Auszüge aus "DMT Das Molekül des Bewusstseins" von Rick Strassman
Kapitel "Mystische Zustände"
Um die großen Ähnlichkeiten zwischen spirituellen Erfahrungen und dem, was das Bewusstseinsmolekül ermöglicht, aufzuzeigen, will ich zunächst die Merkmale einer mystischen Erfahrung schildern.
Die drei Grundpfeiler des Selbst, der Zeit und des Raumes sind bei einer mystischen Erfahrung großen Veränderungen unterworfen.
Eine Trennung zwischen dem Selbst und dem, was das Selbst nicht ist, existiert nicht mehr. Die persönliche Identität und das gesamte Dasein werden ein und dasselbe. Tatsächlich gibt es gar keine «persönliche» Identität, weil wir auf einer ganz grundsätzlichen Ebene die allem zugrunde liegende Einheit und die gegenseitige Abhängigkeit der gesamten Existenz verstehen.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen in einem einzigen zeitlosen Augenblick miteinander: dem jetzt der Ewigkeit. Die Zeit hört auf und hält an, da sie nicht länger «vergeht». Das Dasein, die Existenz ist vorhanden, ist aber nicht von der Zeit abhängig. Das Jetzt und das damals, dass vorher und das nachher werden genau an diesem Punkt miteinander vereinigt. Auf der relativen Ebene umfassen kurze Zeitspannen eine ungeheure Menge an Erfahrungen.
Wenn unser Selbst und die Zeit ihre Grenzen verlieren, wird der Raum gewaltig groß. Wie die Zeit ist auch der Raum nicht länger hier oder da, sondern überall, grenzenlos, ohne Ränder. Hier und dort sind dasselbe; alles ist hier.
In dieser unermesslichen Zeit und diesem unendlich großen Raum ohne ein begrenztes Selbst werden alle Widersprüche und Paradoxien auf den Prüfstand gestellt, und wir erkennen, dass sie nicht mehr miteinander in Konflikt stehen. Alles, was unser Geist eher sind, können wir festhalten, in uns aufnehmen und akzeptieren – Gut und Böse, Glück und Leid, Großes und Kleines. Wir sind uns sicher, dass nach dem Tod des Körpers das Bewusstsein wieder vorhanden ist und dass es auch lange vor dieser besonderen körperlichen Form existierte. Wir kennen das ganze Universum in einem Grashalm und wissen, wie wir ausgesehen haben, bevor sich unsere Eltern das erste Mal begegneten.
Außergewöhnlich starke Gefühle fluten durch unser Bewusstsein. Wir sind in Ekstase, und die Intensität dieser Freude ist so groß, dass unser Körper sie nicht einschließen oder fassen kann. Es hat den Anschein, als sei dazu ein vorübergehender körperloser Zustand notwendig. Während die Glückseligkeit einfach alles durchdringt, fühlen wir dabei auch einen grundlegenden Frieden und einen Gleichmut, der nicht einmal von diesem unglaublich tiefen Glück beeinflusst wird.
Wir haben das intensive Gefühl von etwas Heiligem, stehen mit einer unveränderlichen, ungeborenen, nie Sterbenden und unerschaffenen Wirklichkeit in Kontakt. Es ist eine persönliche Begegnung mit dem «Urknall», mit Gott, dem kosmischen Bewusstsein, dem Urgrund allen Seins. Wie immer wie es auch nennen mögen, wir wissen, dass wir das Urgestein, das Fundament, den Urquell des Seins berührt haben, von dem in einem unvorstellbaren Ausmaß Liebe, Weisheit und Kraft ausgehen.
Dies nennen wir «Erleuchtung», weil wir dabei dem weißen Licht der Erhabenheit der Schöpfung begegnen. Vielleicht treffen wir auch Führer, Engel oder andere körperlose Geistwesen, aber wir gehen in ihnen allen vorbei und verschmelzen mit dem Licht. Jetzt sind unsere Augen endlich wirklich geöffnet, und wir sehen die Dinge ganz klar in einem «neuen Licht».
Kein anderes Erlebnis kommt an die Bedeutung und die Tragweite dieser Erfahrung heran, die bewirken kann, und den Rest unseres Lebens auf die Vollendung, das erfüllen und das verarbeiten der dabei erlangten Einsichten auszurichten.
***
DMT reproduziert viele Merkmale einer Erleuchtungserfahrung, beispielsweise ein Gefühl der Zeitlosigkeit und die Unfähigkeit, das Erlebte sprachlich ausdrücken zu können, ferner das gleichzeitige Bestehen von gegensätzlichen, einen Kontakt und das verschmelzen mit etwas überaus mächtigem, weißem und liebevollem, das manchmal als weißes Licht erlebt wird, die Gewissheit dass das Bewusstsein nach dem Tod des Körpers fortbesteht, sowie ein direktes Erkennen von Grundwahrheiten hinsichtlich der Schöpfung und des Bewusstseins.
Während sie angesichts solcher Sitzungen alle von Dankbarkeit und Ehrfurcht erfüllt waren, warfen derartige Erfahrungen doch auch weiterreichende Fragen auf, je häufiger sie auftraten. Wenn DMT mystische Erfahrungen hervorrufen kann, sind diese Erfahrung dann auch notwendigerweise ein Gewinn? Oder anders ausgedrückt: haben Sie auf die Menschen, die sie erleben, eine spirituelle Wirkung? Wenn das so ist, würde ich mich berechtigt fühlen, diese Begegnungen als echte spirituelle Erfahrung zu bezeichnen. Außerdem ließen sich die manchmal auftretenden negativen Wirkungen des DMT leicht akzeptieren, wenn es andere Male auch zu wirklichen Transformationserfahrungen kommt.
Hier finde ich es auch noch interessant, dass solche mystischen Erfahrungen recht oft vorkommen, aber nicht garantiert werden können, also es gibt doch grosse Unterschiede in den Erlebnissen bei diesen Substanzen, aber für mich ist das die grosse Besonderheit dieser Gruppe (hauptsächlich Tryptamine), also die Erfahrung von "Entheo" oder "unio mystica". Da das eben nicht zuverlässig garantiert werden kann, möchte ich jedem beglückwünschen, wenn es mit irgendeiner Substanz oder Technik erlebt/erfahren/erkannt wird. Ich freue mich immer sehr, wenn jemand mit diesen "Katalysatoren" durch das "torlose Tor" latscht.

Die Verarbeitung anschliessend darf aber auch nicht vergessen werden sich ständig mit den neuen Erkenntnisse abzugleichen, also alte Gewohnheiten und Annahmen loslassen und mit den Konsequenzen der "neuen" Einsichten. Wobei ich auch immer wieder zweifle, wie ernst man diese Erfahrungen nehmen kann, einerseits so klar, aber nicht für alle Teile in mir. Ist ein ziemlich abgefahrener Prozess, aber es hat sich vieles über die Zeit geklärt und bin sehr dankbar die Welt mit einem anderen Bewusstsein zu erleben, dank diverser Tryptamine.