Ist unsere Welt eine virtuelle Realität?

1
Einleitung
"Das Thema Virtualität ist so schön, dass es eigentlich nicht möglich ist, darüber etwas Endgültiges zu sagen". Mit diesen zögerlichen Worten beginnt Otto E. Rössler seinen Vortrag über die Frage, ob unsere Welt eine virtuelle Realität ist. Und scheinbar ist sowohl die wissenschaftliche als auch die philosophische Annäherung an diese Fragestellung lediglich ein großes Universum von einzelnen Thesen, die nur als Teilbelege eines unfassbaren Ganzen gelten.
Als wir anfingen uns mit diesem Thema auseinander zu setzen und mit anderen darüber sprachen, merkten wir schnell, das wir alle rasch ein Gefühl bekamen, als ob uns der Boden unter den Füssen weggezogen würde. Damit dies nicht auch beim Lesen dieses Textes geschieht, gehen wir in kleinen Schritten vor. Zuerst werfen wir einen Blick auf die Biographien von Rössler und Descartes und dann folgt eine kurze Begriffsklärung. Danach befassen wir uns mit den Hauptthesen des Textes. Darauf folgen Beispiele über die Inkonsistenz unserer Welt sowie Rösslers und unser Fazit.
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und hoffen, Ihnen einen kleinen Einblick in die unendlich und strahlende Schönheit dieses Themas zu ermöglichen.

Biographien
.....
{Die Biographien hab ich mir geschenkt. Das sind auch so schon 25.000 Zeichen. ^^ }

Begriffsklärung
Endo/Exo-Perspektive
bedeutet soviel wie die Sicht von innen bzw. von aussen. Sie ist aber relativ, da in der Endo-Sicht die Möglichkeit der Exo-Sicht besteht und umgekehrt.

Endophysik
auch die "Physik von Innen" genannt. Die Endophysik ist eine Physik des Interface und ein Kind des Computerzeitalters. Diese Interface-Physik versucht, die Relativitätstheorie auf den mikroskopischen Bereich auszudehnen und zu verallgemeinern. Wenn die Welt von einer mikroskopisch feinen Schnittstelle abhängt, werden möglicherweise die bisher rätselhaften "nichtklassischen" Phänomene der Quantenmechanik und der Relativitätstheorie einer rationalen Erklärung zugänglich. Eine "Supertechnologie" steht als mögliches Ziel im Hintergrund, die nicht etwas in der Welt verändert, wie das alle bisherigen Technologien tun, sondern die Welt selbst. Kurz gesagt: Sie betrachtet die Welt als Schnittstelle und versucht durch Erkenntnisse nicht nur die Welt zu erklären, sondern sie auch zu ändern(in unserer Wahrnehmung).

Konsistent
bedeutet: dauerhaft, widerspruchsfrei, sauber konstruiert

Chaostheorie
befasst sich mit der Erforschung nichtlinearer dynamischer Systeme, die chaotisches Verhalten zeigen können. Chaotisches Verhalten liegt u.a. dann vor, wenn geringste Ã"nderungen in den Anfangsbedingungen später zu nahezu beliebig großen Ã"nderungen führen(Schmetterlingseffekt).

Phänomenologie
Die Phänomenologie geht von Erklärenden zum Beschreibenden über, z.B. kann ein Baum,den man sieht, nicht als Phänomen im Kopf erklärt werden. Das Phänomen wird nur beschrieben. Die Phänomenologie ist eine Denkmethode, die von der Frage absieht, ob der Erkenntnisgegenstand auch unabhängig vom erkennenden Bewusstsein existiert. Das phänomenologische Denken klammert sukzessive jede Vormeinung und Vorentscheidung ein. Ziel ist dabei, "zu den Sachen selbst" vorzudringen. Das auf diese Weise geschaute Phänomen zeigt am Ende sein gesamtes reines Wesen oder seine Idee.

Virtualität
ist "potentiell möglich", aber nicht real erfahrbar ist. Sie ist immer auf ein konkretes Objekt bezogen, das in der Realität existiert oder kann die Abstraktion eines realen Objektes sein. Ihre besondere Eigenschaft ist somit, daß sie einem Objekt der Realität nachempfunden ist. Dies hat zusätzliche Nutzeneffekte, da sie auf physikalische Attribute verzichtet, z.B. Flugzeugsimulator oder "virtuelle Leiche".
In Los Alamos begann übrigens 1957 die virtuellen Realität. Man versuchte das Verhalten von Billardkugeln zu simulieren. Nebenbei: 100 Millionen Billiardkügelchen würden ein kleines Stück Nervenmembran simulieren.
Quantenmechanik unter anderem besagt sie, dass Elektromagnetische Wellen unter bestimmten Umständen Teilchencharakter zeigen und Materie unter bestimmten Umständen Wellencharakter zeigt.

Hauptthesen
Descartes unfaire Bildschirm-Situation
Das Höhlengleichnis von Platon kennt wahrscheinlich jeder. Deshalb möchten wir nur in ein paar Worten auf ein ähnliche Theorie eingehen: Descartes hatte die Idee, daß unser Leben so aussehen könnte, daß wir in einem Raum an einen Stuhl gefesselt sind. Vor uns ist ein Bildschirm und ein paar Hebel, mit denen wir die Geschehnisse auf dem Bildschirm teilweise beeinflüssen können. Unser ganzes Leben lang schaffen wir es nicht den Blick vom Bildschrim zu lösen, oder wohlmöglich den Raum zu verlassen. Somit sind wir Opfer von Halluzinationen. Dies empfindet Descartes als unfairer Situation, oder üblen Scherz, da wir nicht heraus können, d.h. man kann nicht von der Endo in die Exo-Ebene wechseln. So kann z.B. ein Held nicht das Buch zerstören, in welchem er vorkommt. Descartes folgerte daraus, daß unsere Welt in Wirklichkeit eine Maschine sein könnte. Er ging sogar noch weiter und stellte unser Bewußtsein in Frage, indem er unser Gehirn zu einer Maschine erklärte.

Hilary Putnam Gehirn-im-Tank-These
Wie können wir herausfinden, ob unsere Welt und wir nur Maschinen sind? Hierzu ein kleines Gedankenspiel von Hilary Putnam: Man entfernt einen schlafenden Menschen das Gehirn, ohne das dieser es merkt. Das Gehirn kommt in einen Tank und es wird eine nicht sichbare Verbindung hergestellt zu dem Körper. Der Mensch, wenn er aufwacht, wird nicht merken, daß sich sein Gehirn nicht mehr in seinem Kopf befindet. Somit ist es egal, wo unser Gehirn ist. Im nächsten Schritt ersetzen wir den Körper durch einen Computer, der dem Gehirn im Tank Reizsignale vorspielt, und die Signale, die das Gehirn zurück an den Computer sendet, verarbeitet in neue Reizsignale, die wiederum an das Gehirn gesendet werden. Der nächste Schritt wäre Teilbereiche des Gehirns durch elektronische Elemente zu ersetzen, bis das Gehirn nur noch eine Maschine ist. Wenn man dann dem Menschen, dem man anfangs das Gehirn entfernt hat, erklären würde, das er nicht mehr wirklich ist, sondern nur noch virtuell, dann würde dieser uns weder glauben noch verstehen können.
Putnam folgerte daraus, daß man letzendlich die Realität voraussetzen muß, da man nicht in die Exo-Ebene wechseln kann.
Somit ist die Realität wie bei Descartes ein Raum, hinter den man nicht gehen kann.

Realität und Traum
Für Descartes gab es noch eine Frage, die geklärt werden muß, bevor man sich fragt, ob unsere Welt eine virtuelle Realität ist, nämlich die, worin der Unterschied zwischen Realität und Traum liegt. Denn erst dann können wir wissen, ob wir in einer geträumte virtuelle oder in einer wirkliche virtuelle Realität leben.
Leider fand Descartes keine Antwort auf diese Frage. Der Spruch "Ich denke, also bin ich" wird von Rössler interpretiert als "Ich empfinde bzw. habe Erfahrungen, also bin ich." und somit hat dieser Spruch auch eine Gültigkeit in der Traumebene.

Wie können wir nun sicher sein, ob wir in eine realen oder virtuellen Welt leben?
Wenn wir annehmen, daß unsere Welt real ist, könnte sie doch so geschickt konstruiert sein(d.h. konsistent in sich selbst), daß wir uns nicht sicher sein können, ob wir uns nicht doch in einer virtuellen Realität befinden. Descartes versuchte die Frage, ob wir in einer intern konsistenten und somit realen Welt leben, mit der Einigung auf eine gemeinsame Relation zu beantworten. So können wir z.B. nicht wirklich sagen was die Farbe Blau ist, aber wir alle können sagen, ob etwas bläulicher ist, als etwas anderes. Somit ist diese Welt konsistent. Solange kein Fall von Zauberei auftritt(z.B. ein fliegender Mensch), sind wir nach Descartes dazu befähigt, Aussagen über die nächsthöhere Seinsebene(Metaebene) zu treffen und zu glauben, dass wir in keiner virtuellen Realität leben.

Konsistenz bedeutet Allmacht
Wenn wir aber nun doch in einer perfekt konstruierten virtuellen Welt leben, würde dies bedeuten, daß eine Macht oder ein Wesen geben muß, welche diese erfunden und gebaut hat. Dieses Wesen erlangt durch die Konsistenz der Welt eine Allmacht über uns. Wir wären somit Sklaven von Illusionen und Halluzinationen, die wir nicht erkennen.
Was hätte es für einen Sinn, daß wir von einer sich nicht zu erkennenden Macht an der Nase herumgeführt werden, ohne es zu wissen? Dies würde bedeuten, daß ein Sadist uns zu Sklaven macht, aber es uns nicht wissen läßt, und das wäre unlogischer.
Die Konsistenz dieser Welt verschafft aber auch uns als Endo-Bewohner eine Allmacht, denn wir können in dieser Welt andere quälen. Nach Descartes ist das unser einziger Trost, denn wenn wir dies nicht tun, haben wir der Welt einen Sinn gegeben.

Kants Gegenargument vom freien Willen
Nach Immanuel Kant hat jeder Mensch einen freien Willen, wie können wir da in einer Virtualität gefangen sein? Doch nach Descartes entspringt alles Psychische unser eigenen Vorstellungskraft, daher ist der freie Wille auch nur ein Teil der konstruierten Vorstellungswelt(intrapsychisch) und somit eine Illusion.

Descartes Hoffnung
Er selbst legte den Grundstein für die moderne Wissenschaft, indem er alles anzweifelte.
Solange nichts unwiderlegbar bewiesen ist, kann es nicht als gesicherte Wahrheit anerkannt werden. Aber auch seine Konsistenzhypothese beinhaltete noch viele Zweifel und logische Unstimmigkeiten. Descartes hoffte aber darauf, daß es zu seinen Lebzeiten nicht gelingen würde, einen Beweis für die nicht-konsistenz dieser Welt zu erbringen. Sonst wäre er wahrscheinlich verrückt geworden.

Endo-Sicht schafft unlösbare Klärung der Frage ob unsere Realität virtuell ist
Putnams These
Putnam kritisiert die These der externalistischen Perspektive, den sogenannten "God's Eye point of view". Ein wichtiger Kernpunkt seiner Kritik besagt, dass der Mensch nicht aus der eigenen Sprache und Theorie heraustreten kann und unfähig ist, die Beziehung zur Welt von außen zu betrachten. Zusammenfassend müsse akzeptiert werden, dass sich unser Denken immer nur innerhalb unserer Sprache und Theorie bewegen könne. Die Realität ist nach Putnam somit "ein Raum, hinter den man nicht gehen kann". Putnam bezeichnet diese Position als "internen Realismus", später auch als "pragmatischen Realismus".

Beispiele für den Zusammenbruch der konsistenten Realität
Rösslers Beispiel der Quantenmechanik
Rössler selbst zeigt anhand der Quantenmechanik, daß unsere Welt nicht konsistnet ist.
Energie kann zu Materie und Materie zu Energie werden. Somit ist diese Welt nicht konsistent, denn alles befindet sich im steten Wandel.

Der Fakir, der weder trinkt noch isst
Der Fakir Prahlad Jani ist 76 Jahre alt und lebt im Ambaji Tempel in dem Bundesstadt Gujarat, Indien. Seit seinem elften Lebensjahr hat er weder etwas getrunken noch gegessen. Dieses Wunder wurde jetzt wissenschaftlich bewiesen: der Fakir willigte ein und begab sich für zehn Tage in das Sterling Hospital in der Stadt Ahmedabad zwecks gesicherter Überwachung des Phänomens. Eine Videokamera überwachte ihn rund um die Uhr. Einmal am Tag durfte er sich mit 100ml Wasser den Mund ausspülen. Das Wasser mußte er danach wieder ausspucken und es wurde gewogen. Nach zehn Tagen verließ der Fakir gutgelaunt das Hospital und kehrte zu seinem Tempel zurück.
Der Fakir selbst erklärt das Phänomen wie folgt. Aus ein Loch im Gaumen fließt eine Flüssigkeit, die ihm die Göttin Amba Mata schenkt. Diese Flüssigkeit ernährt ihn seit er acht Jahre alt ist vollständig. Im Hospital wurde ein Loch im Gaumen des Fakirs gefunden, aus der eine Flüssigkeit tropfte, die allerdings nicht zu analysieren war. Eine weitere Besonderheit lag darin, das die Blase des Fakirs Urin produzierte, dieser aber wieder von der Blasenwand aufgenommen wurde.
(Quellen: Der Spiegel; Stuttgarter Zeitung; BBC; CNN; Web.de)

Das Mädchen mit den Röntgenaugen
Ein junges russisches Mädchen, das einen Röntgenblick hat, mit dem es in den Körper anderer Menschen hineinschauen und Krankheiten diagnostizieren kann, war im Januar 2004 im britischen Fernsehen. Dort diagnostizierte sie korrekt den medizinischen Zustand von vier ihr unbekannten Personen - eine fehlende linke Niere, einen Wirbelsäulenschaden, Operationsnarben an der Milz und eine alte Schulterverletzung.
Der in der Sendung regelmäßig anwesende Arzt, der ursprünglich skeptisch war, sagte, er sei sehr beeindruckt. Die 17-jährige Natalia Demkina aus Saransk, östlich von Moskau, kann willentlich von normaler Sicht zu 'medizinischem' Blick wechseln, in ihren eigenen Körper kann sie aber nicht hineinsehen. Ihr Röntgenblick wurde entdeckt als sie im Alter von 10 die inneren Organe ihrer Mutter zeichnete. Als sie zum Psychiater gebracht wurde, malte sie dessen Magen mit einem bei ihm diagnostizierten Geschwür. Ihr Ruf hat sich verbreitet und Schlangen bilden sich vor ihrer Tür. "Ich kann sie nicht abweisen," sagt sie. "Ich nehme kein Geld dafür an. Am Ende des Tages bin ich oft erschöpft." Die Chefärztin des Hauptkrankenhauses in Saransk, Irina Kachan, hat Natalias Fortschritte beobachtet und sagt: "Der Prozentsatz der richtig diagnostizierten Fälle ist sehr hoch." Die Teenagerin möchte Medizin studieren, damit sie die Krankheiten der Patienten nicht nur diagnostizieren, sondern auch behandeln kann.
(Quellen: ITV, GB; Psychic News, GB; BBC; Washington Times; www.ananova.com)

Ein Erklärungsversuch aus Sicht der Lehren der Yaqui-Indianer
In den Büchern von Carlos Castaneda wird die Virtualität unseres Daseins durch die Verlagerung unserer Wahrnehmung (bzw. deren Schnittstelle) erklärt. Hierzu eine kurze Zusammenfassung mit den Hauptgedanken der Lehren der Yaqui-Indianer:
Don Juan, erklärte seinem Schüler Carlos Castaneda, daß die Schamanen durch für ihn unfaßbare Praktiken herausgefunden hatten, daß es für uns Menschen möglich ist, Energie unmittelbar so wahrzunehmen, wie sie im Universum fließt. Laut Don Juan behaupteten jene Schamanen mithin, daß ein jeder von uns das System, mit dem wir den Zustrom von Energie in Sinnesdaten umwandeln, für einen Moment ausschalten könne. Der Umwandlungsprozeß von Energie in Sinnesdaten ist typisch für die jeweilige Art von Organismus, die ihn benutzt(und in diesem Sinne sind wir Affen). In unserem Fall erzeugt die Umwandlung des Energiezustroms in Sinnesdaten ein Interpretationssystem, das die fließende Energie des Universums in die uns bekannte Alltagswelt verwandelt.
Nachdem jene Schamanen der Vorzeit ihre Fähigkeit zur unmittelbaren Wahrnehmung von Energie, die sie Sehen nannten, verifiziert und gefestigt hatten, erklärte Don Juan weiter, fuhren sie fort diese zu verfeinern, indem sie sie auf sich selbst anwandten. Dies bedeutet, daß sie einander, wann immer sie wollten, als Konglomerat von Energiefeldern wahrnahmen. Wenn ein Mensch auf diese Art wahrgenommen wird, erscheint er dem Seher wie eine gewaltige leuchtende Kugel. Die Ausmaße der Kugel entsprechen dabei der Breite der ausgestreckten Arme.
Wenn ein Mensch als Konglomerat von Energiefeldern wahrgenommen wird, kann man einen Punkt von besonders intensiver Leuchtkraft sehen, der sich auf Höhe der Schulterblätter, eine Armeslänge hinter dem physischen Körper befindet. Die Seher der Vorzeit, die diesen leuchtenden Punkt entdeckten, nannten ihn Montagepunkt , weil sie zu dem Schluß kamen, daß dies der Ort sei, an dem die Wahrnehmung zusammengesetzt bzw. "montiert" wird. Mit Hilfe ihres Sehens erkannten sie, daß in jenem leuchtenden Punkt, der sich bei allen Menschen an der gleichen Stelle befindet, unzählige Energiefelder in Form von leuchtenden Fäden zusammenlaufen, die das Universum als Ganzes bilden. Erst durch das Zusammenlaufen in diesem Punkt werden sie in Sinnesdaten umgewandelt, die für den Menschen als Organismus nutzbar sind. Diese Nutzung von in Sinnesdaten verwandelter Energie wurde von jenen Schamanen als ein Akt schierer Magie betrachtet: reine Energie, die vom Montagepunkt in eine wahrhaftige, allumfassende Welt transformiert wird, in der menschliche Wesen als Organismen leben und sterben können. Der Akt der Transformation des Zustroms reiner Energie in die wahrnehmbare Welt wurde von jenen Schamanen einem Interpretationssystem zugeschrieben. Ihre erschütternde Folgerung - erschütternd für sie und vielleicht auch für einige von uns, die genügend Energie haben, aufmerksam zuzuhören - war, daß der Montagepunkt nicht nur der Ort ist, an dem die Wahrnehmung durch die Umwandlung von reiner Energie in Sinnesdaten montiert wird, sondern auch der Ort, an dem die Interpretation der Sinnesdaten stattfindet.
Ihre nächste erschütternde Beobachtung war, daß sich der Montagepunkt während des Schlafes auf ganz natürliche und unauffällige Weise aus seiner gewohnten Position verschiebt. Sie fanden heraus, daß die mit der Verschiebung einhergehenden Träume umso bizarrer waren, je weiter sich der Montagepunkt von seiner gewohnten Position entfernt hatte. Ausgehend von diesen Beobachtungen, die sie durch ihr Sehen erlangten, gingen jene Schamanen gleich zur pragmatischen Anwendung ihrer Erkenntnisse über: zur willentlichen Verschiebung des Montagepunktes. Und die Ergebnisse ihrer Bemühungen nannten sie die Kunst des Träumens .
Diese Kunst wurde von jenen Schamanen als die pragmatische Nutzung gewöhnlicher Träume definiert, mit deren Hilfe man einen Eingang in andere Welten schuf. Dieser Eingang wurde durch eine willentliche Verschiebung des Montagepunkts geschaffen, der dann ebenso willentlich an seiner neuen Position gehalten wurde. Die Erkenntnisse, die jene Schamanen aus ihrer Praxis der Kunst des Träumens gewannen, waren eine Mischung aus logischem Denken und dem unmittelbaren Sehen von Energie, wie sie im Universum fließt. Sie erkannten, daß der Montagepunkt in seiner gewohnten Position der Ort ist, an dem eine gewisse, winzige Anzahl der Energiefäden zusammenläuft, die das Universum bilden. Wenn der Montagepunkt nun aber seine Position innerhalb des leuchtenden Eies ändert, läuft eine andere, winzige Anzahl von Energiefeldern in ihm zusammen, die einen neuen Zustrom von Sinnesdaten zur Folge haben: Energiefelder, die sich von den gewohnten unterscheiden, werden in Sinnesdaten umgewandelt, und diese anderen Energiefelder werden als eine andere Welt interpretiert.
Die Kunst des Träumens wurde für jene Schamanen zur zentralen Praxis, die sie mehr und mehr in ihren Bann schlug. Im Laufe dieser Praxis erfuhren sie unvergleichliche Zustände körperlicher Kraft und des Wohlbefindens, und in ihren Bemühungen, jene Zustände im Wachbewußtsein zu replizieren, fanden sie heraus, daß sie fähig waren, jene zu wiederholen, indem sie bestimmte körperliche Bewegungen nachvollzogen. Ihre Bemühungen gipfelten in der Entdeckung und Entwicklung einer großen Zahl solcher Bewegungen, die sie magische Bewegungen nannten.
In diesem Sinne kann unsere Welt als virtuell angesehen werden, da sie nur einen winzigen Teil dessen wiederspiegelt von dem, was es sonst noch alles gibt, was wir aber nie erfahren oder verstehen werden.

Rösslers Fazit
Rössler beantwortet die Konsistenzfrage nicht eindeutig. Viel eher stellt er Vermutungen an und hält sich mit einer unumstösslichen Beweisführung zurück. Das erklärt warum er im Laufe seines Vortrags sprunghaft zwischen verschiedenen Haupt- und Nebenthesen hin- und herwechselt.
"Ich würde daher dafür plädieren, dass die Welt zwar vielleicht eine virtuelle Realität ist, aber dass sie nicht schwarz ist. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, die vast shiningness of the subject - das wilde Leuchten unseres Themas nicht zu verdunkeln", so Rössler.
Ein wichtiger Aspekt des Fazits von Rössler ist hier die metaphorische Weigerung, die Welt zur "schwarzen Sorte" zu zählen. Eher scheint unsere Welt und das Hauptthema eine "vast shiningness" zu implizieren, die Zuordnung der Welt wird hier positiv betrachtet. In diesem Thema stecken somit viele interessante, bislang noch ungeahnte Möglichkeiten.

Unser Fazit
Ist unsere Welt also eine virtuelle Realität oder ist sie es nicht?
Nachdem wir uns nun solange mit dieser Frage beschäftigt haben, können wir nur eins sicher feststellen: Wir wissen es nicht und werden wohl auch nie eine Antwort darauf bekommen!
Wie also können wir mit einer so gravierenden aber unlösbaren Frage weiterleben ohne für alle Ewigkeit ins Grübeln zu verfallen und am Ende wohlmöglich verrückt zu werden?
Indem wir einfach so weiterleben wie zuvor! Das machen wir eh, denn wir schaffen es gar nicht aus unserer kleinen Welt der Alltagssorgen, der persönlichen Gefühle und gesellschaftlichen Verpflichtungen zu lösen und das, was uns jeden Tag umgibt, einmal mit objektiver Sicht wahrzunehmen. Die Antwort könnte auch lauten: Wir sind einfach zu beschränkt in unserem Denken! Auch das ist nicht schlimm, da selbst die größten Philosophen der Vergangenheit, wie auch die bedeutesten Wissenschaftler unserer Zeit keine Lösung anbieten konnten bzw. können.
Was hat es dann für einen Nutzen überhaupt so eine absurde Frage zu stellen?
Es ist unserer Meinung nach absolut notwendig, daß wir uns dieser Frage stellen und auch in Zukunft immmer wieder auf sie zurückkommen. Denn dadurch werden wir daran erinnert, daß es mehr gibt als wir sehen, viel mehr als was wir wissen und noch viel mehr als wir jemals auch nur erahnen können.
Eine ähnliche Frage könnte lauten: Kann der Mensch fliegen?
Nein, wäre wahrscheinlich von den meisten sofort die Antwort. Aber ganz sicher können wir auch das nicht beantworten. Nur weil wir nicht selber fliegen können noch jemals jemanden gesehen oder von jemanden gehört haben, der so etwas kann, heiß noch lange nicht, daß es unmöglich ist zu fliegen. Vor hundertfünfzig Jahren haben auch alle mit nein geantwortet. Dann gab es ein paar kluge Erfindungen und Menschen, die ihr Leben bereit waren zu riskieren, und heute sitzen wir ganz natürlich mit 352 anderen Menschen im Flugzeug, trinken Tomatensaft und erfreuen uns an dem schönen Sonnenuntergang über den Wolken.
Das soll jetzt aber nicht heißen, daß wir einfach abwarten sollen bis jemand etwas erfindet, womit wir die Frage nach der Virtualität unserer Welt beantworten können. Wir sollten anfangen, nichts mehr als absolut sicher zu erklären. Denn nur dadurch erlangen wir die Flexibilität, die wir so dringend benötigen, um aus unserer starren Gedankenwelt einen kleinen Schritt herauszutreten. Wir trauen uns bloß nicht unser geordnetes und sicheres Leben zu gefährden, indem wir solche Fragen stellen, da wir es nicht riskieren wollen, daß sich unser Leben, unser "erkämpftes Glück", in Lächerlichkeit verwandelt, wenn wir erstmal erkannt haben, das wir doch nicht so groß und wichtig sind, wie wir immer angenommen haben.
Traurig, aber wahr, wir halten fest an dem was wir kennen und wagen viel zu wenig!
Deshalb sind wir zu der Überzeugung gekommen, daß wir mehr wagen. Wenigstens von Zeit zu Zeit. Auch wir müssen weiterhin in dieser Realität Alltägliches tun, wie Arbeiten, Abwaschen oder Ausgehen. Aber manchmal könnten wir uns auch ein bißchen Zeit nehmen, und unseren Gedanken Flügel verleihen und uns die Freude bereiten das Land hinter dem Horizont zu erkunden. Wir werden mit einem glücklichen Herzen von diesen Ausflügen zurückkehren und wissen, wie schön es doch ist zu leben, wo immer das auch sein mag...
Im Spiegel von letzter Woche war ein Bericht über ein kleines italienisches Dorf, in dem Wunder geschehen(Nr.27,2004). In dem Artikel wurde beschrieben, wie überall im Ort verschiedene Dinge plötzlich anfingen zu brennen. So schlugen z.B. Flammen aus den Steckdosen eines Hausbewohners. Nachdem dreimal Elektriker den Schaden repariert und versichert hatten, daß dies nun nie wieder vorkommen könnte, fing die Waschmaschine Feuer. Wissenschaftler und alle möglichen Fachkundigen untersuchten die Vorfälle und kamen zu keiner logischen Erklärung.
Nach vier Wochen hörte der Spuck so plötzlich auf, wie er auch begonnen hatte.
Was läßt sich daraufhin über die Konsitenz dieser Realität sagen?
Es gibt sie nicht! Wir können also sicher sein, daß unsere Wahrnehmung, die als Schnittstelle zu dieser Welt und dem gesamten Universum dient, nur einen Bruchteil dessen verarbeiten kann, was in Wirklichkeit existiert bzw. möglich ist.
Laßt uns also die Welt mit frischen Augen betrachten und alles von vorn neu überdenken. Vielleicht schaffen wir es dann auch bald mit dem Fliegen.
Quellenangabe
www.wikipedia.org
www.net-lexikon.de
http://philosophenlexikon.de/
www.ph-freiburg.de/ew2/koesel/Lessing/N ... nh_1_1.htm
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/5004/1.html
http://carlos-castaneda.de/
http://www.philtalk.de/
And I'll spread my wings 'till sun and moon, singing the song of life, dancing the dance of life, becoming life itself, no longer knowing, that I am.

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste

cron