bestimmten stelle nicht mehr, geht kohle eben dahin wo anleger mehr vertrauen.
investiert wird also nicht in funktionierende wirtschaft, sondern in eine substanzlose idee. in fantasie.
now i am become death, destroyer of worlds.

Re: Finanzkrise

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IN YOUR ASS :blacklol:


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getintoit hat geschrieben:muss mich immer kringeln wenn es in den börsen-nachrichten heisst "psychologische gewinnmitnahme".
mit anderen worten: unser wirtschaftssystem funzt nur weil man glaubt das es das tut. glaubt man es an einer bestimmten stelle nicht mehr, geht kohle eben dahin wo anleger mehr vertrauen.
Aus psychologischen Gründen können sich die Amis überhaupt noch refinanzieren, obwohl sie faktisch pleite sind. Andere Wirtschaftsteilnehmer nehmen ihre wertlosen Staatsanleihen ab oder liefern Produkte, weil sie glauben, dass die Amis den Kredit zurückbezahlen werden. Reichlich naiv -ein Zeichen mangelnder Reflexion-, aber jetzt ist's eh zu spät, um vor den Auswirkungen davonzukommen.

Ähnliche psychologische Fehlentwicklungen sind bei den Banken erkennbar. Sie nutzen Gesetzeslücken aus, um beliebig und nahezu unbegrenzt Risikopositionen einzugehen, für die am Ende der Steuerzahler haften wird. Bombensicheres Geschäft auf Kosten anderer. Das wissen die Bankster in den oberen Etagen selbstverständlich. Sie wissen auch, dass sie großen Schaden anrichten. Obendrein manipulieren sie noch ein bisschen die Märkte, damit ihr Fehlverhalten nicht auffliegt. Einfach mal keine Verantwortung tragen müssen - da leben die naiven Kindheitswünsche nochmal hoch. Notenbanken und Staaten sind kein bisschen besser. Wenn das kein kollektiver Moral Hazard ist. Aber wenn wir das unter einer freien Marktwirtschaft verstehen, haben wir es wohl nicht anders verdient.

Diese Krise offenbart so viele psychologische Knoten, die jeder Einzelne mit sich rumschleppt. Und sie wird sich vermutlich erst zum Guten wenden, wenn jedes Individuum dieser menschlichen Eigenschaften überdrüssig ist und nen Schreikrampf kriegt, wenn Täuschung und Verrat als Geschäftsgrundlage erkannt werden. Mir erscheint die Krise wie die Manifestation kollektiver Illusionen und psychologischer Irrtümer, die gerade in einem spektakulären Showdown auf den Kopf gehauen werden. Solange bis auch beim Letzten das große Kotzen einsetzen wird.

Re: Finanzkrise

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seit Montagmorgen steht Italien offiziell auf der Kippe.. Berlusconi spinnt wieder rum, er hält sich für den größten und schoss gegen seinen Finanzminister, den er für blöd hält. Super - schwupps gerät der Euro weiter unter Druck und sank zeitweise unter 1.4000, hat sich in den letzten Stunden aber leicht erholt. Aber gut sieht das alles nicht aus, die nächste Krise kommt garantiert. Ich lese den ganzen Tag in so einem Finanzchat mit, 3/4 der Welt wettet gegen den Euro und jubelt bei jedem weiteren Schritt nach unten. Beruhigend ist das alles nicht. :wink:

Bild
„Hupen Sie, wenn Sie bewaffnet sind!“ (R.A.W)

Re: Finanzkrise

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heute gegen 22:00, Merkel hat bestimmt schon geschlafen, hat Moody Irland auf Rammschlevel gesetzt:

http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/mark ... =/finanzen
Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit Irlands auf Ramschniveau herabgestuft. Sie senkte am Dienstag die Bonitätsnote des hoch verschuldeten Staates um eine Stufe von "Baa3" auf "Ba1". Der Ausblick bleibe negativ. Moody's begründete die Herabstufung mit der wachsenden Wahrscheinlichkeit, dass Irland weitere Finanzhilfen von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds benötige, bevor es an die Finanzmärkte zurückkehren könne.


ich denke nach den Angriffen auf die Ratingagenturen lassen diese die Muskeln spielen.. den schon ziemlich angeschlagenen Euro hat diese Nachricth aber (noch) nicht sofort runtergrissen, scheint wohl niemanden zu wundern.

Als dann 1 o. 2 Stunden später die asiatischen Märkten geöffnet haben, gabs ein interessantes Ereigniss: innerhalb von nur einer Sekunde kurz nach der Öffnung schoss der Euro/Dollar-Kurs ziemlich hoch und fiel dann sofort wieder auf den exakt selben Level runter; allerdings schoss er sowas von hoch, dass die meisten hochrisiko Wetten gegen den Euro schlagartig beendet waren, weil sie kurzzeitig aus der oberen Grenze gebrochen sind. k.a. wie die Euroretter das hinbekommen haben, da müssen im Hintergrund programmgesteuert riesige Transaktionen gelaufen sein, auf die Sekunde getimet. Respekt! Im Forex-Markt hat das etliche Spekulanten böse Verluste gebracht.

Je tiefer ich ins Herz des Feindes -der Finanzbranche- eintauche, umso faszinierender finde ich diese Welt.. vor allem wenn alles zusammenbricht oder in Chaos ausartet, fern von stochastischen Prognosen. Da zuzugucken macht schon fast soviel Spass wie zu trippen :rofl:

Wo das Geld geblieben ist, was die Euro-Staaten -wem auch immer schulden- frage ich mich aber noch immer.

Hab heute mit einem Freund telefoniert, der so im Bereich der Grundversorgung lebt und hinten und vorne nicht mit der Kohle auskommt. Er hat die Miet-Zahlung an die Bank (das Haus in dem die Wohnung ist, wurde dem Vermieter/Eigentümer längst von der Bank enteignet bzw. unter Zwangsverwaltung gestellt) einfach eingestellt... die haben soviel Personal rausgeworfen, dass die sich ums Forderungsmanagement nichtmehr kümmern können, vor allem wenn die Ausfälle noch mit Mängelrügen begründet werden. Er Ex-Eigentümer, jetzt ebenfalls Mieter im ehemals eigenen Haus, machts ähnlich und mahnt Reparaturen an. :rofl: :2daumen: :2daumen: So rächt sich die Gier der Banken und geht nach hinten los. :blacklol: Zwangsversteigerung läuft auch nicht, denn wer will schon eine Hütte mit solchen Mietern kaufen :lol: Zu guter Letzt haben die Typen noch Denkmalschutz für die Hütte vorgeschlagen - und bekommen. Jetzt darf die Bank nichtmal mehr abreissen lassen. :jepi: Das haben die von ihrer Profitgier!
„Hupen Sie, wenn Sie bewaffnet sind!“ (R.A.W)

Re: Finanzkrise

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Top Aktion mit dem Haus. :2daumen:
Erschreckend bei alldem ist letztlich die Perspektivlosigkeit aller Protagonisten. Wer will denn noch einem Gewerkschafts-Ökonom glauben, der behauptet, es müssten nur die Löhne erhöht werden, oder der FDP, die die Steuern senken will, damit alle mehr konsumieren können und es wieder richtig Wirtschaftswachstum gibt? Hoffen wir auf die Linken oder Attac, die den Eindruck erzeugen, durch Kapitalmarkt- und Reichensteuern könnte der Staatshaushalt saniert werden? Sollen wir uns an Frau Merkel halten, die den Italienern vorschlägt, mehr zu sparen, oder an Obama, der die ohnehin absurd hohe Schuldenobergrenze wieder abschaffen möchte. Oder folgen wir der SPD, die vorschlägt, Euro-Anleihen aufzulegen, damit die völlig überschuldeten Staaten in der Masse der überschuldeten Staaten anonymisiert werden. Vielleicht kann man so die Kollektivierung der Schulden noch mal einige Jahre weiter treiben.
http://www.heise.de/tp/foren/S-Wie-mach ... 2344/read/

hrhr, imho ist innerhalb dieser eng gefassten Grenzen keine Lösung zu finden. Aber da ist noch viel Schmerzpotential...
happiness is the absence of resistance

Re: Finanzkrise

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n19 hat geschrieben:ich denke nach den Angriffen auf die Ratingagenturen lassen diese die Muskeln spielen..
Ich find's filmreif. Aber am Vorgehen der Agenturen seh ich nichts Verwerfliches. Im Gegenteil: Sie decken Missstände auf, die bei uns systematisch verheimlicht werden.

Re: Finanzkrise

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gowiththeflo hat geschrieben:Im Gegenteil: Sie decken Missstände auf, die bei uns systematisch verheimlicht werden.
:denk:
Wie meinen?
Bis auf ein paar Fälle - bezogen auf die Euro-Staaten - mit massiver Bilanzenfälschung, die die Agenturen afaik auch nicht durchschaut haben, kann und konnte das doch jeder einsehen. Die "einfachen Fälle" quasi. Bei komplexen Strukturen scheinen sie auch keinen Durchblick zu haben, wie die Immobilienkrise in den Staaten belegte. Verwerflich würde ich ihr Handeln bei momentanem Kenntnisstand auch nicht nennen. Ist halt dasselbe Problem wie bei jedem Mono-/Oligopol und angesichts der Tatsache, dass der Finanzmarkt so groß, so flexibel ( vor allem bei der Standortwahl ), so schnell und so stark rechenbasiert ist, ist ihr Einfluss eben besonders überdimensioniert.
:wink:

Re: Finanzkrise

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Aus dem Bundesbank Umfeld hieß es gestern, dass eine Aufteilung des Euro in "Performer"-Länder wie D, GB, F und eine Sonderwirtschaftszone (haha, meine das Wort wurde tatsächlich verwendet) mit Griechenland, Portugal, Irland, etc. denkbar ist.

Wenn Italien oder auch Spanien anfängt zu kippeln bleibt eigentlich keine andere Möglichkeit. Jedenfalls wenn nichts anderes geändert wird.
happiness is the absence of resistance

Re: Finanzkrise

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morgen werden die Ergebnisse vom europäischen Bankenstress bekanntgeben. Gedacht war der Test eigentlich um das Vertrauen in Banken zu stärken.

Die Landesbank Hessen-Thüringen hat jetzt schon bekanntgeben, dass sie durchgefallen ist - weil sie griechische Anleihen abgeschreiben hat.

Würde mich nicht wundern wenns morgen weitere negative Überraschungen gibt. Überraschungen zeichnen sich ja dadurch aus, dass sie völlig unerwartet kommen.. daher könnte ich mir gut vorstellen, dass morgen Abend, wenn Euroland längst Feierabend hat, sich so ein Moodyist vielleicht etwas besorgt über Frankreichs Banken äussert (vielleicht fallen ja alle durch :rofl: ) und F abwertet.. so als erster Schuss gegen die geplante EU-Organisationsänderung.. eine Aufteilung in Top- und nicht-Top-Performer wird nicht machbar sein, wenn F in die letzte Kategorie fällt, das scheitert schon an der Eitelkeit des kleinen Königs.
„Hupen Sie, wenn Sie bewaffnet sind!“ (R.A.W)

Re: Finanzkrise

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-Eine gute Zusammenfassung der Probleme im Euro-Raum: http://www.celadoor.com/krise2012.pdf


-Ein Vortrag über den Zusammenhang zwischen den Weltwährungen und dem Goldpreis: http://www.youtube.com/watch?v=x9koN7rdg7g
James Turk von der GoldMoney Foundation spricht über Geldentwertung und den steigenden Goldpreis. Er erklärt, warum das Gold gegenüber allen wichtigen Währungen steigt und beschreibt, wie die Geldpolitik zu einem politischen Instrument wurde. Sämtliche Zentralbanker haben den Regeln einer konservativen Finanzpolitik den Rücken gekehrt. Die Folge wird, so warnt James Turk, eine hyperinflationäre Krise sein. Er erklärt, warum wir Gold als Geld und nicht als Investition betrachten sollten.
James Turk spricht über den kommenden Dollarkollaps; er erwartet einen wasserfallähnlichen Absturz. Er beschreibt verschiedene Formen der Hyperinflation, von der Papiergeldinflation in Weimarer Republik bis hin zur Buchgeld-Inflation in Argentinien.
Der Vortrag wurde am 29. April 2011 in München gehalten.

Re: Finanzkrise

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Zu den Beschlüssen des jüngsten "EU-Gipfels" ("Hilfspakete", Tranferunion):
-http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-07/g ... el-analyse
-http://www.welt.de/wirtschaft/article13 ... -Kauf.html

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"Deutschland braucht eine Inflation" http://www.taz.de/Volkswirtin-zur-Euro-Krise/!74936/
> Was würden Sie den EU-Politikern also für den nächsten Gipfel empfehlen?

Sie müssen sich auf eine europaweit koordinierte Lohnpolitik verständigen. Die Löhne im Süden dürften nur ganz gering steigen - dafür müssten sie in Deutschland deutlich zulegen.

> Steigende Löhne bedeuten steigende Preise. Sie würden Deutschland also eine Inflation verordnen?

Genau. Bisher hat Deutschland seine Löhne und Preise ständig gesenkt im Vergleich zu den anderen Euro-Ländern. Um das zu korrigieren, müsste die Inflation in Deutschland künftig über der Preissteigerung in den Krisenländern liegen - dann würden diese wieder wettbewerbsfähig.

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