n19 hat geschrieben:Aber ich höre immer wieder von ganz üblen menschlichen Schicksalen/Zerfällen, wo Existenzen und Familienstrukturen den Bach runtergehen, wg. Dope oder Speeddauerkonsum; und das in der Altersklassce um die 20.
Verstehe mich nicht falsch. Ich möchte Drogenkonsum nicht verharmlosen und bin mir durchaus bewusst, welch schwere Konsequenzen ein regelmäßiger Konsum haben kann. Trotzdem würde ich weiterhin das Gegenargument nennen, jeder selbst sollte und muss eigenverantwortlich damit umgehen. Wer leichtfertig und unkontrolliert mit Drogen umgeht, der wird es auf kurz oder lang bereuen - doch es war seine Entscheidung, es lag an ihm, sein Spiel zu durchschauen und sich den Ernst seiner Taten einzugestehen. Es mag sein das es radikal klingt, aber wer von der Droge kontrolliert wird, weil er seinen eigenen Willen nicht mehr selbst bestimmen kann, der muss irgendwie versuchen, damit zurecht zu kommen. Und auch wenn der Konsum einiger Drogen kritische Ausmaße annehmen sollte, gibt es genügend Beweise dafür, das es durchaus möglich ist, diese Periode abgeschlossen hinter sich zu lassen.
Ich habe selbst schon Ansätze zur Sucht erlebt, die mir im Nachhinein - aber auch währenddessen - sehr übel aufgestoßen sind. Aber ich würde niemals die Droge dafür verantwortlich machen. Es ist keine Eigenschaft der Substanz. sondern ein Merkmal dessen, was sie in mir hervorruft. Und jede Reaktion in mir liegt in meinem Verantwortungskreis - ob sie nun durch eine Aktion aus der Umwelt hervorgerufen wird, oder durch die Einnahme einer Droge.
Man darf Drogen nicht unterschätzen. Dieser Fehler wird meines Erachtens sehr oft gemacht. Jedoch wer in die Klauen einer Substanz gerät, kann die Schuld nicht von sich weisen. Weder die böse Substanz ist schuld, noch derjenige, der sie verkauft hat.
Auch wenn die Vergleiche fernab zu liegen scheinen, so behaupte ich, dass man niemanden verbieten kann, eine Firma zu eröffnen, nur weil die Gefahr besteht, das er nach Privatinsolvenz in die Obdachlosigkeit abrutscht; man kann niemanden verbieten, sich zu verlieben, nur weil bestimmte Personengruppen anschließend von der Verwahrlosung heimgesucht werden oder dem Tode sehnen. Wieso muss es sich mit Drogen so viel anders verhalten? Vielleicht wäre ich anderer Meinung, wenn ich Menschen kennen würde, die derart selbstzerstörerisch wirken, aber gegenwärtig glaube ich, jeder solle selbst das Feuer unter Kontrolle halten, welches er entfacht hat.
n19 hat geschrieben:Ich nehme daher den schlechten Ruf, den Drogen in der Gesellschaft haben -mittlerweile- sehr ernst und halte es für verkürzt sich das mit "natürliche Selektion" schönzureden
Ich gehe mittlerweile auch mehr dazu über, die Gefahren einiger Drogen als stärker einzuschätzen, als das beispielsweise früher der Fall war. Die Verführung und vermeintliche Bereicherung und Unterstützung einiger Drogen kann fatale Folgen haben - das Überschätzen der eigenen Kontrollmechanismen ebenso - und doch bleibe ich beim Grundsatz: jeder ist seines Glückes Schmied. Derjenige, der positive und wertvolle Erfahrungen mit Drogen gemacht hat, ebenso wie diejenigen, denen es schadet und die eventuell sogar einen irreparablen Schaden zum Opfer fallen.
Und das Stichwort "natürliche Selektion" ist gar nicht so abwegig. Ich bin der Meinung, das wir in der heutigen Zeit dem Tod gegenüber völlig übersensibilisiert sind. In vergangenen Zeiten gehörte es zum Alltag, das 20-jährige im Krieg starben, das der Durchschnitt der Menschen nicht älter als 30 wurde. Im Laufe der Evolution haben wir gelernt, uns gegen zahlreiche Widersacher zu behaupten, uns gegen Krankheit zur Wehr zu setzen, gegen natürliche Feinde zu schützen - mittlerweile bezeichnen wir einen 60-jährigen, der an den Folgen einer Krankheit stirbt, als sehr jung. Natürlich ist die Trauer ein ständiger Begleiter des Todes. Aber unsere ausgewachsene Angst und Abwehr ihm gegenüber erscheint mir doch ein wenig übertrieben und realitätsverkennend. Und das sage ich nicht aus innerer Kälte heraus (denn ich selbst habe schon mir sehr liebe Menschen verloren), sondern schlicht aus der Tatsache erkennend, dass der Tod zum Leben dazu gehört. Weshalb ist also das Opfer einer Sucht so realitätsfern?
n19 hat geschrieben:[...]wers im Job zu nichts bringt soll ruhig krepieren. Es betrifft ja niemals nur den Konsumenten sondern auch sein Umfeld.
Für die Angehörigen ist das natürlich immer ein schweres Laster, insbesondere im Falle einer ausgewachsenen Sucht. Ich möchte hier auch nichts schön reden. Es ist aber ein Teil unserer Gesellschaft.
n19 hat geschrieben:ich vermute, der Zugang zu Drogen bzw. das Drogen-Ritual war zu diesen Zeiten organisierter oder kontrollierter als heute. Der Wunsch nach Rausch und Ritual war früher wie heute immer da; diesen zu bedienen oder zu erfüllen hat den Menschen wahrscheinlich zu dem gemacht was er heute ist, also das ganze Terrence McKenna Ding.
Volle Zustimmung. Eine sichere und kontrollierte Einnahme besteht nur im Rahmen von Ritualen. Ich weiß nicht mehr wo und von wem ich das las, ich glaube sogar das ich dieses Stichwort bei McKenna selbst fand. Teile die Meinung aber ausnahmslos.
Mao hat geschrieben:Warum sollten wir diese Naturprinzipien auf unser gesellschaftl. Leben übertragen, zumal wir sie - wie du festgetellt hast - gar nicht mehr benötigen.
Ich denke es ist ein globaler Schaden entstanden, in dem wir uns von diesen Naturprinzipien abgewandt haben. Je mehr wir uns von der Natur und ihren Regeln entfernen und unsere eigenen denen oblegen, desto stärker wird die Distanz zwischen Mensch und Natur, zwischen Einigkeit und Abschottung. Unser Wohlstand hat zu Kinderreichtum geführt, der nun ernährt werden muss. Erst aus der großen Überbevölkerung der Menschen entstanden Probleme, unter denen wir jetzt zu leiden haben. Umweltverschmutzung, Tierhaltung, eingeschränkte Freiheit bei nahezu maßloser technischer Möglichkeiten, usw.
Erst indem wir uns vor all den Gefahren geschützt haben und dieses sichere Leben ermöglicht haben, passierte es, dass nun die Natur und die Tiere massiv darunter zu leiden haben. Und je mehr wir die Regeln der Natur überschreiben durch die unsrigen, desto schlimmere Ausmaße nimmt das alles an.
Völker, die sehr naturverbunden leben, schaden weder der Natur, noch sich selbst.
Ich möchte hier wirklich nicht misanthropisch erscheinen, vertrete aber die Meinung, das jeder, der Drogen benutzt, imstande sein sollte, Informationen zu sammeln und sich selbst zu reflektieren. Es gibt auch zahlreiche Beispiele für Personen, die mit geregeltem Konsum problemlos umgehen können - ebenso wie es Beispiele gibt, die nach stark gesteigerter Konsumfrequenz irgendwann den Konsum aufgaben, um nicht die Kontrolle zu verlieren.
Die Realität ist Spiegelbild der Seele; wird nun das Innere verzerrt, so verschieben sich auch die Wesenszüge der Wirklichkeit.