Hallo cenar,
Auch von mir ein{verspätetes}Willkommen.
Deinen Tripbericht fand ich in mehrfacher Hinsicht interessant, möchte aber erst mal was zu Deinem Post vom 04.10. schreiben. Du hast da geschrieben, daß die Frage ob »Innen oder Aussen« für Dich im Moment jedenfalls noch der Hauptpunkt ist. Dazu ist mir das nachfolgende C.C.-Zitat eigefallen:
»Es ist schwierig«, fuhr er fort. »Ich weiß. Aber wenn du bedenkst, daß dies der abschließende Deckel, die letzte Stufe dessen ist, was ich dich gelehrt habe, dann ist es nicht übertrieben zu behaupten, daß es alles um faßt. was ich seit dem ersten Tag, als wir uns begegneten, gesagt habe.« Lange Zeit schwiegen wir. Ich meinte, ich müsse warten, bis er seine Erklärung noch einmal zusammen faßte, aber plötzlich überfiel mich eine Ahnung, und ich fragte schnell: »Sind das Nagual und das Tonal in uns selbst?« Er sah mich eindringlich an.
»Eine sehr schwierige Frage«, sagte er. »Du würdest sagen, sie sind in uns. Ich würde sagen, sie sind es nicht, aber keiner von uns hätte recht. Das Tonal deiner Zeit verlangt, daß du behauptest, alles, was mit deinen Gefühlen und G edanken zu tun hat, finde in dir statt. D as Tonal der Z auberer sagt, im Gegenteil, alles ist draußen. Wer hat nun recht? Keiner von beiden. Drinnen oder draußen - darauf kommt es wirklich nicht an.«
Ach ja C.C. = Carlos Castaneda und das Zitat stammt aus: "Der Ring der Kraft".
Jetzt aber zu Deinem bemerkenswerten Startpost. Die von Dir beschriebene
Kontaktaufnahme ist – imho – das, was in der Terminologie der Zauberer* das "Herabsteigen des Geistes" genannt wird.
*Ich persönlich würde "Navigatoren im dunklen Meer des Bewußtseins" bevorzugen, wenn es nicht so umstandlich wäre. Verschiedene Male hatte Don Juan mir zuliebe versucht, sein Wissen mit einem Namen zu benennen. Die passendste Bezeichnung, fand er, sei Nagualismus, doch sei ein solcher Begriff zu unverständlich. Einfach von »Wissen« zu sprechen, wäre zu unbestimmt, und ein Wort wie »Hexerei« sei abwertend. »Beherrschung der Absicht« klang zu abstrakt, und »Suche nach absoluter Freiheit« war zu lang und zu symbolisch. Schließlich, und mangels eines passenderen Namens, bezeichnete er es als »Zauberei«, auch wenn er einräumte, daß dieses Wort nicht wirklich zutraf.
Wie gesagt, hast Du aus meiner Sicht das erlebt, was das "Herabsteigen des Geistes" genannt wird.
»Die erste Zauberei-Geschichte, die ich dir erzählen will, heißt >Die Offenbarungen des Geistes<«, begann Don Juan, »aber laß dich durch den Titel nicht irreführen. Die Offenbarung des Geistes ist nur der erste abstrakte Kern, auf dem die erste Zauberei-Geschichte aufgebaut ist.«
»Dieser erste abstrakte Kern ist eine Geschichte für sich«, fuhr er fort.
»Die Geschichte erzählt von einem Mann, der irgendwann lebte, einem normalen Mann ohne irgendwelche besonderen Eigenschaften. Wie jeder andere war er ein Mittler für den Geist. Und kraft dessen war er, wie jeder andere, Teil des Geistes, Teil des Abstrakten. Aber er wußte es nicht. Die Welt hielt ihn so emsig beschäftigt, daß er weder die Zeit noch die Neigung hatte, der Sache auf den Grund zu gehen.
Der Geist versuchte vergeblich die Verbindung zwischen ihnen zu offenbaren. Mit Hilfe einer inneren Stimme enthüllte der Geist ihm seine Geheimnisse, aber der Mann war unfähig, diese Enthüllungen zu verstehen. Natürlich hörte er die innere Stimme, doch er glaubte, es wären seine eigenen Gefühle, die er empfand, und seine eigenen Gedanken, die er dachte.
Um ihn aus seinem Schlaf zu rütteln, gab der Geist ihm drei Zeichen, drei aufeinander folgende Offenbarungen. In körperlicher Gestalt, und in auffälligster Weise, kreuzte der Geist den Weg des Mannes. Aber der Mann war unempfänglich für alles, außer seinen eigenen Sorgen.«
Don Juan unterbrach sich und sah mich an, wie er es immer tat, wenn er meine Einwürfe und Fragen erwartete. Ich wußte nichts zu sagen. Ich verstand nicht, worauf er hinauswollte. »Ich habe dir eben den ersten abstrakten Kern erzählt«, fuhr er fort. »Ich könnte nur noch hinzufügen, daß der Geist, weil der Mann absolut nicht verstehen wollte, Täuschungstricks anwenden mußte. Und Täuschungstricks wurden zum Wesentlichen auf dem
Pfad der Zauberer. Aber dies ist eine andere Geschichte.«
Der
Beginn der Lektion mit dem darauf Folgenden: "Du mußt dich bewegen!" hat starke Züge des
Tensegrety.
Der von Dir beschriebene "zweite Effekt" betrifft die menschliche Form:
Die menschliche Form ist ein Konglomerat von Energiefeldern, das im Universum existiert und ausschließlich die Menschen betrifft. Die Schamanen nennen sie die menschliche Form oder Schale, weil diese Energiefelder durch lebenslange Gewohnheiten und Missbrauch verbogen und verzerrt sind.
......
Krieger müssen makellos sein in ihrem Bemühen, sich zu ändern, um die menschliche Form abzuschrecken und abzuschütteln. Nach Jahren makellosen Lebens kommt ein Moment, da die menschliche Form es nicht länger erträgt und fortgeht. Das heißt, es kommt ein Moment, da die durch lebenslange Gewohnheit verbogenen Energiefelder begradigt werden.
Ganz wichtig fand ich auch Deinen Satz: "Das eigentlich Aha-Erlebnis jedoch war der Augenblick, als ich rausbekam, dass ich diese Energiebündel auch in mich aufnehmen konnte.", weil ich die diesbezüglichen Tensegrety-Übungen immer besonders mochte – so ich sie gemacht habe.
Das das Wort "energetisch" ziemlich abgelutscht sei, kann ich so nicht nachempfinden. Deine Notizen vom gleichen Abend: "Die Dinge ..... über ihren energetischen Zustand beurteilen." beziehen sich auf Crux der Zauberei, daß die Welt dort draußen nicht wirklich das ist, wofür wir sie halten, daß es keine objektive Welt gäbe, sondern nur ein Universum von Energiefeldern. Wir halten sie für eine Welt der Gegenstände, und das ist sie nicht.
.... unsere Vertrautheit mit der Welt, wie wir sie wahrnehmen, uns zu der Annahme verleitet, wir wären von Objekten umgeben, die an und für sich so existierten, wie wir sie wahrnähmen. Während es tatsächlich gar keine Objekte gebe, sondern nur ein Universum von Ausstrahlungen ....
....ich musste ohne Vorbehalt zugeben, daß schamanistische Praktiker, in ihrer Welt der Schamanen, die Welt unter Gesichtspunkten beurteilten, die mit unseren begrifflichen Mitteln nicht zu beschreiben waren. Zum Beispiel nahmen sie Energie wahr, die frei im Universum fließt - Energie, frei von den Bindungen der Sozialisation und der Syntax, reine pulsierende Energie. Dies nannten sie den Akt des Sehens.
Don Juans erstes Ziel war, mir zu helfen, Energie zu sehen, wie sie im Universum fließt. In der Welt der Schamanen ist solches Wahrnehmen von Energie der erste obligatorische Schritt zu einer umfassenderen, freieren Auffassung eines anderen kognitiven Systems. Um bei mir eine Reaktion wie das Sehen hervorzurufen, arbeitete Don Juan auch mit anderen sonderbaren Elementen der Kognition.
....
Die Wahrnehmung von Schamanen war also von anderen Vorgängen bestimmt als die Wahrnehmung gewöhnlicher Menschen. Die Schamanen behaupteten, dass die unmittelbare Wahrnehmung von Energie sie zu Einsichten geführt habe, die sie energetische Tatsachen nannten. Unter einer energetischen Tatsache verstanden sie eine durch direktes Wahrnehmen von Energie gewonnene Einsicht, die wiederum zu endgültigen, nicht weiter ableitbaren Schlussfolgerungen führte; an diesen war nicht zu rütteln, weder durch theoretische Spekulation noch durch den Versuch, sie in unser normales Interpretationssystem einzufügen.
Wie Du siehst ist das Beurteilen anhand des energetischen Zustandes nicht so ungewöhnlich, wie es Dir vielleicht erscheinen mag.
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Für den Schluß habe ich mir aus persönlichen Gründen das hier aufgehoben: »Ich hörte eine deutliche Stimme, die sagte: "Jetzt ist es vorbei." Das ganze in der Lesart: jetzt bist du entlassen, das war das, was wir dir zeigen wollten.«
Ich habe ’79 eine Unterrichtsstunde erhalten und das war so mühelos das Lernen, so wie "Schule" sein sollte und wenn ich in dieser "Schule" eines gelernt habe, dann dies: "Es gibt auf diesem Planeten keine "Erwachsenen", wir sind hier um zu spielen.
Mir persönlich bereitet diese Spielen jedoch oft nicht so viel Freude, wie es könnte{und auch sollte}, weil ich mich ständig danach sehne, wieder in die Schule zu gehen und eigentlich nur dann wirklich glücklich bin, wenn ich die Gelegenheit habe, zu lernen.