Schizophrenie

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Ich wende mich mal an euch nachdem ich alle andren quellen ausgeschöpft habe und ziemlich am ende bin.
Alles ging los anfang letzten jahres (frühling 2007), zu diesem zeitpunkt nahm ich bereits seit etwa zwei jahren mehr oder weniger regelmässig psychedelika. Ich kam mit diesen auch gut zurecht, bis auf die üblichen bissl üblen erfahrungen die wohl jeder mal macht. (Ich hab sie auch nicht missbraucht nur für optiks, ich hab immer versucht was aus der erfahrung zu lernen und mich selbst besser zu verstehen)
Naja, irgendwie fing ich an es etwas zu übertreiben mit der ganzen sache (grammweises verrauchen von 5-meo-dmt, jedes wochenende acid). Irgendwann begann ich auch mich komisch zu fühlen, mein assoziationsvermögen war extrem erhöht was probleme beim denken brachte.
Ich legte dann erstmal eine pause von zwei monaten ein, und fühlte mich nach der pause auch wieder etwas stabiler, und beschloss noch einmal 5-meo-dmt zu rauchen. Der Trip war äusserst unangenehm, ich fühlte mich "zerrissen" zwischen dem hier und dort. Am nächsten tag fühlte ich mich extrem "durch" im kopf und paranoid. Die nächsten zwei wochen wurde der zustand nicht besser, und eines abends vor dem einschlafen wurden plötzlich meine gedanken ausgetauscht, in meinen kopf kletterte ein monströser grüner frosch der mir befahl alle menschen zu töten. Meine eigene innere stimme antwortete darauf mit "ja meister". Darauf hin wurde ich grundlos wütend und musste gegen die wut ankämpfen um nicht die kontrolle zu verlieren.
Das war mir dann doch ein bisschen zu bunt und ich beschloss am nächsten tag in eine psychiatrie zu gehen. Die nacht konnte ich nicht schlafen und die ganze zeiten kamen merkwürdige bis verrückte gedanken in meinen kopf rein. Am nächsten morgen ging es damit weiter das in meinem kopf eine kleine stimme "töte!" schrie, permanent. Ich ging zu einem allgemeinarzt in der nähe und erzählte im in kurzfassung das alles. Er schrieb mir dann eine überweisung für eine psychosomatische station. (ich wirkte wohl noch stabil genug dass er keinen bedarf für eine psychiatrie sah, generell wirkte ich die ganze zeit über auf aussenstehende wohl ziemlich "normal")
Die stimme in meinem kopf schrie weiter nach mord, ich packte schnellstens meine sachen, nahm meinen mp3-player und setzte mich in den bus. Da passierte dann etwas wunderliches:
Ich fing an zu weinen, so stark wie ich es noch nie getan hatte. Die musik klang auf einmal wunderschön, wie auf trip, nur das ich mich völlig nüchtern fühlte. Je mehr ich weinte, desto leiser wurde die verrückte stimme in meinem kopf.
Ich kam tränenüberströmt bei der psychosomatischen station an, und erzählte dort wieder meine geschichte in kurzfassung. Der mann von der psychosomatik riet mir mich bei der psychiatrie (die gleich nebenan gelegen war) vorzustellen da ihm das zu riskant schien mich bei der psychosomatik zu haben. Auf dem weg zur psychiatrie hatte ich aber spontan absolut keine lust mehr dahinzugehen, da ich mich wieder vollständig normal und verdammt gut fühlte. Ich stzte mich stattdessen auf eine parkbank vor dem psychiatriegebäude und hörte etwas dark psychedelic trance, welcher grade unglaublich detailiert durch die kopfhörer rüberkam. Nach ein paar stunden musikhören und spazierengehen durch die stadt beschloss ich dann zu einem psychiater zu gehen, dessen adresse ich am morgen beim allgemeinarzt in erfahrung gebracht hatte.
Nach ein bisschen warterei konnte ich dann mit dem psychiater sprechen, erzählte wieder eine kurzfassung meiner story. Er wirkte daraufhin erstmal ziemlich ratlos, fragte mich ob ich medikamente möchte, was ich verneinte, und gab mir einen neuen termin in zwei tagen, um über den verlauf meines zustandes informiert zu sein. (An dieser stelle sollte ich wohl mal erwähnen das mein vater ebenfalls an schizophrenie leidet, wobei es bei ihm durch medikamente grossteils wegging)
Den abend verbrachte ich zuhause mit musikhören, wobei ich bei jeder melancholischen stelle in der musik sofort in tränen ausbrach, was sich sehr reinigend anfühlte.
Am nächsten tag besuchte ich meine mutter der ich zwischenzeitlich auch von dem ganzen erzählt hatte, ansonsten verlief der tag eher unspektakulär mit viel musikhören und tanzen und spazierengehen im wald. Mein kopf fühlte sich immernoch ziemlich durch an, aber meine emotionen waren jetzt viel wichtiger, und ich hatte keine angst mehr auszuticken.
Am nächsten tag war dann wieder termin beim psychiater, ich erzählte ihm wie ich mich grad fühlte, er fragte nochmal ob ich wirklich keine medikamente wolle, was ich wieder verneinte, und gab mir einen neuen termin für in zwei tagen.
In den nächsten zwei tagen ging es mir jedoch rapide schlechter, ich wurde wieder paranoid und meine kranken gedanken gewannen die überhand gegen meine emotionen, und beim nächsten termin sagte ich dem arzt das ich jetzt doch medikamente will. Ich wurde auf eine relativ geringe dosis von zyprexa (was wiederum ein sehr starkes medikament ist) eingestellt. Die psychotischen gedanken verschwanden binnen der nächsten tage, jedoch leider auch ein teil meiner gefühle. Andererseits wollte ich auch nicht wieder diesen psychotischen terror durchleben. Ich blieb also ca. 2 monate auf den medikamenten, beschäftigte mich mit computerspielen und basteln am rechner. Mich störte das ich überhaupt keinen antrieb mehr hatte mal spazieren zu gehen oder etwas kreatives zu machen, also halbierte ich die dosis des medikaments eigenmächtig. Die ersten tage ging es mir mit der halben dosis deutlich besser, meine gedanken waren zwar ab und zu etwas wirr, abe rich fühlte mich wieder deutlich lebendiger. Eine merkwürdige sache trat nach paar tagen jedoch auf (dies war schon zu beginn der psychose vorgekommen, jedoch nur in geringem umfang): instrumentale musik begann sich in stimmen zu verwandeln, entweder alberne oder dämonische. Des weiteren fing ich dann doch an mich schlechter zu fühlen, merkte wie mein verstand auseinanderfiel, mir einfache wörter nicht mehr einfielen. So erhöhte ich wieder die medikation, sogar auf eine höhere dosis als zuvor. Leider half das jedoch nicht mehr und einige dieser merkwürdigen symptome sind bis jetzt geblieben.

Was jetzt noch von der "krankheit" vorhanden ist und mich tag für tag fertigmacht:
-Instrumentale musik verwandelt sich in merkwürdige stimmen, klingt also nicht mehr wie musik. Dies entsteht durch ein zu hohes assoziationsvermögen, mein gehirn interpretiert musik als sprache, besser kann ich es nicht erklären.
-Ich leider unter extrem penentranten ohrwürmern, mein kopf singt gesungene musik die er vorher im radio oder ähnlichem gehört hat teilweise stundenlang nach, ich komme also geistig quasi nie ur ruhe.
-Ich fühle mich sehr unwohl unter fremden menschen, gedanken wie "hasse sie" springen mir einfach in den kopf und verstören ungemein.
-Ich kann mich sehr schlecht konzentrieren, vor allem beim lesen und filmgegucken und verstehe oft den plot nicht mehr. Deswegen fallen auch diese hobbies für mich leider aus.

Diese symptome rauben mir den letzten nerv und sind seit inzwischen über einem jahr tortz inzwischen allen möglichen medikamenten nicht besser geworden.
Ich wende mich nun an euch, evtl. fällt ja jemandem eine alternative lösung für das ganze ein.
"God comes to visit me every once in a while. Actually, he comes more often than i'd like." ;)

Re: Schizophrenie

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fürchterlich und beängstigend das so zu lesen. Erstaunlich und bewundernswert wie du aber damit umgehen kannst.
Wie du auch schreibst, dass du für Ausenstehende ganz normal erscheinst - genauso kommt es mir auch vor.

Einen Rat, den ich dir geben könnte ... hier ist guter Rat wirklich teuer.
Mir kam beim lesen an einigen Stellen (wie du schreibst, dass du Gegen deine Wut ankämpfen musstest) automatisch Gedanken an meine Meditation.
Ob ich dir ernsthaft den Rat geben will, zu meditieren, kann ich selbst nicht entscheiden. Es hies dabei immer, das psychische stabilität notwenidg sei, dass man dadurch auch nicht Heilung solcher Leiden erwarten soll oder darf. Dass vieleicht auch mehr Schaden als Nutzen entseht.

Natürlich hast du auch mit Symptomen zu kämpfen, die ich selbst als wirklich unheimlich empfinden würde bzw. die ich selbst so empfunden habe: Ich hatte mal unter besonderen Umständen ein lachendes Stimmgewirr im Kopf "gehört".
Weit entfernt zwar von der Inensität bei dir... Naja, ich kann mir ein bisschen vorstellen wie sich das anfühlen könnte. Darum auch
Erstaunlich und bewundernswert wie du aber damit umgehen kannst.

Wenn du gerne mehr draußen sein willst, dir aber der Antrieb fehlt: Scheiß auf den Antrieb und mach es einfach und sieh dann weiter...

-Ich leider unter extrem penentranten ohrwürmern, mein kopf singt gesungene musik die er vorher im radio oder ähnlichem gehört hat teilweise stundenlang nach, ich komme also geistig quasi nie ur ruhe.
Vielleicht ist das kein angebrachter Vergleich, aber genau das erlebe ich (wie du auch schreibst, teilweise stundenlang) genauso.

und das
-Ich fühle mich sehr unwohl unter fremden menschen, gedanken wie "hasse sie" springen mir einfach in den kopf und verstören ungemein.
kenn' ich auch.



Einen Rat den ich dir wirklich von ganzen Herzen geben kann:
Falls du einen Menschen hast, dem du ganz und absolut ganz vertrauen kannst, der sich auch Zeit für dich nehmen mag, Freundin, Freund, Bruder, Schwester, Eltern ... irgendwer... öffne dich ihm einfach: wenn ihr viel Zeit miteinander verbringen könnt, dann teile dein Innenleben mit ihm und teile es ihm mit. Sag dann einfach auch laut "hey, mir spukt's grade so arg im kopf rum alá 'töte hier, töte da' "
Ich könnte mir Vorstellen, eine wirkliche Vertrauensperson kann sehr viel Helfen.
Und Veränderungen brauchen Zeit. Auch wenn du schon ein ganzes Jahr darunter leidest, und das einiges an Zeit ist.
Veränderungen brauchen Zeit.

Ich wünsch dir viel Glück und hoffe, es kann dir jemand mehr helfen als ich.

Re: Schizophrenie

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Hab nur ne persönliche Geschichte beizusteuern. Weiss nicht ob sie dir was bringt.
Ich war vor ungefähr 3 Monaten bei einem psychotischen Schub dabei.
Auf LSD Afterglow an einer Goaparty begann mein Freund vollkommen auszuticken. Seit ungefähr einem Jahr schien sein Selbstvertrauen langsam immer weiter abzubrökeln. Sein aussehn und was andere über ihn dachten wurde ihm immer wichtiger. Ich schob dies auf seinen täglichen Gras Konsum und riet ihm Pausen einzulegen. Er ist aber eine extrem sture Person und nimmt keine Hilfe an.
Also zurück zum diesem Abend. Er tischte mir ne extrem paranoide Story auf. Er höre Stimmen die ihn auslachen und befehle geben. Die Polizei verfolge ihn und seine Mutter sei auch hier u.s.w. Sie suchen ihn!
Wir versuchten ihn zu beruhigen und sagten ihm immer wieder dies sei nicht real. Er glaubte seinen Stimmen anscheinend mehr als seinen alten Freunden. Er fing an zu weinen.
Auch ein Benzo wollte er nicht einnehmen, es sei zu 100% vergiftet.
Nach sehr anstrengenden 4h blieb uns keine andere Möglichkeit als den Krankenwagen zu holen.
Die Stimmen verstummten nach 3 Wochen Zyprexa Konsum und Kiffstopp.
Nach 2 Monaten stellte er die Medikamente ein und fing wieder mit täglichem Kiffen an. Auch der Konsum von Acid schien die Stimmen nicht mehr zürückzubringen.
Keine Ahnung ob er dies nur behauptet oder es wirklich stimmt. Mir ist es ein Rätsel. Keine Therapie, nur kurze Medikation und alles ist wieder in Ordnung. :nixplan:
Und die stundenlangen Ohrwürmer hab ich auch :freu:
"It's only after we've lost everything, that we're free to do anything!" Fight Club

Re: Schizophrenie

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Jim DeKorne beschreibt in 'Psychedelischer Neo- Schamanismus' eine Theorie nach welcher Schizophrene in Kontakt mit Spirituellen Wesen stehen welche Menschen gegenüber nicht gut gesonnen sind und äusserst sadistisch agieren.

Also nach DeKorne macht man durch den Konsum psychedelischer Substanzen Kanäle auf welche einen für spirituelle Entitäten zugänglicher machen. Nun gibt es auf der 'anderen Seite' auch genügend Wesenheiten welche neidisch sind weil sie keinen Körper haben, oder welche aus zig möglichen Gründen Menschenhasser sind - und solche machen sich wohl schon gern einen Spass draus Menschen zu quälen, irritieren und irrezuleiten.

Nun mal angenommen bei dir ist nun solch ein Kanal dauerhaft geöffnet und es haben sich an dich Wesenheiten gehängt, welche sich an deinem Leid ergötzen, könnte evtl ein Geistesheiler/ Schamane weiterhelfen.

Dieser Ansatz geht jetzt halt nicht Hand in Hand mit der geläufigen schulmedizinischen Lehrmeinung, aber alles in allem ist er einleuchtend.

Ich weiss nun nicht wie deine Haltung gegenüber Geistesheilern/ Schamanen etc. ist, und es gibt in diesem Sektor sicher auch viele Scharlatane, aber versuchs doch mal - verlieren kannst du nur Geld, gewinnen hingegen einiges.
There are, strictly speaking, no enlightened people, there is only enlightened activity. - Shunryu Suzuki Roshi

Re: Schizophrenie

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Psychedelicious hat geschrieben:Jim DeKorne beschreibt ....
Nach dem Post werde ich nun doch einen Teil der PM hier reinstellen, da es wohl nicht nur den Threadstarter betrifft:

Wenn die Art von Reisen unternommen wird, die Du{wie viele Andere auch}betrieben hast, dann kann es schon mal passieren, daß es "Einheimische" gibt, die neugierig werden; ebenso, wie Du auf einer Reise nach Mexico oder Thailand oder Indien oder .... auf wohlmeinende Einheimische treffen kannst oder auf Abzocker, kannst Du auch bei dieser anderen Art des Reisens an Jemand/Etwas geraten, der/das Dir nicht wohl gesonnen ist.
Komischerweise macht sich darüber fast Keine(r) 'nen Kopf. :nixplan:

Ich habe hier noch was aus dem Ayahuascaforum:
"But what about the creatures I saw there?"

"Yes, they were there. Forget them. Forget your fear. All of these spirits are bravo, aggressive. They like bravo. If they are bravo, you be more bravo. If they are 100-feet tall, make yourself 200-feet tall. Then they will respect you and you will not be afraid. They will only scare you if you are afraid of them."
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Re: Schizophrenie

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homme hat geschrieben:Mir kam beim lesen an einigen Stellen (wie du schreibst, dass du Gegen deine Wut ankämpfen musstest) automatisch Gedanken an meine Meditation.
Ob ich dir ernsthaft den Rat geben will, zu meditieren, kann ich selbst nicht entscheiden. Es hies dabei immer, das psychische stabilität notwenidg sei, dass man dadurch auch nicht Heilung solcher Leiden erwarten soll oder darf. Dass vieleicht auch mehr Schaden als Nutzen entseht.
Der Gedanke an Meditation kam mir auch. Zumindest in der Theorie kann es eine positive, die Gedanken aufklaerende Wirkung haben, indem man destruktiven Impulse keine Nahrung gibt, sprich diese als destruktiv erkennt und diesen deshalb nicht weiter nachgeht, und indem man kreative Impulse im Gewahrsein haelt. Inwiefern das allerdings vom Threadersteller umsetzbar sein wird bzw. ob es einen Versuch wert ist oder nicht, wage ich nicht zu beurteilen.

@homme: Wie meinst Du, dass mehr Schaden als Nutzen entstehen koennte?
homme hat geschrieben:Ich könnte mir Vorstellen, eine wirkliche Vertrauensperson kann sehr viel Helfen.
Einerseits das, oder falls mal keine verfuegbar sein sollte: Vielleicht kann es auch helfen, wenn man seine Gedanken einfach nur niederschreibt, um Ballast abzuwerfen. Ich persoenlich finde es oftmals hilfreich und befreiend, gerade das, was mir haeufig im Kopf rumschwirrt und mein Denken dominiert und andere Impulse blockiert zu Papier zu bringen, um meinen "Arbeitsspeicher" zu entlasten und den Kopf frei zu bekommen.


Was mir ansonsten noch dazu einfaellt bzw. was ich in der Situation versuchen wuerde:
Je besser es gelingt, die Existenz der Daemonen der Seele zu akzeptieren und diesen neuen Aspekt ins Leben zu integrieren, desto eher wird man vermutlich in der Lage sein, mit der Situation zurechtzukommen. Andererseits wuerde ich diesem neuen Aspekt auch nicht zu viel Aufmerksamkeit zukommen lassen, um zu verhindern, dass diese Dinge in Deinem Leben Uebergewicht bekommen und Dich beherrschen. Klingt wahrscheinlich leider alles viel einfacher, als es in Wirklichkeit ist. Ich moechte damit nicht ueberheblich klingen, insbesondere da ich Deine individuelle Situation, talkinghead, nicht beurteilen kann, aber irgendwie ist es schwierig, geeignete Worte zu finden, ohne dass man dabei jemandem auf den Schlips tritt.

Zum Thema Ohrwuermer und Musik: Vielleicht wuerde es Dir helfen, mal eine Zeit lang auf jeglichen musikalischen Input zu verzichten (oder zumindest auf den, der Dich besonders verfolgt)?! Bei mir kommen die ganz hartnaeckigen Ohrwuermer meistens aus dem Radio oder TV und indem ich mir diesen Mist (meistens kommt ja sowieso nur Mist in Radio und TV) einfach nicht mehr antue, drehen sich auch meine Gedanken nicht mehr so sehr um diesen nutzlosen Kram.

Bezueglich der Gedanken, die Wut in Dir ausloesen oder Hass verkoerpern: Gedanken fuehren ihr Eigenleben. Sie nehmen dabei mitunter Gestalt an, die Dir selbst unheimlich erscheint und kommen und gehen wann sie wollen. Deswegen braucht man sie auch nicht beherrschen oder zu kontrollieren versuchen. Auch hier ist eine offene, akzeptierende Haltung sicherlich nicht verkehrt. Allerdings sollte man sie auch nicht ueberbewerten und man sollte dabei auf keinen Fall vergessen, dass Gedanken nicht mit dem Selbst gleichzusetzen sind. Denn das wird erst dadurch festgelegt, was Du aus den Gedanken machst, welche Handlungen und Aktivitaeten Du ausfuehrst.

@talkinghead: Ich hoffe sehr, dass Du mit Deiner Situation gut zurechtkommst und einen Weg finden wirst, damit umzugehen und ich wuerde mich freuen, hier weiter von Dir zu hoeren.

Re: Schizophrenie

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So, erstmal sorry das ich so lang nix geschrieben hab, hatte irgendwie absolut keinen antrieb dafür.
Bin seit nem Monat wieder in ner Tagesklinik, es wird wieder an der Medikation rumgedoktort, leider völlig ohne irgendeine wirkung.

Ich hab auch versucht das was mir hier im forum angeraten wurde umzusetzen, allein es brachte nichts.
Das problem ist das die Stimmen die ich höre nicht wirklich wie ein anderes Wesen rüberkommen (dann könnte ich ja dagegen angehen), sondern einfach wie fehlwahrnehmungen meines Gehirns.
Ich hab auch versucht mal andere Musikrichtungen zu hören als ich normal höre, aber es kommt alles aufs gleiche raus. Musik klingt einfach nurnoch verzerrt und unemotional, und berührt mich kein bisschen.

Bald sind es zwei jahre seit beginn der psychose, und bis jetzt hat sich noch gar nichts gebessert. Bin ziemlich verzweifelt. :/

Achja, bezüglich der Ohrwürmer: Hab versucht mal komplett auf Musik zu verzichten, aber dann sucht mein Kopf nach liedern die er kennt und "startet" die intern in mir. Hab wirklich absolut keine ruhige Minute mehr. (ausser ich beschäftige mich wie jetzt beim schreiben, aber das kann auch keine dauerlösung sein, ich muss wieder das nichtstun geniessen können, das braucht man als mensch einfach ab und an)
"God comes to visit me every once in a while. Actually, he comes more often than i'd like." ;)

Re: Schizophrenie

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Hast du schon probiert in dein Leben ganz neue Inhalte einzubringen, neue Hobbys, Beschäftigungen? Ohne jetzt zu wissen, wie es dir geht und was du durchmachst, denke ich mir, dass es schon sehr davon abhängt, ob noch die alten Verhaltens/Denkmuster teil deines Alltags sind. Das ist ja alles miteinander verwoben. Vielleicht kann man es so betrachten, dass etwas in dir eine Eigendynamik entwickelt hat und sich von den alten Gewohnheitsmustern aufrecht erhält.

Lass dir jedenfalls von der Verwirrung nicht die Sicht nehmen, ich wünsche dir viel Kraft dabei!

Re: Schizophrenie

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talkinghead hat geschrieben:... Ich hab auch versucht das was mir hier im forum angeraten wurde umzusetzen, allein es brachte nichts. /
Das problem ist das die Stimmen die ich höre nicht wirklich wie ein anderes Wesen rüberkommen (dann könnte ich ja dagegen angehen), sondern einfach wie fehlwahrnehmungen meines Gehirns.
/
Ich hab auch versucht ...
Hallo talkinghead,

bei dem von mir hervorgehobenen Satz begehst Du{imho}einen weit verbreiteten Fehler:

TRUE=Handeln, FALSE=Hände in den Schoß legen.

Damit meine ich, daß Du im Sinne einer mathematischen Beweisführung darüber entscheidest, ob Du etwas unternimmst oder es sein läßt; leider lassen fast Alle ihr Handeln davon bestimmen.

WENN die Stimmen 'wie ein anderes Wesen rüberkommen' würden, DANN könntst Du dagegen angehen. Da es wie Fehlwahrnehmungen Deines Gehirns rüberkommt, kannst Du selbst gar nichts machen und mußt Dich auf die Weisheit der Ärzte verlassen und darauf hoffen, daß sie die 'richtige' Medikation finden. q.e.d.

Ich geh mal davon aus, daß Du Dir im Laufe Deines Lebens schon mal einen Film in der Glotze{oder vielleicht sogar im Kino}angesehen hast.
Dabei hast Du sicherlich festgestellt, daß es Dich emotional bewegt, vielleicht in manchen Momenten regelrecht mitgerissen hat.

Worauf ich raus will, ist der Fakt, daß es Deiner Psyche nicht darauf ankommt, ob etwas "wahr" oder "falsch" ist, sondern einzig und allein auf die Geschichte, die erzählt wird.

Wenn es also für Dich erfordelich ist, daß die Stimmen die Du hörst für Dich wie ein anderes Wesen rüberkommen, damit Du dagegen angehen kannst, dann erzähl Dir selbst eine Geschichte, in der Du der Drachentöter bist.

Nochmal: "wahr" oder "unwahr" spielt für die Psyche keine Rolle!!!

Was mir bei Dir halt auffällt, ist folgendes: Die Geschichte, die Du uns erzählst, trägt den Titel "Schizophrenie" und das 'verkaufst' Du uns hier auch.
Du bist halt 'krank', hast schon alles mögliche 'versucht' - alleine in Deinem letzten Post drei mal - und zeichnest ein Bild der Hoffnungslosigkeit.

Mir scheint, daß Du keinen Bock hast, die Verantwortung für Dein Leben zu übernehmen, sondern das lieber Anderen{Ärzten, Schwestern, Pflegern}überläßt.

Der Punkt ist, daß Du die Geschichte, die Du uns erzählst, in erster Linie Dir selbst erzählst. Die Geschichte, daß Du 'krank' bist und somit 'hilfebedürftig'.

Diese Geschichte kannst Du jederzeit umschreiben - so Du es von ganzem Herzen und mit jeder Faser Deines Seins auch wirklich willst.

Nur befürchte ich, daß hier demnächt ein Post steht, mit dem Satz:

"Ich hab auch das versucht, aber ...." :fies:

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Zum Schluß noch C.C.-Zitate zu dem Thema:
.... diene ausschließlich dazu, einem Krieger die Möglichkeit zu geben, einen bestimmten Zustand der Ruhe und des Wohlseins zu erreichen.
Mit Nachdruck betonte Don Juan, daß dieses Wohlsein ein Zustand sei, den man pflegen müsse, ein Zustand, an den man herangeführt werden müsse, um ihn anstreben zu können. »Du weißt nicht, wie das Wohlsein ist, denn du hast es nie erfahren«, sagte er.
Ich widersprach ihm. Doch er blieb dabei, daß Wohlsein eine Errungenschaft sei, die man bewußt anstreben müsse. Das einzige, was ich anzustreben wisse, sagte er, sei Desorientierung, Unwohlsein und Verwirrung.
Er lachte und versicherte mir, um das Kunststück zu vollbringen, mich selbst in einen miserablen Zustand zu versetzen, müsse ich äußerst hart arbeiten, und es sei doch absurd, daß ich mir nie bewußt gemacht hatte, daß ich mich mit dem gleichen Aufwand ebensogut bemühen könne, mich zu vervollkommnen und stark zu werden.
»Es hängt davon ab, was wir anstreben«, sagte er. »Entweder wir machen uns elend, oder wir machen uns stark. Der Arbeitsaufwand ist stets derselbe.«
.... trotzdem möchte ich mich ändern, aber ich weiß nicht wie. Ich bin so unzulänglich.«
»Ich weiß schon, wie wenig du von dir hältst«, sagte er. »Das ist dein Tun. Und um dieses Tun zu beeinflussen, empfehle ich dir, ein anderes Tun zu lernen. Ich möchte, daß du dich von heute an acht Tage lang belügst. Statt dir die Wahrheit zu sagen, daß du so häßlich und miserabel und unzulänglich bist, wirst du dir sagen, daß du das völlige Gegenteil bist, wobei du wissen sollst, daß du lügst und daß du ein ganz hoffnungsloser Fall bist.« »Aber welchen Sinn hat es, sich so zu belügen, Don Juan?« »Es könnte dazu führen, daß du von einem anderen Tun abhängig wirst, und dann würdest du erkennen, daß beide Arten des Tuns Lügen sind und unwirklich, und daß es Zeitverschwendung ist, dich an das eine wie an das andere zu hängen, denn das einzige, was wirklich ist, ist das Sein in dir, das sterben wird.
Ein Krieger denkt an seinen Tod, wenn die Dinge unübersichtlich werden. Der Gedanke an den Tod kann als Einziges unseren Geist stählen.
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Re: Schizophrenie

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talkinghead hat geschrieben:Ich hab auch versucht das was mir hier im forum angeraten wurde umzusetzen, allein es brachte nichts.
Hast Du mal versucht zu meditieren? Wenn ja, was hat nicht funktioniert?

Hast Du es mal mit Sport probiert? Für mich ist sportliche Betätigung und die damit verbundene Anstrengung meistens mit einer Beruhigung und Entspannung verbunden - sowohl körperlich, als auch geistig. Man hört in diesem Zusammenhang immer wieder beim Sport abschalten können. Wenn man Übungen macht, muss man sich darauf konzentrieren und in der Zeit ist man nicht mit unnötigem Denken beschäftigt, was dem Geist hilft, etwas zur Ruhe zu kommen. Pack Dir doch einfach mal Dein Fahrrad, überwinde Deine Antriebslosigkeit, und zieh Dir ne richtig anstrengende Tour rein. Am besten irgendwo durch die Natur, durch den Wald, mit Steigungen, Unebenheiten, Abwechslung. Und das ziehst Du bis zum bitteren Ende durch, komme was wolle. Lass Dich von Zweifeln und unproduktiven Gedanken wie "Ich hab keinen Bock mehr.", "Was mache ich hier eigentlich? Bringt doch eh nichts!" nicht von Deinem Vorhaben abbringen. Dabei wird Deine Konzentrationsfähigkeit bzw. Deine Achtsamkeit gefordert und Deine Disziplin (Durchhaltevermögen) gestärkt. Wenn Du es geschafft hast, beobachte, was Du dabei fühlst.

"Es brachte nichts" klingt so nach der naiven Vorstellung, dass Du schnelle Lösungen erwartest und schnell aufgibst, wenn Du keine spürbare Verbesserung erkennst. Ich würde mich selbst darauf einstellen, dass das ganze Leben ein Kampf ist und aus harter, kontinuierlicher Arbeit besteht. Geduld und unerbittlicher Kampfgeist sind ganz wichtig. Selbstbefreiung setzt voraus, dass man sich selbst erkennt, insbesondere, dass man sich mit den Aspekten seiner Psyche vertraut macht, von denen man sich abgewandt hat oder die man ablehnt. Das heißt eben, dass man in die Tiefe der Seele hinabsteigen muss, wo erschreckende Geisteszustände, Dunkelheit und Schmerz auf einen warten können.

Deine Geschichte mit dem monströsen Frosch in Deinem Kopf erinnert mich sehr an Parallelen zu Märchengeschichten. Auf der Suche nach Ganzheit, Glück und Frieden muss sich der Held der Geschichte immer erst mit den inneren und äußeren Dämonen, den Schattenenergien, die durch irgendwelche Kreaturen symbolisiert werden, auseinandersetzen und mit diesen ein Abkommen schließen. Übertragen heißt das, anzuerkennen, dass diese Kreaturen da sind und bereit zu sein, Arbeit zu verrichten und sich mit Dunkelheit und Verzweiflung auseinanderzusetzen, ohne davonzulaufen. Das ist die Voraussetzung für jede weitere Entwicklung. Diese Arbeit kann Dir keiner abnehmen - auch keine Ärzte und Medikamente.

Ich wünsche Dir alles Gute, talkinghead. Gib niemals auf!

Re: Schizophrenie

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Danke erstmal für die antworten.
Ich versuch mal auf die einzelnen Punkte der letzten beiden Posts einzugehen, hoffe ich schaffe heute abend alles da ich recht müde bin, sonst teil ichs auf mehrere posts auf.
Hast Du mal versucht zu meditieren? Wenn ja, was hat nicht funktioniert?

Hast Du es mal mit Sport probiert?
So, also beim meditieren hab ich das problem das mein Kopf immer von einer assoziation zur nächsten springt und es mir nicht gelingt loszulassen (was ja das ziel von meditation ist). Das problem hatte ich früher auch schon, konnte dem aber mit psychedelischer Musik entgegenwirken. Seit ich aber in Musik stimmen höre (oder besser gesagt, seit mein verstand (also damit ich selbst), durch das stark erhöhte assoziationsvermögen in Musik stimmen einfügt die nicht da sind) scheint meditation keine auswirkung auf mein befinden mehr zu haben. Das war früher anders, da hab ich mich schon nach ner halben stunde augen zumachen und musikhören deutlich entspannter und ruhiger gefühlt.

Sport treibe ich seit ich in der Tagesklinik bin mindestens 2 mal pro woche, dazu kommt meist noch einmal pro woche ne längere Wanderung. Während des Sports fühle ich mich auch etwas besser, leider schlägt meine Laune kurz nach dem aufhören wieder auf meine alltägliche frustration und hoffnungslosigkeit um. Ich würde auch gerne mehr sport betreiben, nur wohne ich zurzeit in einer innenstadt und ich fühle mich immer ziemlich unwohl wenn mir auf der strasse fremde menschen begegnen. Da kommen dann unangenehme gedanken und gefühle hoch an die ich mich bis jetzt auch noch nicht gewöhnen konnte (ich versuche auch nicht die gefühle zu erjagen, aber jedes mal wenn mir ein fremder entgegenkommt auf der strasse sagt mein verstand etwas in die richtung wie "hasse ihn/der will dir was/etc." Ich konnte da leider bis jetzt nichts produktives draus ziehen, es hat schon fast etwas von nem automatismus der einfach immer wenn mir ein fremder mensch begegenet automatisch abgespielt wird. Darum verbringe ich die meiste zeit wenn ich nicht in der klinik bin in meiner wohnung oder bei guten freunden.
Das heißt eben, dass man in die Tiefe der Seele hinabsteigen muss, wo erschreckende Geisteszustände, Dunkelheit und Schmerz auf einen warten können.
Das problem ist ja grade das ich aufgrund dieses ganzen "störfunks" in meiner rübe es garnicht schaffe an meine seele zu gelangen. Früher ging das problemlos mit emotionaler musik und meditation, beides ist zur zeit aber zu einer farce geworden. Das problem sind garnicht so sehr die "dunklen" gedankengänge, diese sind mir ja auch vom trippen früher bekannt, sondern eher die völlig unsinnigen bis albernen gedanken die ich dauernd im kopf habe und die in sehr grosser zahl auftreten.

Ich kämpfe nicht gegen einen drachen sondern gegen einen Clown habe ich das gefühl. (Vielleicht sollte ich mit diesem Clown verschmelzen, nur schaffe ich es nicht den ganzen tag zu lachen, ich würde gerne mal wieder einen ernsten film gucken oder ein melancholisches Musikstück hören ohne das alles durch meinen verstand in lächerliche gezogen wird)

So, nun zum post von Eulenspiegel.
Worauf ich raus will, ist der Fakt, daß es Deiner Psyche nicht darauf ankommt, ob etwas "wahr" oder "falsch" ist, sondern einzig und allein auf die Geschichte, die erzählt wird.
Das glaube ich dir gerne, nur bin ich mir einem naturwissenschaftlichen weltbild grossgeworden, und in der klinik höre ich ja auch nichts anderes als das es sich um eine genetische krankheit handelt.
Jetzt muss ich mal ein bisschen weiter ausholen: (ich werde hier noch ein letztes mal auf ein paar erlebnisse eingehen die meiner ansicht nach recht wichtig sind)
Zu beginn der "Krankheit" fühlte sich mein verstand sehr traummässig an, grade so elemente wie der frosch der in mein bewusstsein eindrang. Die erste woche hatte ich ja auf eigenen wunsch noch keine Medikamente genommen und war stattdessen jeden tag lange im wald spazieren und hatte intensive musik gehört und versucht das ganze wie eine herausforderung zu nehmen. Nach einer woche steigerte ich mich allerdings in die vorstellung herein das ich jemanden verletzen könnte oder gar schlimmeres. (Ich wohnte zu dieser zeit alleine und hatte leider nicht rund um die uhr jemanden da der mich runterreden konnte)
Daraufhin nahm ich medikamente, welche zuerst auch wie ein segen schienen da ich schlagartig wieder ruhe im kopf hatte. Nach ein paar monaten merkte ich jedoch das ich immer lustloser und apathischer wurde, also versuchte ich die dosis des medikaments (zyprexa war es übrigens, falls es jemanden interessiert) zu senken. Die nach ein paar tagen kehrten auch gleich wieder meine verlorengegangenen emotionen zurück, also beliess ich es erstmal bei der geringeren dosis. Nur wenige tage später "kippte" aber mein befinden, mein assoziationsvermögen wurde immer grösser und meine ganzen symptome wie die stimmen in musik und die permanenten unsinnigen gedanken fingen an.
Ich hab daraufhin lange im internet informationen zu schizophrenie durchgelesen und fand dann den netten begriff "absetzpsychose", sprich eine verschlimmerung der psychose bei vorzeitigem absetzen der medikamente.
Seit dies passierte schaffe ich es auch nicht mehr einen roten faden in dem was in meinem kopf vorgeht zu finden, es herrscht das chaos.
Der Punkt ist, daß Du die Geschichte, die Du uns erzählst, in erster Linie Dir selbst erzählst. Die Geschichte, daß Du 'krank' bist und somit 'hilfebedürftig'.

Diese Geschichte kannst Du jederzeit umschreiben - so Du es von ganzem Herzen und mit jeder Faser Deines Seins auch wirklich willst.
Bitte glaube mir, ich will das was zur zeit in mir vorgeht nicht mehr. Und doch "erfindet" mein verstand grade wieder stimmen in der musik die nebenbei läuft, und der teil von mir der noch normal tickt kann dabei nur zugucken.
Und mein ziel im leben war es sicher nicht ein hilfebedürftiger Krüppel zu werden, ich hatte viele verdammt viele träume und ziele. Ich versuche auch jetzt noch soviel ich kann selbst zu machen, habe keinen betreuer oder ähnliches. Nur entzieht der psychische Zustand in dem ich mich grade befinde mir viel von meiner kraft. Ich schaffe es nicht mehr diese ganzen krankhaften Automatismen zu stoppen.

liebe grüsse
"God comes to visit me every once in a while. Actually, he comes more often than i'd like." ;)

Re: Schizophrenie

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Wie reagierst du emotional, wenn du merkst, dass dein Kopf dir Streiche spielt ? Wenn eine "Stimme" oder ähnliches auftaucht, bist du dann frustriert, dass dies geschieht oder befindest du dich dann bereits in einem gefühlsmäßigen Zustand, der mit der - ich sag jetzt einfach mal - "Halluzination" quasi synchron geht ?

Ich könnt mir vorstellen, dass derart krasse psychische Symptome, wie du sie schilderst sehr leicht zu negativen Eigendynamiken führen können. Man hört die Stimme in der Musik, denkt sich dann: "Scheiße, dass wird niemals aufhören" und sodann regt sich natürlich eine negative Emotion, die wiederum das anfängliche Symptom verstärkt bzw. erneut hervorruft. Es ist wie eine negative psychische Rückkopplungsschleife, die das eigentliche Problem potentiert.

Um solche Teufelskreise zu durchbrechen, halte ich es für unabdingbar notwendig, dass man lernt seine Krankheit erst einmal zuzulassen und zu akzeptieren. Man muss sich schon mit dem Gedanken vertraut machen, dass dies nun eventuell für immer ein Teil von einem ist, sodass dieser Gedanke irgendwann nicht mehr mit einem negativen Gefühlzustand begleitet wird. Erst wenn man die negative Affektiertheit einen Schritt weit überwunden hat, wird es wieder möglich, die Symptome - so leidvoll sie auch sein mögen - einigermäßen neutral, vielleicht sogar hoffnungsvoll zu betrachten, und dann auch zu modulieren.

Theoretisch klingt dass natürlich alles ganz easy. In der Praxis mit all den Wiedrigkeiten, die das Leben so zu bieten hat, sieht das dann natürlich schon wieder anders aus. Hoffe trotzdem dir damit ein paar Denkanstöße gegeben zu haben. Mir hilft dieser Ansatz zum Durchbrechen negativer Gedankenmuster und hypochondrischer Tendenzen.

Wegen der Meditation. Vielleicht hilft ja eine andere Technik/Lehre/Umgebung weiter...

Vom Todschlagargument "genetische Prädisposition" würde ich mir an deiner Stelle nicht die Hoffnung rauben lassen. Gerade die neuen Erkenntnisse innerhalb der Genetik zeigen, dass man aufgrund einer genetischen Vorbelastung nicht zwangsläufig krank bleiben muss. Bestimmte Gensequenzen werden im Laufe des Lebens dynamisch aktiviert und deaktiviert und es muss längst nicht immer alles so bleiben wie es ist.

Bist du in der Tagesklinik obligatorisch. Kannst du da Auszeiten nehmen. Ich arbeite ja selbst in einer (auch psychatrisch); wenn auch mit Kindern und da ist es so, dass die immer, außer an Feiertagen, kommen müssen, ansonsten rebelliert die Kasse. In so einem klinischen Umfeld kann es schonmal vorkommen, dass man etwas zu sehr mit seiner eigenen Krankheit konfrontiert wird und die Möglichkeit zur Ablenkung durch schöne Dinge fehlt. Ist es nicht so schon Raum einnehmend genug, wird es dann oft auch noch zusätzlich in den Mittelpunkt des Lebens gestellt. Weiß nicht, wie das bei dir so ist, wie du das beurteilst.

Ich wünsch dir alles Gute. Lass dich niemals entmutigen ! Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt ! :)

Auf dass du bald genesest !!! :knuddel:


mao
Take pain as a game.

Re: Schizophrenie

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talkinghead hat geschrieben:So, also beim meditieren hab ich das problem das mein Kopf immer von einer assoziation zur nächsten springt und es mir nicht gelingt loszulassen (was ja das ziel von meditation ist).
Das Problem habe ich auch - manchmal mehr, manchmal weniger. Im Prinzip verfolgt man mit der Meditationsübung kein Ziel in dem Sinne, dass man etwas versucht zu erreichen. Meditation heißt, Achtsamkeit gegenüber dem Hier und Jetzt zu entwickeln und allem, was passiert, jedem Augenblick, mit einer offenen und akzeptierenden Haltung gegenüberzustehen (bzw. sitzen ;) ). Das heißt, wenn Deine Gedanken weiterspinnen, nimmst Du dies zwar zur Kenntnis, aber Du beobachtest nur, denkst nicht aktiv darüber nach und verstrickst Dich im Denken. Und selbst wenn Du Dich darin verlierst (was ein ganz natürlicher Vorgang ist), kehrst Du wieder zur Beobachtung (z.B. Deines Atems) zurück, ohne den gedanklichen Ausflug zu verurteilen.
talkinghead hat geschrieben:Während des Sports fühle ich mich auch etwas besser, leider schlägt meine Laune kurz nach dem aufhören wieder auf meine alltägliche frustration und hoffnungslosigkeit um.
Sport ist auch keine Methode, mit der Du diese Frustration loswerden wirst. Es ist nur eine Methode, Körper und Geist etwas Gutes zu tun - mal abzuschalten und den Fokus auf etwas anderes zu richten. Dass danach gewohnte Gedanken und Muster zurückkehren, finde ich nicht verwunderlich.
talkinghead hat geschrieben:Zu beginn der "Krankheit" fühlte sich mein verstand sehr traummässig an, grade so elemente wie der frosch der in mein bewusstsein eindrang
In der Traumdeutung geht man beispielsweise davon aus, dass alle vorkommenden Personen oder Lebewesen Anteile der eigenen Gesamtpersönlichkeit sind. Mit manchen identifiziert man sich und mit anderen wiederum überhaupt nicht. Man lehnt sie ab, oder bekommt überhaupt keinen Zugang zu ihnen. Je weniger man seinem Empfinden nach mit diesen zu tun hat, desto unbewusster leben diese in einem selbst. Die Lernaufgabe besteht darin, diese Anteile möglichst vorurteilsfrei anzusehen und sie in die bewusste Persönlichkeit zu integrieren. Je mehr es gelingt, sie zuzulassen, desto weniger furchteinflößend und radikal werden sie sich zeigen. Extrem und nicht integrierbar werden sie, wenn man sie von sich stößt.

Möglicherweise handelt es sich um unterdrückte, eingesperrte Persönlichkeitsanteile, die vom Unterbewusstsein aus agieren und dadurch Macht über Dich ausüben können, weil Du sie nicht kennst. Vielleicht sind sie böse und gewalttätig geworden, weil sie aus dem Bewusstsein verbannt wurden. Das heißt, befreien bzw. heilen kannst Du sie u.U., wenn Du eine bewusste Beziehung zu ihnen aufbaust und sie (bedingungslos) annimmst.
talkinghead hat geschrieben:Ich würde auch gerne mehr sport betreiben, nur wohne ich zurzeit in einer innenstadt und ich fühle mich immer ziemlich unwohl wenn mir auf der strasse fremde menschen begegnen. Da kommen dann unangenehme gedanken und gefühle hoch an die ich mich bis jetzt auch noch nicht gewöhnen konnte (ich versuche auch nicht die gefühle zu erjagen, aber jedes mal wenn mir ein fremder entgegenkommt auf der strasse sagt mein verstand etwas in die richtung wie "hasse ihn/der will dir was/etc."
Glaubst Du dann wirklich, dass er Dir was will?

Siehst Du keine Möglichkeit, diese Zweifel / Ablehnung zu überwinden?
talkinghead hat geschrieben:Bitte glaube mir, ich will das was zur zeit in mir vorgeht nicht mehr. Und doch "erfindet" mein verstand grade wieder stimmen in der musik die nebenbei läuft, und der teil von mir der noch normal tickt kann dabei nur zugucken.
Vielleicht kannst Du ja versuchen, mit Deinem Verstand einen Kompromiss auszuhandeln. Zum Beispiel, dass Du Deinem Geist bewusst eine Ruhepause gönnst, indem Du meditierst (auch wenn es scheinbar nicht klappt), dass Du Deinem Geist ermöglichst, auf andere Gedanken zu kommen, indem Du Sport treibst, und dass Du danach aber im Gegenzug auch akzeptierst und annimmst, dass bestimmte Gedanken und Gefühle Aufmerksamkeit wollen - wie ein gegenseitiges Abkommen. Evtl. gelingt es Dir ja dadurch, mehr Struktur ins Chaos zu bringen.

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