Ich hätte vielleicht mal andeuten sollen, was ich unter den beiden Begriffen verstehe.
Meditation als Weg heißt für mich, dass ich sie als eine Haltung bzw. eine Art und Weise verstehe, durch das Leben zu gehen, den Lebensweg zu beschreiten. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, über den Weg ein bestimmtes Ziel zu erreichen, sondern um den Weg an sich. Oft weiß man ja nicht mal, was der Weg überhaupt ist, wo er ist, wohin er führt und wo man sich gerade befindet. Meditation sehe ich als Weg, dem Leben / der Existenz mit Achtsamkeit, Offenheit und Gleichmut gegenüberzustehen. Das heißt zum Beispiel, anzuerkennen, dass ich einen Weg gehe, aber nicht weiß, wohin er eigentlich führt, und anzuerkennen, dass alles Existierende und Nicht-Existierende herrscht, im Einklang ist, bereits vollkommen ist, so wie es ist, und sich im Hier und Jetzt entfaltet. Meditation ist für mich ein Weg, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind.
Um dies zu erreichen, muss man aber meiner Meinung nach gewisse Dinge (z.B. geistige Eigenschaften) erst mal kultivieren. Man geht den Weg der Selbsterkenntnis und Selbstbefreiung, womit man sich der Frage, ob Meditation eine Technik ist, annähert. Denn um sich selbst zu erkennen und zu befreien bedient man sich gewisser Hilfsmittel.
Unter einer Technik (oder auch Methode) verstehe ich, dass ich ein Ziel vor Augen habe, das ich zu erreichen suche. Wenn ich die Meditation als Technik benutze, dann bin ich noch nicht im Hier und Jetzt, weil ich ein Ziel verfolge, dessen Erreichung in der Zukunft liegt und zu dessen Erreichung ich vielleicht erst einmal in die Vergangenheit gehen muss, um beispielsweise Ablehnung oder Begierde, die mein momentanes Handeln beeinflussen, zu erkennen.
Nach meinem Verständnis bedingt das erste das zweite. Meditation als Weg enthält, dass man Meditation als Technik anwendet. Dabei läuft es für mich darauf hinaus, dass ich mich dem Weg nähere und irgendwann zu diesem werde, ohne etwas zu erreichen zu suchen. Zunächst einmal würde ich deshalb sagen, man kann Meditation als beides verstehen - sowohl als Weg, als auch als Technik. Wobei die Technik suggeriert, dass man das Hier und Jetzt noch nicht vollständig lebt. Insofern tendiere ich eher dazu, die Meditation als Weg, statt als Technik anzustreben. Gleichwohl funktioniert es meist hervorragend, mich mit der Meditation (also dem Verweilen in Stille und der Beobachtung des Augenblicks, dem Nicht-Tun und Nicht-Denken), geistig und körperlich zu beruhigen / zentrieren (=Technik). Wenn man jedoch nicht davon loskommt, die Meditation als Technik zu benutzen, wird man vielleicht nie vollständig bewusst im Hier und Jetzt sein. Denn Ruhe / Stille / Zentriertheit ist der Weg (oder zumindest ein Teil davon).
Ich hoffe, jetzt ist es klarer, worauf ich hinauswollte.

Wenn Ihr irgendwelche Denkfehler, logische Unklarheiten in meiner Argumentation entdeckt, würde ich mich freuen, wenn Ihr mich darauf aufmerksam macht.
raellear hat geschrieben:Wobei ich Sitzmeditation mehr auf Seite des Weges, Aufmerksamkeitsmeditation mehr auf Seite der Technik einordnen würde.
Geht es nicht bei beiden um Achtsamkeit? Wo liegt der Unterschied?
Slider hat geschrieben:Vielleicht ist auch ein "weder noch" gerechtfertigt.
Ich seh es als praktizierendes Sein mit Fokus im Jetzt, oder in gewisser Hinsicht auch als Nicht-Tun im Sinne CC's.
Interessante Alternative! Daran habe ich garnicht gedacht, weil ich für mich davon ausgegangen bin, dass Meditation beides sein kann.
Dr.Schuh hat geschrieben:
Wer meditiert um etwas zu erreichen, um intelligenter, ausgeglichener, weiser, schöner und erleuchteter zu werden, hat imho nicht verstanden.
Genau, so sehe ich das auch. Nur dass ich das, was Du als Weg verstanden hast, als Technik betrachte.
raellear hat geschrieben:
Was ist, wenn der Weg einen geschlossenen Kreis beschreibt. Wenn man sich dadurch garnicht in irgendeine Richtung bewegen muss, sondern sich einfach nur bewegen will? Sodass die Bewegung als solche das einzige Ziel ist. Das es passiert, nicht wofür und warum und weshalb und sowieso.
In der Geh-Meditation geht es genau darum. Den Weg nicht so zu verstehen, dass man ein Ziel erreichen will, sondern, der Weg ist das Ziel. Das heißt, jede Bewegung bewusst wahrzunehmen und jedem Augenblick mit Achtsamkeit zu begegnen.
Dr.Schuh hat geschrieben:Slider hat geschrieben:um das zu erkennen muss einer aber erstmal diesen Trip angetreten sein oder irr ich mich da? Also ist es zuerst schon eine Suchen erreichen-Sache (man setzt sich hin um seinen Geist zu beruhigen etc, in die Mitte zu kommen etc...sonst würde man dies nicht tun und würde einfach weiter in irgendwelchen Strömungen und Fehl-ID's erumschlingern), bzw. eine Sache von Absicht und Bereitschaft... bis man dann, während dieser Praktik ....in einem allumfassenden Bewusstsein aufgeht & es tatsächlich niemanden mehr gibt, der etwas erreichen könnte.
Da möchte ich dir zustimmen. Was du beschreibst, ist ja ein dem Akt des Meditierens immanentes Ziel. Medtieren hat den Sinn zu meditieren (beruhuigen, in die Mitte kommen), und alles was dem förderlich ist, ist widerum das Meditieren selbst. Diese immanente Suchen-und-Erreichen-Sache, geht also über die Sache nicht hinaus, ist sogar ein Teil ihrer selbst, und schadet ihr somit nicht.
Schaden tut sie der Sache vermutlich nicht. Für den Anfang ist sie sicherlich sehr hilfreich. Aber irgendwann wird die Suchen-und-Erreichen-Sache im Weg sein.