Re: Wie lerne ich Meditation?
Verfasst: 9. Februar 2012, 22:21
Den folgenden Text tippte ich aus dem Buch "The Perennial Philosophy" ab von Aldous Huxley, veröffentlicht 1944. Diese deutsche Übersetzung ist eine Überarbeitung von 2008.
Mich fasziniert es sehr, dass der Text so alt ist und für mich ist er wie eine Vorlage, naja auch Bestätigung. Es stand in dem Text jetzt nichts neues, ich habe selber bereits zum praktizieren Zazen gewählt für den dort erwähnten "Weg der Ruhe" und den "Weg der Weisheit” praktiziere ich auch schon eine Weile mit Anleitungen und Tipps von modernen Meistern wie Thich Nhat Than oder Eckhart Tolle.
Das Ashvagosha als der zwölfte Zen Patriarch gilt, setzt dem noch Ganzen noch ein Sahnehäubchen auf für mich. Ich paste mal den abgetippten Text hier rein, ich hoffe es ist nicht zu lang:
Mich fasziniert es sehr, dass der Text so alt ist und für mich ist er wie eine Vorlage, naja auch Bestätigung. Es stand in dem Text jetzt nichts neues, ich habe selber bereits zum praktizieren Zazen gewählt für den dort erwähnten "Weg der Ruhe" und den "Weg der Weisheit” praktiziere ich auch schon eine Weile mit Anleitungen und Tipps von modernen Meistern wie Thich Nhat Than oder Eckhart Tolle.
Das Ashvagosha als der zwölfte Zen Patriarch gilt, setzt dem noch Ganzen noch ein Sahnehäubchen auf für mich. Ich paste mal den abgetippten Text hier rein, ich hoffe es ist nicht zu lang:
Der folgende Auszug stammt aus Waitao und Goddards Ausgabe der chinesischen Version von Ashvagoshas Werk "Die Erweckung des Mahayana-Glaubens", dessen ursprünglicher Sanskrit-Text aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. verloren gegangen ist. Ashvaghosha widmet einen Abschnitt seiner Abhandlung den "nützlichen Mitteln" des Buddhismus, mit deren Hilfe man zum Einheitsbewusstsein der "Soheit" kommen kann. Die Liste dieser unentbehrlichen Mittel umfasst die mitfühlende Liebe zu allen Menschen und allen fühlenden Wesen, die Selbstverleugnung, die persönliche Hingabe an die Inkarnation der Absoluten Buddha-Natur und bestimmte spirituelle Übungen, die den Geist von seinem betörenden Verlangen nach Getrenntheit und uneingeschränkter Individualität befreien und ihn zu der Wahrnehmung befähigen, dass er identisch mit dem Allumfassenden Geist ist. Von den Beschreibungen dieser verschiedenen "nützlichen Mittel" werde ich nur die zwei letzten anführen -- den Weg der Ruhe und den Weg der Weisheit.
Der Weg der Ruhe. Der Zweck dieser Übung ist einfach: erstens alles diskursiv und analytisch unterscheidende und deshalb störende Denken sowie alle aufregenden und deshalb völlig vereinnahmenden Stimmungen und Gefühle zur Ruhe zu bringen und dann zweitens, wenn dies geschehen ist, die Vernunft, die den Sinn und die Bedeutung der Gedanken und Erlebnisse begreift, ganz auf die "Reflexion" oder Meditation zu konzentrieren. (Vergleiche die scholastische Unterscheidung zwischen intellectus oder "Intellekt" und ratio oder "Vernunft".) Durch diese zweifache Praxis des "Beruhigens" und des "Begreifens" wird der bereits erweckte Glaube vertieft, und nach und nach verschmelzen die beiden Übungen miteinander: Der Geist ist vollkommen ruhig, doch gleichzeitig im höchsten Masse aktiv in die Wahrnehmung vertieft. Früher vertraute man ganz natürlich auf seine Fähigkeit analytischen Denkens, aber heute muss man es restlos zum Schweigen bringen.
Wer das "Beruhigen" praktizieren will, sollte sich an einen ungestörten Ort begeben und sich dort in aufrechter Sitzhaltung ernsthaft bemühen, den Geist zu beruhigen und zu konzentrieren. Anfangs kann man dabei auf den Atem achten, sollte sich aber nicht lange damit aufhalten. Auch sollte man nicht lange bei besonderen Erscheinungen, Bilder oder Vorstellungen stehen bleiben, die von den Sinnen herrühren, wie zum Beispiel den Urelementen Erde, Wasser, Feuer und Luft (auf die sich die Anhänger des Hinayana in einer bestimmten Phase ihrer Praxis zu konzentrieren pflegen). Und ebenso sollte man sich nicht bei sinnlichen Wahrnehmungen, Begriffsbestimmungen, Unterscheidungen, Stimmungen oder Gefühlen aufhalten. Sobald sich Ideen bilden, sollte man sie so schnell wie möglich loslassen. Selbst die Ideen des Verdrängens und Loslassens sind zu beseitigen. Der Geist sollte wie ein Spiegel werden, der die Gegenstände wiederspiegelt, aber sie weder beurteilt noch festhält. Vorstellungen haben keine eigene Substanz. Lass sie kommen und gehen, ohne sie zu beachten. Vorstellungen, die von den Sinnen und dem niederen Geist her aufkommen, nehmen nicht von selbst Gestalt an, es sei denn, die Aufmerksamkeit richtet sich auf sie. Wenn man sie nicht beachtet, werden sie weder auftreten noch verschwinden. Dasselbe gilt von Dingen, die ausserhalb des Geistes in Erscheinung treten. Man sollte ihnen nicht gestatten, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und die Übung zu stören. Der Geist kann nicht völlig leer sein. Und wenn man die Gedanken, die von den Sinnen und vom niederen Geist herrühren, loslässt und ignoriert, muss man sie durch richtige geistige Tätigkeit ersetzen. Was ist aber richtige geistige Tätigkeit? Es ist die bewusste Wahrnehmung des Geistes als solchen in seinem reinen, undifferenzierten Wesen. Wenn der Geist ganz in seinem eigenen reinen Wesen ruht, sollte es keine Vorstellung vom Selbst mehr geben, nicht einmal vom Selbst als dem Wahrnehmer oder vom Wahrnehmen als einem Phänomen ...
Der Weg der Weisheit. Diese Übung soll den Übenden daran gewöhnen, die in den vorhergehenden Übungen gewonnene Einsicht zu benutzen. Wenn wir aufstehen, stehen, gehen, etwas tun, aufhören, sollten wir den Geist ständig auf die Handlung als solche konzentrieren, nicht auf unsere Beziehung zu ihr oder zu ihrer Eigenart oder ihrem Wert. Wir sollten denken: "Da ist Gehen, da ist Aufhören, da ist Wahrnehmen" und nicht: "Ich gehe, ich tu dies, es ist gut, es ist unangenehm, ich erwerbe Verdienste, ich bin derjenige, der feststellt, wie toll es ist." Von solchem Denken kommen nur unstete Gedanken und Gefühle von Begeisterung, Versagen oder Trauer. Stattdessen sollten wir uns einfach auf die Handlung als solche konzentrieren und verstehen, dass wir auf diese Weise einsichtig, weise und innerlich still und ruhig werden. Und wir sollten diese Übung vertrauensvoll, gerne und lange Zeit regelässig durchführen. Dann werden unsere zwanghaften alten Gewohnheiten geschwächt und hören schliesslich ganz auf, und an ihre Stelle treten Zuversicht, Zufriedenheit, Bewusstheit und innere Stille und Ruhe.
Was soll dieser Weg der Weisheit bewirken? Es gibt dreierlei Hindernisse auf dem Weg zur Erleuchtung. Da sind erstens die Verlockungen die von den Sinnen, den äusseren Umständen und dem diskursiven Denken kommen. Zweitens gibt es die inneren Zustände des Geistes, seine Gedanken, Wünsche und Stimmungen. Diese Hindernisse zu beseitigen ist die Aufgabe der anfänglichen (ethischen und asketischen) Übungen. Zur dritten Kategorie von Hindernissen gehören die grundlegendsten (und deshalb hartnäckigsten) instinktiven Triebe -- der Selbsterhaltungstrieb, der Fortpflanzungstrieb, der Drang zum Vergnügen und die Selbstliebe -- alles Impulse, die Habgier und Lüsternheit, Angst und Wut, Verblendung, Hochmut und Egoismus hervorrufen. Die paramita genannten Übungen der Weisheit sollten diese grundlegenden instinktiven Hindernisse unter Kontrolle bringen und beseitigen. Durch diese Praxis wird der Geist allmählich klarer, heller und ruhiger. Die Einsicht wird schärfer, und der Glaube vertieft und weitet sich, bis sie im unfassbaren samadhi der reinen Essenz des Geistes aufgehen. Je länger man diesen Weg der Weisheit praktiziert, desto weniger gibt man Gedanken an Trost oder Trostlosigkeit nach. Der Glaube wird sicherer, durchdringender, wohltuend und freudig, und die Angst vor Rückfällen verschwindet. Aber denke nicht, leicht oder schnell ans Ziel zu kommen. Es kann viele Wiedergeburten in vielen Äonen erfordern. Solange Zweifel, Unglaube, Verleumdung, Bösartigkeit, karmische Hindernisse, Zaghaftigkeit, Hochmut, Trägheit und innere Unruhe fortdauern, solange auch nur ein Schatten von ihnen bleibt, so lange ist der samadhi der Buddhas ausser Reichweite. Aber wenn jemand schliesslich den Glanz des höchsten samadhi oder Einheitsbewusstseins wahrnimmt, erkennt er zusammen mit allen Buddhas, dass alle fühlenden Wesen vollkommen eins sind mit dem dharmakaya der Buddha-Natur. Im reinen dharmakaya gibt es keine Dualität und nicht einmal einen Schatten von Verschiedensein. Alle fühlenden Wesen sind bereits im nirvana, wenn sie es nur wahrnehmen könnten. Die reine Essenz des Geistes ist der Höchste samadhi, ist anuttara-samyak-sambodhi, ist prajna paramita, die Höchste Vollkommene Weisheit.
Ashvaghosha