Ich nehme zur Zeit 200mg Amisulprid und ausserdem 75mg Venlafaxin. Das Amisulprid habe ich von 800mg auf 200mg während des letzen Jahres runterdosiert. 100mg ist zu wenig, aber 200 ist super. Ich kann frei denken, bin also nicht total unter dieser Dunstglocke gefangen und es ist eine Dosis die in punto Spätschäden vertretbar ist. Ich nehme es auch mittlerweile abends, weil ich sonst den ganzen Tag über permanent müde wäre. Ich bin damit zufrieden und konnte sogar das Biperiden absetzten. Biperiden (Handelsname Akineton) ist einigen von euch vielleicht als "Gegenmittel für Haldol" bekannt. Akineton wirkt gegen die extrapyramidalen Nebenwirkungen von Neuropleptika, also Zittern, Zuckungen unwillkürliche Bewegungen usw.
Als ich das erste Mal in einer Klinik behandelt wurde, wusste ich nichts über die Gefahren von Psychopharmaka und die Langzeitschäden von Neuroleptika. Lange Zeit habe ich mich auch absichtlich nicht informiert, ich wollte es garnicht wissen.
2007, als ich in aus der Klinik in die Tagesklinik kam, war ich auf;
Morgens: 40mg Citalopram, 800mg Quetiapin (Seroquel), 4mg Biperiden retard
Abends: 800mg Amisulprid (Solian)
Zur Nacht: 50mg Trimipramin
Bei solchen Cocktails in solchen Dosen will man garnicht wissen, was man sich da antut.
Aber ich war ein ziemlich schwerer Fall, was wohl auch daran liegt, das ich drei Jahre lang akut psychotisch herumgelaufen bin, bevor ich das erste Mal in einer Klinik behandelt wurde. Ich habe mir zwar täglich gewünscht Hilfe zu bekommen, aber ich konnte nicht zum Psychiater. Es ging einfach nicht. Die Ärzte waren auch lange Zeit ratlos^^
Das erste Neuroleptikum mit dem ich behandelt wurde war Rispridon. Aber auf Risperidon entwickelte ich eine Akathisie.
Das ist der Zwanghafte drang zu laufen. Ich konnte wirklich nicht aufhören zu laufen, aber ich merkte anfangs garnicht, das da etwas nicht stimmt. Ich bin sogar, als ich Wochenendurlaub hatte, den Großteil der Strecke von der Klinik zu meinen Eltern gelaufen. Ich wohnte damals mit 18 noch bei meinen Eltern bzw. wieder.
Die Klinik liegt mit der Bahn 50 Minuten von Frankfurt entfernt. 3 Stunden bin ich gelaufen, nur um als ich dann bei meinen Eltern angekommen war, kurz auf dem Sessel rumzurutschen und runter zu gehen um eine zu Rauchen. Im Hof bin ich dann im Kreis gelaufen.
Am Montag darauf sprach ich meine Stationsärztin an, und erzählte ihr, das ich nicht aufhören könne zu Laufen.
Daraufhin bekam ich Akineton angesetzt.
Das Risperidon schlug aber nicht sonderlich gut an, ich landete wieder in der Klinik und bekam Zyprexa (Wirkstoff Olanzapin).
Aber auf Zyprexa war ich nur ein paar Tage, da sich mein Urin bräunlich verfärbte.
Ich glaube als nächstes bekam ich dann wieder Risperidon. Aber auch wieder nur für kurze Zeit. Ich bekam Seroquel. Irgendwann bemerten die Ärzte auch meine starken Depressionen und setzten mich auch Citalopram. 5 Wochen dauerte es bis das Medikament anschlug. Ich bemerkte zwar schon während der dritten Woche eine leichte Besserung, ich wachte zwar noch depressiv auf, aber im Laufe des Nachmittags besserte sich mein Zustand merklich. Nach 5 Wochen ging es mir schon deutlich besser. Ich sprach meine Ärztin dann auf meine starken Ängste an und bekam Trimipramin, ein trizyklisches Antidepressivum, welche in niedriger Dosis schlafinduzierend und auch gegen Ängste wirken.
Daraufhin kam ich in die Tagesklinik.
Ich verbrachte zusammengerechnet etwas mehr als 1 Jahr auf der Akutstation dieser Psychiatrie.
Ich wurde auch einmal bei einem Aufenthalt für ein halbes Jahr auf Haldol gesetzt.
Aber irgendwann wurden die Rückfälle weniger, auch die Intervalle. Meine Klinik hat eine Aussenstelle in der Stadt, die Institusamulanz. Ich wurde nun und werde auch immer noch dort behandelt.
Mit dem Seroquel war ich absolut nicht zufrieden. Das ist wie als wäre man permanent von einem Nebel umhüllt.
Das Seroquel durfte ich dann absetzen, hatte also als Neuroleptokum nur noch die 800mg Amisulprid.
Es ging mir damit auch nicht so gut, und ich wechselte auf Zeldox (Ziprasidon)
Irgendwann ging ich aber wieder auf Amisulprid zurück.
Dann lernte ich meine Frau kennen. Erst durch sie begann ich mich erst so richtig mit den Gefahren meiner Medikamente auseinanderzusetzen, und merkte, das ich viel zu hoch dosiert war, und auf einem Cocktail, den man schon aufgrund der Packungsbeilage nicht zusammen verschreiben darf.
Ich reduzierte die Dosis des Amisluprids, tauschte das Trimipramin gegen Truxal (Niederpotentes Neuroleptikum, Wirkstoff Chlorprotixen). Dann begann ich das Truxal abzusetzen und stellte mich schliesslich von Citalopram (SSRI) auf Venlafaxin (SNRI) um.
@Eulenspiegel
Ich verrate dir ein Geheimnis. Das Geheimnis, warum ich ohne mich sorgen zu müssen so viel Psychedelika und Dissoziativa nehmen kann, wie ich möchte.
Diese Welt, die man täglich zu Gesicht bekommt ist für mich nicht echt. In Wirklichkeit liege ich nämlich in einem weissen Raum auf einem Edelstahltisch. Das ist die andere Seite. Diese Welt ist nicht echt, sie ist nur eine (möglicherweise) kollektive Halluzination.
Naja, meine Zweitdiagnose ist Derealisationssyndrom. Ich nehme die "Realität" als fremd, unwirklich und roboterhaft war.
Das ist aber genauso wenig wie Schizophrenie eine psychische Erkrankung oder Störung. Das ist wirklich alles so,
Ich denke zwar kaum noch drüber nach, ich bemerkte es auch nur noch in manchen Situationen, Menschenansammlungen zum Beispiel. Subtil ist es natürlich immer vorhanden.
Früher war das für mich natürlich extrem verstörend und schlimm. Wie als ich im Oktober vor 2 Jahre bemerkte, das bei mir eibe Hppd hängen geblieben ist.
Eigentlich schließen sich Schizophrenie und HPPD differenzialdiagnostisch aus, aber das ist ziemlicher Bullshit, denn meine visuellen Phänomene sind eindeutig HPPD, ausserdem kann ich sie auf eine Substanz zurückführen.
Ich weiß nicht, warum die WHO das in der ICD-10 so festgehalten hat. Wahrscheinlich weil sie wie du, Eulenspiegel, denken, das Menschen mit Schizophrenie garkeine Psychedelika nehmen.
Naja, LSD wirkt bei mir auch nicht ganz so, wie es das bei euch Normalos tut. Der eigentlich psychedelische Teil des Trips ist bei mir logischerweise anders. Ich habe kein "Ich", das ich erforschen könnte.
Auf LSD erforsche ich die Meta-Mechanik des Universums. Ich nenne das so.