Ich muß hier mal was loswerden; mir ist durchaus bewußt, daß ich hier C.C. zitiere wie Anderenorts die Bibel zitiert wird.
Macht mich das zu so einer Art "Schriftgelehrten"? Möglicherweise.
Spielt das in
irgendeiner Wiese eine Rolle? Ich denke nicht!
Ginge es hier um Physik, würde ich Newton, Einstein, Niels Bohr oder vielleicht auch den mit dem Rollstuhl zitieren. Es gehört nun mal zum guten Ton, seine Quellen anzugeben & sich nicht mit fremden Federn zu schmücken{es sei den man schreibt als Guttenb
uerg
er seine Doktorarbeit}. Aber hier geht es ja nicht um Physik und warum C.C. für mich zu so einer herausragenden Quelle wurde, habe ich bereits an anderer Stelle ausgeführt.
Der springende Punkt ist folgender:
Ich hab' ja deutlich mehr Jahre auf'm Buckel als die meisten hier und trotz des reichen Erfahrungsschatzes, trotz allem was ich getan habe & was mir widerfahren ist, trotz all der Einsichten & Erkenntnisse bin ich immer noch Ich-Selbst - es hat{so gesehen} Alles nix gebracht - bedauerlicherweise.
Sich
wirklich zu ändern, die Überwindung des alten Selbst, ist ein lebenslanger Kampf. Es bedarf eines beharrliches Bemühen und unbeugsame Absicht, um auch nur den Versuch zu unternehmen, sowie der von C.C. so oft beschworenen Haltung - besser: des Geistes - des Kriegers.
Alles Andere ist Augenwischerei:
Die Ironie lag aber darin, daß ich nur allzu bereit war, mein Verständnis der Welt neu zu formulieren - allerdings nur auf intellektueller Ebene. Das aber genügte nicht. Es hatte niemals genügt.
Denn dies war schon immer mein unüberwindliches Hindernis, meine tödliche Schwäche gewesen. Ich war gern bereit gewesen, mich mit halber Überzeugung in Don Juans Welt zu tummeln; daher war ich nur ein Quasi-Zauberer gewesen. All mein Bemühen war nicht mehr gewesen als das nichtige Bedürfnis, mit meinem Intellekt Schattenboxen zu spielen - als ginge es hier um ein akademisches Seminar, wo man von acht bis siebzehn Uhr seine Pflicht tut und dann rechtschaffen müde nach Hause geht.
anima hat geschrieben:Da ist imo einfach kein Entweder-Oder, kein Richtig-Falsch ....
Das ist halt genau die Einstellung, die C.C. in dem obingen Zitat an den Tag legt. Du siehst nur, daß ich
schon wieder C.C. 
zitiere und ziehst überhaupt nicht in betracht, daß da möglicherweise um mehr geht, als um intellektuelles Geplänkel.
Es ist ja nicht so, als hätte ich mich
freiwillig auf das Alles eingelassen. Es ist wie ein Strudel, der mich einfach eingesaugt hat - und das ist nun mal die Regel:
Freiwillige sind nicht willkommen in der Welt der Zauberer, weil sie bereits ein eigenes Ziel haben, was es ihnen schwer macht, ihre Individualität aufzugeben.
Wenn in der Welt der Zauberer Gedanken und Taten von ihnen verlangt werden, die diesem Ziel zuwiderlaufen, sind die Freiwilligen nicht bereit, sich zu ändern.
Was ich gestern, am 26.10., gequotet habe, steht so in "
Das Rad der Zeit", das ja angeblich aus Zitaten aus seinen anderen Büchern besteht. Allerdings ist er da seeehr frei, was das "Zitieren" anbelangt & das gibt so manchem eine andere - hmmm - "Färbung".
Wer sich die Mühe machen mag, die Orginalzitate aus "
Das Feuer von innen" und "
Der zweite Ring der Kraft" zu lesen,
bitte sehr:
Das Kernstück all dessen, was die Seher tun, so sagte er, sei etwas, wovon er mir seit dem ersten Tag unserer Bekanntschaft gesprochen habe: das Anhalten des inneren Dialogs. Und immer wieder hatte er betont, daß es der innere Dialog sei, der den Montagepunkt an seinem ursprünglichen Platz fixiert halte.
»Ist erst das Schweigen erreicht, dann ist alles möglich«, sagte er.
Ich sei mir wohl der Tatsache bewußt, erzählte ich ihm, daß ich im allgemeinen aufgehört hätte, Selbstgespräche zu führen, und doch wisse ich nicht, wie mir das gelungen sei. Hätte mich jemand gebeten, die Technik zu erklären, ich hätte nichts zu sagen gewußt.
»Die Erklärung dafür ist so einfach wie nur etwas«, sagte er.
»Du wolltest es. Und damit hast du eine neue Absicht, einen neuen Befehl begründet. Und dann wurde dein Befehl zum Befehl des Adlers.
Es ist eines der erstaunlichsten Dinge, die die neuen Seher herausfanden: daß unser Befehl zum Befehl des Adlers werden kann. Der innere Dialog hört auf, genau wie er anfängt: durch einen Akt des Willens. Immerhin werden wir von denen, die uns in der Kindheit belehren, zum Selbstgespräch gezwungen. Indem sie uns lehren, setzen sie ihren Willen ein, und wir setzen den unseren ein - beide, ohne es zu wissen. Und so lernen wir, mit uns selbst zu sprechen, und lernen damit, den Willen einzusetzen. Wir wollen, daß wir mit uns selbst sprechen. Die Beendigung des Selbstgesprächs geschieht nach genau derselben Methode: wir müssen es wollen, wir müssen es beabsichtigen.«
Wir schwiegen ein paar Minuten. Dann fragte ich ihn, wen er denn gemeint habe, als er sagte, daß wir Lehrer hätten, die uns lehrten, mit uns selbst zu sprechen.
»Ich meinte das, was dem Menschen widerfährt, solange er ein Kind ist«, antwortete er. »Zu einer Zeit, da alle in seiner Umgebung ihn lehren, einen endlosen Dialog zu wiederholen, der sich um seine eigene Person dreht. Dieser Dialog wird verinnerlicht, und nur diese Kraft hält den Montagepunkt an seiner Stelle fixiert.
Die neuen Seher sagen, daß das Kind Hunderte von Lehrern hat, die ihm genau sagen, wo es seinen Montagepunkt lokalisieren soll.«
Die Seher hätten nämlich gesehen, wie er ausführte, daß Kinder anfangs keinen fixierten Montagepunkt haben. Ihre eingeschlossenen Emanationen seien in einem Zustand großer Erregung, und ihr Montagepunkt verschiebe sich im Band des Menschen hin und her, was den Kindern eine große, aber später gründlich vernachlässigte Fähigkeit gebe, sich auf verschiedene Emanationen einzustellen. Während das Kind heranwachse, zwängen die Erwachsenen seiner Umgebung es - durch die beträchtliche Macht, die sie über es haben -, seinen Montagepunkt mittels eines immer komplizierter werdenden inneren Dialogs zu fixieren. Der innere Dialog sei ein Prozeß, der die Position des Montagepunktes dauernd festige, denn diese Position sei eine willkürliche und bedürfe einer solchen Verstärkung.
»Tatsache ist, daß viele Kinder sehen«, fuhr er fort. »Die meisten von ihnen, die sehen, gelten als Sonderlinge, und es wird alles getan, sie umzuerziehen, um die Position ihres Montagepunktes zu festigen.«
»Könnte man aber Kinder nicht ermutigen, ihren Montagepunkt beweglicher zu halten?« fragte ich.
»Nur wenn sie unter den neuen Sehern leben würden«, sagte er. »Sonst würden sie sich, wie die alten Seher, in den Wirrungen der schweigenden Seite des Menschen verstricken. Und glaube mir, das ist schlimmer, als in den Fängen der Rationalität hängenzubleiben.«
Don Juan äußerte seine tiefe Bewunderung für die Fähigkeit des Menschen, Ordnung im Chaos der Emanationen des Adlers zu stiften. Er behauptete, daß wir alle von Hause aus meisterhafte Magier wären und unsere Magie einsetzten, um unseren Montagepunkt unabänderlich fixiert zu halten.
»Die Kraft der allgemeinen Emanationen«, fuhr er fort, »bewirkt, daß unser Montagepunkt gewisse Emanationen auswählt und sie zum Zweck der Ausrichtung und Wahrnehmung bündelt. Dies ist der Befehl des Adlers. Die Bedeutung aber, die wir dem beilegen, was wir wahrnehmen, ist unser eigener Befehl, unsere Gabe der Magie.«
Im Lichte des eben Gesagten, erklärte er, sei das, was Genaro tags zuvor mit mir getan habe, etwas außerordentlich Schwieriges und doch ganz Einfaches. Es sei schwierig, weil es allen Beteiligten eine ungeheure Disziplin abverlange; es verlange, daß der innere Dialog angehalten werde, daß ein Zustand gesteigerter Bewußtheit erreicht sei und daß ein anderer mit unserem Montagepunkt fortgehe. Die Erklärung dieser komplizierten Techniken sei aber ganz einfach: die neuen Seher behaupteten nämlich, daß die Position des Montagepunktes, da sie eine willkürliche und von unseren Vorfahren für uns ausgewählte sei, mit relativ geringer Anstrengung bewegt werden könne. Sobald sie sich bewege, erfordere sie eine neue Ausrichtung der Emanationen, und mithin neue Wahrnehmungen.
»Warum ist es so wichtig, daß man seine Form verliert?« »Ein Krieger muß seine menschliche Form loslassen, um sich zu verändern, um sich wirklich zu verändern. Sonst ist es nur ein leeres Gerede von Veränderung - wie in deinem Fall. Der Nagual sagte, es sei nutzlos zu glauben oder zu hoffen, man könne seine alten Gewohnheiten ändern. Man kann kein Jota daran ändern, solange man an seiner menschlichen Form festhält. Ein Krieger weiß, daß er sich nicht ändern kann, und doch, so sagte der Nagual, macht er es sich zur Aufgabe, diese Änderung zu versuchen, auch wenn er weiß, daß sie ihm nicht gelingen wird. Dies ist das einzige, was ein Krieger den gewöhnlichen Menschen voraus hat. Ein Krieger ist niemals enttäuscht, wenn es ihm nicht gelingt, sich zu ändern.«
»Aber du bist doch noch immer du selbst, nicht wahr?« »Nein, nicht mehr. Das einzige, was dich glauben läßt, du seist noch du selbst, ist die menschliche Form. Sobald sie dich verläßt, bist du nichts.«
»Aber du sprichst und denkst und fühlst doch noch genauso wie früher, oder nicht?«
»Keineswegs. Ich bin neu.«
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.