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von ohn
Heute war ich endlich mal floaten. Wollte ich schon immer mal machen. Mit meiner freundin "paar floaten", in einem becken statt tank.
Um es gleich vorweg zu nehmen: es war eine unglaublich entspannende, tolle, vielfältige erfahrung. Schon das ambiente war sehr angenehm, hell, stylisch, ästhetisch, minimalistisch eingerichtet. Nach einer kurzen einweisung überließ man uns dann uns selbst und wir legten uns in das ~ 3 x 2 meter große und ~ 30 cm tiefe, frisch befüllte becken. Man konnte mit LED schaltern auswählen, ob man dezente hintergrundbeleuchtung haben möchte, wasserbeleuchtung oder totale dunkelheit. Wir begannen mit dezenter wasserbeleuchtung. Ich kann im moment nur für mich sprechen, da meine freundin meist erst eine erfahrung sacken lässt, bevor sie wirllich darüber spricht. Sobald man sich in das mit 400 kg salz angereicherte wasser legte, entspannte sich durch den völligen schwebezustand ohne schwerkraft der gesammte körper.
Ich hatte das gefühl, als würde mein körper langsam wieder in seine ursprungsposition zurück kehren, als würden sich die haltungsschäden und verspannungen des alltags allmählich auflösen. Das paradoxe daran: da sich diese haltungsschäden im alltag schon als "normal" verfestigt haben, kam es mir vor, als würde dieser reine, unverspannte zustand, der eigentlich der normalfall sein sollte, anstrengend sein. Vor allem im nackenbereich musste ich mich immer wieder bewusst entspannen, um nicht zu verkrampfen. Das sagte man uns auch bei der einweisung. Es ist ein reflex, die nackenmuskelatur zu versteifen, weil man unbewusst versucht zu verhindern, dass man - auf dem rücken liegend - mit dem kopf im wasser versinkt, sprich ertrinkt. Diese anspannung ist allerdings überhaupt nicht nötig, wenn man komplett los lässt. Man wird vollständig getragen vom salzwasser. So brauchte ich ähnlich wie Yage eine eingewöhnungszeit, die sehr intensiv war. Teilweise fühlte ich mich an den zustand erinnern, wenn man auf trip plötzlich merkt, wie aus spaß ernst wird.
Leider tendiere ich oft dazu, schon während eine erfahrung statt findet, diese zu analysieren. Ich stellte also fest, dass ich überhaupt kein zeitempfinden mehr habe, kein gefühl mehr, wieviel zeit vergangen war. Dies verkrasserte sich noch, als wir das licht komplett aus machten, und tiefste dunkelheit herrschte. Das gefühl erinnerte mich daran, wie es einem baby im mutterschoß gehen muss.
Die gedanken wurden immer langsamer, das gefühl des verschmelzens mit der dunkelheit immer stärker. Man kann das absolut als ozeanische selbstauflösung beschreiben, das gefühl für raum und zeit geht gänzlich verloren. Ich machte mir gedanken darüber, auf welche weise denn wohl die zeit verzerrt werden würden. Am anfang kam es mir so vor, als würden wir hier nun ewig drin liegen - 1 stunde nichts tun. Das kann dauern! Doch je tiefer die entspannung, je stärker der trance zustand wurde, desto schneller verging anscheinend die zeit, denn plötzlich wies uns ein licht darauf hin, dass die stunde vergangen war. Ich kann nicht einschätzen, wie lange sich das für mich angefühlt hat, da die zeit wirklich weg war, auf jedenfall wesentlich kürzer. Dachte ich anfangs, das einem 1 stunde sehr langvorkommen wird, stellte sich heraus, dass 1 stunde eigentlich viel zu wenig ist für so etwas.
Am interessantesten fand ich die bewusst werdung von verspannungen im körper, von blockaden im energiesystem. Ich war mir selten im leben meines körpers so bewusst. Absolut vergleichbar mit dem zustand nach LSD trips und meines erachtens sehr geeignet für alle möglichen formen der ganzheitlichen psycho/körpertherapie.
Sehr intensiv waren auch die zufälligen berührungen des floatpartners, die vorkommen, wenn man zusammen in dem becken treibt. Jedoch rissen diese berührungen einem auch immer wieder ein bischen aus der leere des floatens und nahm dem erleben für den augenblick etwas an tiefe, was sich aber immer wieder schnell änderte. Man glitt immer wieder förmlich rein in den schlund der tiefschwarzen leere.
Für mich war das floaten das geld absolut wert und ich werde es sicherlich noch einmal tun. Dann aber alleine im floattank. Das ganze ist auf jedenfall nicht zu unterschätzen. Ob ich beim ersten mal gleich mit dem geschlossenen tank klargekommen wäre, weiß ich nicht. Zwar haben wir vorher gekifft, potentere psychedelische drogen würde ich dabei aber nicht nehmen wollen.
Staunen über die Fülle möglicher Erfahrungen auf diesem wunderbaren Planeten in diesem einzigartigen Leben.