Mao hat geschrieben:Das ganze Thema empfinde ich als sehr interessant und lehrreich. Drum: Ein Lob an diesen Thread.

Bin ständig dabei meine eigenen Sichtweisen über den Haufen zu werfen, weil es wieder neue Inspirationen gibt, die Fragen aufwerfen.
Geht mir ebenso! Ich nehme zwar hier eine für mich untypische Rolle ein. Aber was sind Rollen, wenn es um geistige Entwicklung, neue Denkanstöße und das Auflösen tief festsitzender Paradigmen geht? Doch irgendwie erscheint es mir gerade jetzt so, als würde ich, als Individuum und Subjekt, noch völlig am Anfang stehen. So weit gekommen und doch so nah am Anfang; so macht das Leben Spaß!
SinusModul hat geschrieben:yage mach dein ding und ziehs durch wie du willst, das mach ich auch, aber verurteil nicht leute die mit deinem weg nix anfangen können.
Ich verurteile niemanden, der anders denkt oder handelt! Im Einzelfall habe ich auch kein Problem mit andersdenkenden Menschen. Im Gegenteil, sie waren mir seit jeher Inspiration für neue Denkansätze. Denn wenn die Meinungen auch noch so abwegig und unvereinbar mit dem eigenen Weltbild scheinen, so steckt hinter jeder Aussage eines jeden Menschen ein in sich stimmiges Konstrukt, welches nur auszugsweise dargelegt wird.
An diesem Punkt beent mich vielmehr die Art und Weise, wie sich zwei Welten nebeneinander aufbauen - die äußere und die innere Welt. Nun mag man gerne behaupten, beides entspringe derselben Quelle; philosophisch betrachtet vollkommen richtig, doch wie kann man immer und überall der sein, der man wirklich ist? Wie findet man sich selbst? Kommen euch nie die Gedanken, in Gesprächen oder in Reaktion auf andere Personen, ihr wärt euch fremd, indem was ihr gerade sagt oder tut? Kann man wirklich immer und überall derjenige sein, der man im Kern ist? Oder sollte man versuchen, sich so freizumachen von allem, dass man unwillkürlich reagieren kann?
Mir scheint mein Verstand, der einstmals aufgelesen hat, wie ich mich zu verhalten habe, immer noch zu sehr im Sein verankert. Ich merke, wie ich mich in bestimmten Gruppen unwohl fühle, ja geradezu verschoben und verdreht werde; unter anderen aber wiederum meine authentische Person ausleben kann.
Keine Ahnung ob dahinter soziale Defizite stehen oder ich mich unterbewusst weigere, mich anderen zu öffnen?
Jedenfalls kann man nicht überall der sein, der man ist. Und genau die Scheinheiligkeit, mit der diese Welt betrieben wird, die Art der Verschleierung, die uns falsche Wichtigkeiten aufdichtet und die Falschheit, die uns hinterrücks begegnet, sind mir grob zuwider. Ich gebe mich dem hin - gerade so viel, wie ich zu entbehren bereit bin - doch es macht mich nicht zufrieden. Es steht meinem Sein eindeutig entgegen, wird aber vorausgesetzt um in dieser Gesellschaft zu existieren.
Mao hat geschrieben:Den Trip des Lebens mit seiner Fülle und Tiefe aussprechen zu können ist das, was Dichter und Denker seit menschengedenken antreibt, sich Stift u. Feder zu schnappen, um das unmögliche zu versuchen.
Du hast Recht! Man muss ja kein genaues Abbild schaffen. Oft reicht es, wenn man die Inspiration, welche man erfährt, zum Ausdruck bringt. Trotzdem ist es oft entmutigend, nicht mehr wiedergeben zu können, was einem widerfuhr. Im normalen, alltäglichen Leben funktioniert das immer. Wir haben ein ausreichend großes Sammelsurium an Worten, eine schier unendliche Menge an Kombinationen und ausreichend sprachliche Techniken, diese ästhethisch in ein Satzgefüge einzubauen.
Wenn man jedoch versucht Triperlebnisse zu beschreiben, beginnt man vermehrt auf Metaphern und andere rhetorische Figuren zurückzugreifen. Aber mir welchem Ziel? Ich habe schon etliche sehr gut geschriebene Tripberichte gelesen. Gerade hier, in unserem Forum, sammeln wir eine große Anzahl sehr guter und intelligenter Erlebnisberichte. Aber, wenn ich tief in mich kehre und gedanklich wie emotional versuche mein damaliges Erlebnis zu rekonstruieren, merke ich erst, wie viel dessen, was währenddessen war und als selbstverständlich galt,
unterwegs verloren ging. Wie Fetzen steigen mir oft Gefühle auf, die mich an die Zeit erinnern, die ich aber nie und nimmer widergeben könnte. Es war so selbstverständlich und klar, so allumfassend und einleuchtend; ich fragte mich, wieso ich das alles zuvor nie so verstand, weshalb mir diese Verbundenheit, dieses aktivierte Areal in uns, so lange verwährt geblieben war; und jetzt weiß ich um dieses Areal, diese Ebene - wie immer man es auch nennen mag - und habe keinen Zugriff darauf. Wie ein unendlich großer und schöner Raum, in den ich dieserzeit eintrat, der mir nun aber die Pforten verschließt. Ich stehe vor verschlossener Tür und weiß nur vage, was sich dahinter verbirgt.
Mao hat geschrieben:Um mal wieder jemand es dem Forum hier zu quoten^^: "Manche Menschen leben, manche werden gelebt" Das trifft den Nagel auf dem Kopf.
Andersrum könnte man behaupten: "Manche Menschen werden gelebt und andere sind sich dessen bewusst" oder man sagt: "Manche Menschen werden gelebt und andere glauben den Einflüssen entkommen zu sein."
Ich kenne eure Meinung zum kausalen Determinismus und der Problematik des freien Willen nicht. Aber ich vertrag lange Zeit die Ansicht, das die Entscheidungs- und Kritikfähigkeit alleine aus der Komplexität der inneren Vorgänge herruht. Der einfache Geselle, welcher sich ungerne mit sich selbst beschäftigt, um den ihm zugedachten Geist auszubauen, entscheidet sehr infolge der Kausalität: Einfluss --> absehbare Entscheidung --> Wirkung. Der intelligente Mensch hat ein komplexeres System, welches Einflüsse beispielsweise mit vergangenen Entscheidungen und möglichen Konsequenzen abgleicht und dadurch schnell andere Entscheidungen entwirft. Mittlerweile bin ich mir nicht sicher, inwieweit der kausale Determinismus - die Vorherbestimmtheit des Seins - überhaupt haltbar ist.
Daher bin ich mir unsicher, inwieweit man die Zügel des Lebens selbst in der Hand hat oder der Illusion obliegt, das, was man ist, selbst - also willkürlich - zu steuern.
Aber ich denke das ist eine andere Diskussion!
Mao hat geschrieben:Die Welt braucht Pioniere. Warum nicht den Versuch unternehmen und das Abenteuer wagen, eben darüber zu sprechen, die Lücke aus eigener Initiative füllen, mit Leuten die noch nichts darüber wissen offen reden, in Sprache, mit Leidenschaft, die aus dem Herzen kommt und schöpferisch ist, wie dein Post hier.
Danke!
Ein zweischneidiges Schwert; und ich stehe dazwischen...
Auf der einen Seite genieße ich das Leben und nutze jede Sekunde, lerne und lebe, genieße und entdecke; auf der anderen Seite erscheint es mir oft zu komplex, um jemals etwas prächtiges daraus schlagen zu können. Es vermischen sich so viele Gedanken in meinem Kopf, Weisheiten verbinden sich mit Gefühlen, Gedanken mit Einsichten, Prägungen durch Erkenntnisse..
Doch wo führt mich all das hin? Ich befinde mich scheinbar inmitten einer Phase des Chaos. Und ich ordne Tag für Tag. Da kann ich nur gespannt sein, wohin es mich einmal verschlägt.
Ghost35- hat geschrieben:Denn auf Trips wird man sehr weit ueber dem hinausgeschossen, was man im Normalzustand wahrnimmt, weshalb meist die einzelne Erfahrung meist nur bruchstueckhaft überbleibt oder man völlig verwirrt ist.
Ich glaube, genau darin befinde ich mich. Nach und nach werden immer mehr Gedanken angeregt, Erkenntnisse brechen über mich herein, ein Wechselbad der Gefühle. Krank fühlt es sich nicht an, es ist nur etwas unklar. Aber ich arbeite daran. Und dieses Forum ist mir dabei eine sehr große Hilfe. Immer wieder toll, die Leute hier. Ihr seid fast schon so etwas wie eine Familie.
Erraphex hat geschrieben:Es muss keine Brücke gebaut werden, weil es Eins ist.
Und:
Erraphex hat geschrieben:Ein Zwiespalt zwischen dir und der Welt. Aufgrund von Trennung. Löse die Trennung und damit auch den Zwielspalt auf. Es gibt keine Trennung. Gab es nie.
Interessanterweise habe ich vor kurzem das Buch "Die Illusion des Ich" ausgelesen. Sehr verständlich, ebenso wie deine Beiträge. Doch existieren drei Arten von Weisheit: jene, um die man weiß, jene, die man sich vorstellen kann und jene, die man fühlt. Während ich dein Geschriebenes verstehe und mir den Zwiespalt wegdenken kann, so fühle ich aber meine Person und die Welt vordem; vielmehr noch erscheint mir die Welt da draußen als reine Wahrnehmung meiner Sinne!
Wie kann man das, was man weiß und versteht, verinnerlichen, um danach zu leben? Nachwievor fühle ich mein Ich - erkenne die Reaktionen auf Umwelteinflüsse, betrachte meine Person unter anderen Menschen; ich sage mir jederzeit, das alles Eins ist, jede Handlung meinerseits eng mit der Umwelt zusammenhängt; und doch fühle ich mich selbst und glaube, der Grund für meine Entscheidungen zu sein.
Die Lösung vom Ego und Enttarnung der Illusion des Ich erscheint mir eine der größten Aufgaben der Individuum, die jedoch nur zeitweilig wirklich umgesetzt werden kann. Oder gelingt dir das Umsetzen dieser Erkenntnis ins tägliche Leben? Und wenn ja, auf welche Weise?
Erraphex hat geschrieben:Warum sollten wir überhaupt versuchen die Erfahrung ansich zu beschreiben? Ich finde es viel interessanter, was wir aus der Erfahrung ansich gelernt haben. Und warum sollten wir uns darüber nicht austauschen? Mir hat der Austausch mit anderen Menschen sehr, sehr viel gebracht.
Natürlich können und sollen wir uns austauschen! Aber auf welche Weise: ich erkenne in meinen Beschreibungen schmerzlich die Diskrepanz zwischen dem, was ich wiederzugeben versuche und dem, was wirklich war. Nur in wenigen Momenten des Nachdenkens und Versinkens gelingt es mir, andere - und fremdartig erscheinende - Inhalt ins Bewusstsein zu transferieren. Aber wie ich bereits schrieb, sind das häufig nur Fetzen, zusammengesetzt aus starken Gefühlen und Erinnerungen; diese sind aber so dem Alltagsbewusstsein zuwiderstehend, dass sie bereits nach wenigen Sekunden wieder verschwinden. Eben das, was man dort fühlt und erlebt, erscheint mir so mannigfaltig, so immens, dass das, was hier "ankommt", oder mir im jetzigen Bewusstseinszustand, zu Verfügung steht, nahezu nichtig erscheint. Davon unabhängig profitiere ich natürlich durch meine Erfahrung. Nur legt es die Erwartungen, die ich ans Leben habe, deutlich höher.
Wobei ich mir dabei nicht sicher bin, ob sich das positiv oder negativ äußert. Aber ich sollte vielleicht aufhören zu werten.
Erraphex hat geschrieben:Klagst du nicht die Welt für etwas an, was du auch in dir wahrnimmst? Reflektion? Mitgefühl ist der Weg. Mit dir und damit auch mit der Welt.
Ich kann die Welt nicht anklagen, weil ich aus ihr hervorging. Ich bin sozusagen ein Produkt der Welt, welches mit Individualität versehen wurde. Menschliche Eigenschaften sind - menschlich; es ist also alles, wie es sein soll; und doch befinde ich mich wieder an dem Punkt, an dem die Einsicht den Gefühlen gegenüber steht. Einsichtig und tolerant bin ich. Und doch fühlt es sich falsch an. Gegenwärtig, zumindest.
Erraphex hat geschrieben:Die Sonne scheint. Sie wärmt uns. Es prickelt auf der Haut. Ja, was könnte noch näher am wahren Leben des Menschen sein?
Der Traum nach... die Vorstellung des... oder das Erleben von... ?
Das Wetter steht synonym für das tägliche Allerlei, welches mir begegnet. Und doch muss ich dir Recht geben, wenn du das Leben, als solches, beschreibst. Bei deinen Worten erscheint mir das Erleben der Einfachheit der Natur sehr erstrebenswert. Ich kann nur mit den Worten, welche sich um das Leben drehen, es aber von den Menschen fernhalten, nicht viel anfangen.
Erraphex hat geschrieben:Was ist denn das wahre Bedürnfis des Menschen?
Mao hat geschrieben:Glücklichsein
Es gibt durchaus noch andere erstrebenswerte Ziele. Das Glück ist zumeist flüchtiger Natur. Weisheit beispielsweise ist konstant, zwar verbunden mit Gefühlen, aber unabhängig als Ziel. Ich frage mich manchmal, ob es eine Art
Erleuchtung gibt. Das hat mich insbesondere in dem Buch Siddhartha immer so fasziniert. Aber besteht unser Streben in der Annäherung der Erleuchtung oder gibt es einen Weg, einzusteigen? Oder ist diese Idee völlig abstrus?
Nur weiter so!
Edit: In der Zwischenzeit wurden 11 neue Beiträge geschrieben... ?
Erst mal durchlesen.
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.