Also langsam setzt sich in mir die Vorstellung, hier jagt die Katze den eigenen Schwanz. Wir sind in die Schranken unseres Geistes verwiesen, beobachten und analysieren mit seinen Instrumenten, verfahren gemäß seiner Überzeugung und projizieren dies auf die Leinwand unserer Selbst - des Bewusstseins. Somit schließt sich der Kreis und jede wie auch immer geartete
Einbildung zieht hierin ihre Runden. Danke auch für die wertvollen Antworten auf diese schwierige Frage!
Ich habe mir auch mal das Buch
Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners besorgt. Und obwohl mir die Art der Rede von Heinz von Foerster zunächst etwas widerstrebte, habe ich mich durchgewühlt und gewinne nun mehr und mehr für mich; und baue an meinem Weltbild.
Aber beginnt sich der Teufelskreislauf an dieser Stelle nicht wieder zu drehen: ein Bild, das entsteht, das alle Bilder ablehnt, das alle Gesetze in Frage stellt, das die objektive Welt mit mächtigen Zweifeln belegt? Ist dies nicht ebenso ein (Welt)bild, nach dem man genauso gut leben kann, wie nach objektiven und materialistischen Maßstäben. Ihr habt schon recht, wenn ihr sagt, dass die Wirkung entscheidend ist - nicht die Erklärung oder gar die objektive Richtigkeit. Aber geraten wir in diesem absoluten Skeptizismus oder Konstruktivismus nicht an einem Punkt, an dem das gemeinschaftliche Weltgerüst zerbrechen muss?
Erraphex, ich finde Du bringst es gut auf den Punkt:
Meiner Beobachtung ist es ein Bedürfnis des Ego' zu wissen, denn Wissen gibt Sicherheit. Aber das ist dann eine Illusion - das Unbeschreibare In Worte gekleidet ist nicht das Unbeschreibbare ("the map is not the territory"). Wissen bestetht für mich nur im Augenblick der eigentlichen Erfahrung. Und Wissen tötet imho das Feuer, dass für die Wahrheit brennt. Denn wer weiss, muss nicht mehr suchen.
Diese scheinbare Sicherheit ist obsolet. Sie ist eine Illusion. Sie wiegt uns in einer Sicherheit, welche durch tausend Störungen auf unser Gehirn einwirkt. Sie lässt uns die Schatten der Zeit wichtiger werden, als die Begebenheit. In ihr flüchten wir vor unserer selbst und verkennen die heilsame Macht und das Potential des Augenblicks.
Und trotzdem sehe ich sie gewissermaßen als Grundbaustein unserer Zivilisation an. Alleine der Begriff
Weltbild sagt an dieser Stelle alles: die Welt wird von einem gemeinsamen Bild zusammengehalten; ein Bild, dem Gesetze zugrunde liegen, dem die Maske des Wissens aufgesetzt wurde; aber auch ein Bild, das der Verständigung dient und auf dem letztlich auch die Sprache aufbaut. Erst mit Hilfe dieses Bildes können Menschen kommunizieren, miteinander forschen, den Verstand zur Anwendung bringen - und dadurch gelingt es, Instrumente zu nutzen, welche die Zusammenhänge in der Welt offenbaren. Diese Bilder sind genau genommen organisierte Gedanken, welche sich miteinander verknüpfen, welche Sinn versprechen und auf den Erscheinungen der Welt fußen - darin sie ihre Ge
wichtigkeit erfahren. Auch tief eingeprägte Bilder, die vom logischen Verstand mitunter für absolut und unumstößlich angenommen werden, können zerbrechen oder durch andere Bilder verdrängt werden. Eine gesunde Skepsis ist demnach angebracht. Aber sie entsprechen immerhin den wahrgenommenen Formen und Gedanken der Vielen; dem, was Sinn verspricht, auf dem man bauen kann.
Denn bei aller Zweifelhaftigkeit: z. B. die Physik unter Verwendung der Mathematik obliegt nicht der Einbildung der Menschheit, sondern verweist lediglich auf die Systeme der Natur, macht sie mitunter greifbar, gar vorhersehbar. Und obgleich man nie ausschließen kann, ob sich die Illusion und Täuschung nicht auch in dieses Komplex einschleicht, sehe ich keinen Grund, daran zu zweifeln - außer dem Zugewinn an Offenheit, den ein gesunder Grad an Skeptizismus mit sich bringt.
Deswegen fällt es mir ausgesprochen schwer, an Gesetzen wie der Kausalität zu zweifeln. Sich psychologisch an dieses Gesetz anzulehnen, alle Ereignisse, Taten und Vorgänge auf dieses zurückzuführen macht gänzlich unfrei - ruft gar erst ein System in uns hervor, welches uns diese psychologische Gefangenschaft vermittelt; und trotzdem würde ich an der Omnipräsenz dieser Gesetzmäßigkeit nicht zweifeln, weil sie gewissermaßen alle Strukturen mit trägt. Oder ist dies gar wieder ein Irrglaube des Verstandes?
Auch gerade das Thema Astralreisen ist doch hoch interessant:
es gibt zu viele dinge, die sich nicht erklären lassen mit dem reinen materialistischen weltbild. demzufolge weiß ich, dass es nach dem tode weiter geht.
wer sich davon selbst überzeugen will, kann ja mal astralreisen üben und dann versuchen diese realität zu ergründen und dinge in erfahrung zu bringen, die er eigentlich nicht wissen kann. dann weiß er es auch

In der Wirkung und Vorstellung unbestritten - auch dies ist ein reales Bild. Aber dieses in die Strukturen der Welt einzugliedern wird schon immens schwer, denn hier hängen die Fäden lose, wenngleich ihre reale Erfahrbarkeit nicht bestritten werden kann. Wie unterscheidet sich nun das Bild der Astralreisen von dem konträren Bild der körperbedingten Enge? Beweise fallen im Hinblick auf Astralreisen schwer. Die lebendigen Strukturen der Welt schaffen es nicht oder nur schwerlich, die außerkörperlichen Erfahrungen in sich aufzunehmen, wenn sie auch nicht zur Gänze falsifiziert werden können. Nur spielt das eine Rolle? Oder ist tatsächlich diese andere Welt dem gemeinschaftlichen Weltbild nicht zugänglich?
Wie ihr seht: eine wirklich zufriedenstellende Antwort wird es wohl nicht geben.
Zumindest bin ich noch nicht darauf gestoßen...
@ Erraphex
Das Unbeschreibbare, Atman, das Absolute, Nagual, etc kann nicht durch den Verstand be-griffen, sondern nur erfahren werden. Also jedenfalls mein Verstand macht dabei die Grätsche.
Ist es für dich gegeben, weil erfahren, dass es dieses Unbeschreibbare gibt? Ich frage ganz unverblümt: könnte nicht diese unbeschreibliche Welt durch ein Neuronenfeuerwerk ausgelöst sein, zu dem der Verstand einfach keinen Zugang hat? Gerade was diese außergewöhnlichen Erfahrungen - die gar einen stärkeren Realitätscharakter als die wirkliche Welt haben können - angeht, frage ich mich immerzu: was
ist, was
scheint, was
wirkt. Für einen selbst ist es revolutionär und birgt die unerklärliche Kraft der Transformation. Aber könnte es, in der rein materialistischen Sicht, nicht die Stimulation des eigenen Netzwerks sein, in dem Verknüpfungen passieren, die außerordentlicher Natur sind - somit ein höheres Selbst aufweisen?
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.