Und genau darum ging es mir! Die unmittelbaren Gefühle sind nur kurzlebig und spiegeln bestenfalls ein Bild der Gegenwart wider. Sie entsprechen aber nicht einem tiefen, möglicherweise spirituellen und oft undefinierbaren Gefühl, welches unter keinem Bezug leidet, aber durchaus richtungsweisend ist. Es taucht nicht nur auf, wenn mich unterbewusste Prozesse mit Ängsten, Defiziten oder Hemmungen konfrontieren, sondern fließt stets unterschwellig mit. Je mehr ich versuche, in meine Tiefen zu blicken und mich freizumachen von (äußeren) Einflüssen und Gedanken, desto stärker wird dieses subtile Gefühl. Und je mehr ich in der Außenwelt und täglichen Routine beschäftigt bin, desto schwächer nehme ich den Fluss wahr, der mir gefühlt eine Richtung vorzugeben versucht.Erraphex hat geschrieben:Gedanken (Ratio) treten allerdings nie ohne die entsprechenden Gefühle auf und genau das ist jetzt die große Schwierigkeit. Also, nicht alle Gefühle sollten wir unmittelbar als tiefe Wahrheit auffassen.
Deshalb würde ich verstandgetriebene Gefühle, oder jene, die eine Konfrontation mit der Außenwelt als Ursache haben, deutlich von denen abgrenzen, die mir beispielsweise in der Meditation, der stillen Einkehr oder Einsamkeit begegnen. Und je mehr ich aktiv in die Richtung des Gefühles gehe, desto mehr verspüre ich den Einklang in mir selbst - und desto stärker wird das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Möglicherweise vernimmt es der eine als Stimme, der nächste als Gefühl und der übernächste als Eingebung. Ich glaube jedoch, das Prinzip bleibt weitgehend dasselbe.
Vielleicht weisen uns psychedelische Substanzen in aller Härte genau auf diese Unstimmigkeit hin und versucht, eine Einigkeit zwischen den Ebenen herzustellen? Kann ich aber nicht genau beurteilen, erscheint mir meiner Erfahrung zu Folge durchaus möglich.
Aber das ist auch der Grund, weshalb für mich die Einsamkeit unabdingbar ist. Natürlich kann man sein Verhalten in der Gesellschaft reflektieren. Aber im übermäßigen - oder gar andauernden - Vollzug der Außenwelt, verselbstständigt sich diese Reflektion gewissermaßen. Es gilt ausschließlich mir, wenn ich behaupte, die Kommunikation mit meiner Umwelt sei notwendig, aber auf Dauer eher schädlich. Es bedarf einen gewissen Ausgleich.
Wenn mich auch hier die Frage beschäftigt, wie der Geist sich auf eine dauerhafte Isolation einstellen würde...
Am Ende führt das zur Frage zurück, was man vom Leben erwartet. Mein derzeitiges Ziel ist eine gewisse Einigkeit mit mir selbst. Diese vollzieht sich weniger auf der Ebene des Verstandes, sondern mehr in der inneren Gefühlswelt. Hierbei steht nicht das unmittelbare Glück als zentraler Punkt meinem Ehrgeiz entgegen, sondern das Wachsen, Erweitern und Genießen. Wenn es mir ein Bedürfnis ist, etwas zu tun, dann gehe ich diesen Weg ohne es zu bereuen. Ich habe in den letzten Monaten ein feines Gespür dafür entwickeln können, was mir insgesamt gesehen gut und weniger gut tut. Einige Drogen können hemmend oder schädigend sein, vermitteln aber wiederum Erfahrungen. Mir war jede Erfahrung, die ich in der Vergangenheit getan habe, wichtig und wertvoll und ich würde keine bereuen. Und doch weiß ich, mit gewissen Substanzen - und/oder Konsummuster - abschließen zu müssen. Unter anderem spielt dem ein Gefühl ein, das es mir auf Dauer gesehen schaden könnte. Aber auch hierbei gibt es Sünde, Ausnahme und Schwäche - ohne das Ausprobieren, Austesten und Ausreizen, ohne die vielleicht törichten Erfahrungen, auf die man in gewisser Weise zuletzt trotzdem stolz sein kann, hätte das Leben sicher weit weniger Gehalt. Manchmal muss man in die Falle tappen, um daraus zu lernen, manchmal muss man sich dem Unsinn verschreiben, um den Sinn letzt neu deuten zu können. Ich will nicht den Eindruck erwecken, auf dem Weg des heiligen Pharamäus ( ) zu laufen. Aber ich achte und schätze das tiefe innere Gefühl als vollwertig und wichtig und möchte auf Lebenszeit nicht an ihm vorbei leben. Und wenn es mir jahrelang vermittelt, in einem bestimmten Lebensumfeld nicht wachsen zu können, muss ich mir sicherlich überlegen, alsbald etwas daran zu ändern.anima hat geschrieben:Ja! Unbedingt sind Gefühle wichtig und nützlich und was nicht noch alles; aber sie sind auch predestiniert dazu an der Nase herum zu führen und etwas vorzugaukeln, um den Fühlenden (bist es wirklich du, der fühlt? fühlen sich nicht viele gut, ohne eigentlich wirklich zu wissen, wie sie sich fühlen? ... füllen ihr Leben mit Dingen und Bedeutungen und Gedanken und Gefühlen (wieder nur "Müll, Schrott, Gepäck, Ballast, Trödel"?) und denken glücklich zu sein, bis plötzlich alles wie eine Seifenblase zerplatzt, wenn sich nur ein Quantum darin verändert) zu manipulieren.
Ebenso bin ich mir auch darüber im Klaren, noch viele Einsichten vor mir zu haben. Man macht sich eben sein Bild, doch öffnet sich gleichzeitig für andere, fremde Bilder. Dabei ist mein Denken aus der Vergangenheit nicht weniger wichtig oder wertvoll, als mein gegenwärtiges oder zukünftiges.
Du schreibst:
Ja, natürlich. Deshalb meine ich auch, dass diese Erkenntnisse und Gefühle höchst individuell sind. Vor langer Zeit habe ich Menschen gering geschätzt, die nicht nach Weisheit streben. Heute weiß ich, wie unsinnig solche Gedanken sind. Menschen, die nach ihrem Empfinden richtig und vollwertig leben, machen nichts falsch im Leben. Nicht jeder tickt, wie ich. Und derjenige, der als einfacher Fischer glücklich ist, hat meines Erachtens keine Defizite dem Leben gegenüber zu verzeichnen. Unsinnig erscheinen mir nur solche Leben zu sein, die zuwider der eigenen Einstellung geführt werden. Denn solche Personen erkennt man recht schnell in der ihnen aufgesetzten Rolle. Leider verführt unsere Gesellschaft dazu, aufgrund von sehr massiver Beschränkung und Anpassung, den individuellen Kern des Menschen gering zu schätzen. Das ist beispielsweise bei vielen indigenen Völkern nicht der Fall. Jedoch gibt es bei diesen ebenso Ausnahmen, wie bei uns.fühlen sich nicht viele gut, ohne eigentlich wirklich zu wissen, wie sie sich fühlen?
Kurzsichtig betrachtet, hätte vielleicht sogar ein Leben mit starken Opioden als Begleiter seine Existenzberechtigung. Über Monate hinweg setzte ich meine Motive dahin gehend, mir den Genuss nach einer sehr variablen Pause wieder einmal zu können. Unterbewusst dachte ich dem kurzfrisitgen Ziel entgegen und täuschte mich durch subtile Manipulation über meinen eigenen Irrweg hinweg. Doch auch das hat mich letztlich nicht von meinem Weg abgebracht - es war eine Erfahrung, es hat mich bereichert. Ich glaube, man sollte sich nicht zu sehr Gedanken über verlorene Jahre machen. Verloren scheinen mir nur Jahre, in denen man an sich vorbei lebt - durch massiven Drogenkonsum kann man auch lernen und Erfahrungen mitnehmen; so lange man irgendwann wieder hinaus findet - oder hinein - je nachdem...
Ich glaube, man muss dabei immer auf die Tiefe des Gefühls achten. Das direkte und unmittelbare, das indirekte und verschachtelte oder das spirituelle, verschleierte - irgendwo in uns fließt ein symbolischer Fluss, aus dessen Tiefe wir unsere Lebenskraft schöpfen. Kein deterministischer Weg, dem wir uns nicht erwehren können, sondern eine Richtung, eine tiefe Wahrheit, aus der wir schöpfen können. Und wenn wir eine lange Zeit diesem Gefühl zuwider gelebt haben, spüren wir deutlich, das wir uns verlieren oder entfremden. Doch wie gesagt: diese Wahrheit kann dem einen berechtigterweise zum Glauben führen, dem anderen in das kapitalistische System und den letzten zu einer höheren Wahrheit, die er anzustreben versucht. Und bei der Betrachtung, der Weg sei das Ziel, kann es auch eine Erfüllung sein, nicht anzukommen, sondern nur aufzusammeln.