Re: Wie lerne ich Meditation?

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Ist eine gute Übung wie ich finde, vor allem wenn man viel freie Zeit hat (der beste Grund zu meditieren):


In einer dieser Übungen sitze ich ruhig an einem ruhigen Ort,
schließe meine Augen, lege meine Hände auf die Knie und konzen-
triere mich nur auf meine zwei Zeigefinger. Die Theorie sagt mir,
dass es definitiv nicht möglich ist, beide Finger gleichzeitig wahrzu-
nehmen. Mit diesem Wissen versuche ich in jedem Moment zu
sehen, welche körperliche Empfindung der zwei Finger wahrge-
nommen wird. Wenn der Geist erst einmal an Geschwindigkeit zu-
genommen hat und noch stabiler geworden ist, versuche ich das
Entstehen und Vergehen jeder dieser Empfindungen wahrzunehmen.
Ich bleibe ca. eine halbe oder eine Stunde nur bei den Empfin-
dungen meiner zwei Finger und versuche wahrzunehmen, wann jede
Empfindung da ist und wann nicht. Dies hört sich wie eine Menge
Arbeit an und das ist es auch definitiv, solange bis sich der Geist
daran gewöhnt hat. Es benötigt wirklich die Konzentration eines
schnellen Sportes wie z. B. Tischtennis. Dies ist so eine anspornende
Übung und sie benötigt solch Präzision, dass es leicht ist sich nicht
in Gedanken zu verlieren, wenn ich sie ernsthaft ausübe. Ich finde,
dass dies eine sehr nützliche Praxis ist, um Konzentration zu ent-
wickeln und die Illusion der Kontinuität zu entlarven. Ihr könnt
irgendwelche zwei Aspekte eurer Erfahrung für diese Übung aus-
suchen, seien sie körperlich oder geistig. Ich benutze im Allgemei-
nen meine Finger nur, weil ich durch Ausprobieren herausgefunden
habe, dass es für mich einfach ist die Empfindungen, die sie aus-
machen, wahrzunehmen.


Von hier:

https://www.zeh-verlag.de/download/meisterungingram.pdf

Re: Wie lerne ich Meditation?

411
Ist gerade echt schwierig mit dem Meditieren bei mir.

Bin zur Zeit in einer eher misslichen Lage und hab darüber mit jemandem geschrieben, der sich doch ziemlich mit Buddhismus auskennt. Der meinte, es käme auf eine ganze Lebenseinstellung an, nur Meditation würde gar nicht so viel bringen.

Ich verstehe das schon irgendwie, nur gelingt mir die buddhistische Lebenseinstellung gerade nicht, das ist ja gerade das Problem.

Es gibt auch so viele Techniken und ich kenne mittlerweile doch einige davon. Das macht es aber teilweise umso schwerer, mich auf eine Technik zu konzentrieren! Vielleicht suche ich aber auch gerade einfach etwas anderes... Aber was sucht man schon anderes als den inneren Frieden? :verwirrt:

Re: Wie lerne ich Meditation?

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Ansichtssache hat geschrieben: 3. September 2021, 10:45 Es gibt auch so viele Techniken und ich kenne mittlerweile doch einige davon. Das macht es aber teilweise umso schwerer, mich auf eine Technik zu konzentrieren! Vielleicht suche ich aber auch gerade einfach etwas anderes... Aber was sucht man schon anderes als den inneren Frieden? :verwirrt:
Liebe.

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Re: Wie lerne ich Meditation?

415
Kinder, jetzt gibt's hier Archähologie :freak:

Es geht um die Jhanas.

Die wurden hier im Thread bereits erwähnt (das meine ich mit Archäologie... das war 2008 im Februar :strubbel:):
Erraphex hat geschrieben: 17. Februar 2008, 16:51 Das was nach der Ich-Auflösung kommt. Hmm. Die Buddhisten beschreiben es mit den Jhanas.
Das fünfte Jhana (akasanancayatana) »Durch völlige Überwindung der Körperlichkeitswahrnehmungen aber, das Schwinden der Rückwirkswahrnehmungen, das Nichterwägen der Vielheitswahrnehmungen, gewinnt er in der Vorstellung: ‘Unendlich ist der Raum' das Raumunendlichkeitsgebiet (akasanan-cayatana).

Das sechste Jhana (vinnanancayatana) »Durch völlige Überwindung des Raumunendlichkeitsgebietes aber gewinnt er in der Vorstellung ‘Unendlich ist das Bewusstsein' das Bewusstseinsunendlichkeitsgebiet (vinnanancayatana).

Das siebte Jhana (akincannayatana) »Durch völlige Überwindung des Bewusstseinsunendlichkeitsgebietes aber gewinnt er in der Vorstellung ‘Nichts ist da' das Nichtsheitgebiet (akincannayatana).

Das achte Jhana (nevasanna-nasannayatana) »Durch völlige Überwindung des Nichtsheitgebietes aber gewinnt er das Gebiet der Weder-Wahrnehmung-Noch-Nichtwahrnehmung (nevasanna-nasannayatana) und verweilt darin.
http://de.wikipedia.org/wiki/Jhana

Ich habe bisher auf LSD nur ganz wenige Male (vielleicht zwei, drei) das achte erreicht. In diesen Zuständen kann man nicht mehr handeln (das gilt auf jeden Fall für das achte). Nüchtern bin ich noch im ~vierten. ;)


Und was mich echt interessiert its der Part: "Nüchtern bin ich noch im ~vierten [Jhana]".

Dazu wollte ich fragen, was sich in der Zwischenzeit getan hat?
Warst du in der Lage die Jhanas alle zu lernen?
Falls ja, wie ging die Reise weiter?
Nutzt du die auch heute noch?


Wenn ich mich versuche zurückzuerinnern, bin ich mir unsicher, ob ich es dir überhaupt geglaubt habe, was du da schreibst (no offence - das sagt wenn dann überhaupt etwas über mich, nicht über dich). Durch das was ich so gelesen in Büchern gelesen hatte, war ich noch bis vor wenigen Jahren überzeugt, dass es "normalen Menschen" fast unmöglich sein dürfte, die Jhanas zu erreichen.

Heute denke ich, dass Aussagen wie 1 in 1 Million Reach Jhana ein propagierter Mythos ist, der mit den Generationen zur selbsterfüllenden Prophezeihung wurde. Was meine ich damit?

Was Rob Burbea in seinem Jhana Retreat sagt ...
If you get a hold of the
texts of the Pali Canon (it’s about a shelf-load full of volumes), I don’t know if anyone’s counted how
many times he talks about jhāna in there, but it’s a lot. It’s really, really a lot – so much so that they
barely print it again. They just say “as before, as before, as before.” Just to give you a sense – it
suggests, maybe, how much priority he put on the jhānas in his way of teaching. That doesn’t mean
everyone needs to learn the jhānas. I mean, some people think that. One of my teachers said, “If there’s
no jhāna, there’s no liberation.” I’m not sure I agree. I would tend not to agree. But it does seem,
looking at the Buddha, there are, I think, two suttas where he really talks about mindfulness. So, in I
don’t know how many suttas in the whole Pali Canon – does anyone know? Roughly? A thousand? I’m
not sure. So two of those thousand (let’s say it’s a thousand) are about mindfulness, one of which you’ll
be very familiar with, the Satipaṭṭhāna Sutta.1 And then there’s a lot, a lot, a lot of suttas on jhāna
practice. We’ve kind of inherited a sense of a norm that probably doesn’t actually, historically, reflect
the kinds of practice that certainly the monastics were doing.


... das interpretiere ich mit einger Wahrscheinlichkeit so:
In der Gesellschaft in der der Buddha gelebt hat, war das Beherrschen der Jhanas möglicherweise nichts extrem ungewöhnliches. Vielleicht sogar eher etwas, was man bei ernsthaft praktizierenden voraussetzen konnte.
Einige Jahrhunderte später und beständiges wiederholen der Aussage "die Jhanas alleine führen nicht zur Befreiung" führen dazu, dass die Jhanas weniger gelehrt und praktiziert werden, anstatt sie als nützliches Werkzeug auf dem Weg zur Befreiung zu nutzen.
Wiederum einige Jahrhunderte später und nun mag es tatsächlich so sein, dass 1 aus 1000 Mönchen überhaupt noch in der Lage ist, das zu praktizieren.

Anyway. Das ist reine Spekulation basierend auf der Aussage von Rob Burbea, dass die Jahans überraschend oft im Pali Kanon erwähnt werden.

Zurück zu heute:
In der Zwischenzeit sind mir viele Leute begegnet, die von den Jhanas unmittelbar aus eigener Erfahrung berichten können.

Die kanonischen Resourcen wie Tonaufnahmen von Rob Burbeas Metta und Jhana Retreats sind mir auch bekannt.
Kürzlich hab ich einen Jhana Retreat bei https://www.jhourney.io/ absolviert - und das war die beste Anleitung für Meditation die mir bisher untergekommen ist. Ich glaube ich war auch mehrfach in Jhana Nähe, bin aber dann immer in Aufregung gekommen "oooh jetzt passiert ES bestimmt gleich". Und dann ging's natürlich dadurch nach kurzer Zeit wieder rückwärts statt weiter.

Es liese sich noch viel schreiben, aber @Erraphex - ich wäre echt gespannt von dir und deinem weiteren Weg mit oder ohne Jhanas bezüglich Meditation zu hören.

Bin sehr gespannt.

Ich schick dir mal ne PM, sonst landet dir das vielliecht garnicht im Schirm.

:bow:

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